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Dem RUF DER GEISTER gefolgt - Tanja Bern berichtet über ihre Lesung im Café Stilbruch
Zum vierten Mal war ich nun im Café Stilbruch und jedes Mal ist es ein schönes Gefühl dort aufzutreten. Das Innere der liebevoll eingerichteten Örtlichkeit erinnert mich immer an einen englischen Pub und auch genau diese heimelige Atmosphäre verbreitet das Stilbruch, obwohl die Stimmung trotzdem einer Kleinstadt im Ruhrpott entspricht. Auch ist die Bezeichnung Café nicht ausreichend, um die Kulisse zu beschreiben, denn hier existieren Lounge, Bar, Café und Kleinkunstbühne. Die Literatur wird hauptsächlich montags vorgestellt und weist ein wirklich vielseitiges Programm auf, das von musikalischen Lesungen, bis hin zu Chanson oder auch zu Poetry Slam reicht. Ich durfte mein neues Buch Ruf der Geister vorstellen und habe mich dieses Mal auch nur darauf konzentriert. An den anderen Abenden begleitete mich oft der Gitarrist Michael Meyer, um den Zuhörer mit stimmungsvoller Folkmusik und mystischen Texten in andere Welten zu locken. Dieses Mal war alles anders und ich verspürte tatsächlich ein wenig Nervosität. Denn ich würde an diesem Abend nicht in ferne Welten abtauchen. Ich würde nicht über verwunschene Orte oder feenhafte Wesen lesen. Mein Protagonist ist ein normaler Mann, der in Gelsenkirchen lebt und als Streetworker arbeitet. Er trägt keine Magie in sich und ist auch nicht der Typ Katalogmodel. Doch damals beim Schreiben tauchte ich so sehr in die Geschichte und auch in ihn, dass ich Joshua auch ohne dies Leben einhauchte. Eines hebt ihn dennoch von den anderen ab. Von Kindheit an trägt er eine Gabe in sich. Er sieht und hört Geister, kann deren Erinnerungen herausfiltern. Interessant für mich war nach wie vor der Lokalkolorit, denn das Buch spielt in meiner Heimatstadt Gelsenkirchen. Ich würde also das Café Stilbruch, das mit Gladbeck direkt nebenan liegt, nicht besonders weit entführen. Wir würden nur einen kleinen Spaziergang machen. Schon der Büchertisch wurde sehr gut angenommen. Die Gäste blieben stehen und ihnen stach schnell der Umriss der Zeche ins Auge, der in dem Cover eingearbeitet worden war. Ein Gefühl von Zuhause! Das gefiel ihnen. Beim Lesen wob ich dann eine mystische, aber auch gruselige Stimmung, die den Zuhörer so gefangennahm, dass man eine Stecknadel hätte fallen hören können. Mit jedem Blick, den ich zu den Zuschauern warf, sah ich Menschen, die an meinen Lippen hingen. Meine Unruhe verflüchtigte sich und ich tauchte völlig in Joshuas Geschichte ein. Schon der Anfang warf den Zuhörer in das Geschehen und konfrontierte ihn mit einer Leiche. Hier ist es Joshua noch möglich, das Gesicht des Mörders aus den Gedanken des Opfers herauszufiltern, doch schon die nächste Szene, die ich las, gestaltete sich für meine Hauptfigur viel schwieriger. Ich wechselte dafür noch ein paar Kilometer weiter und ging nach Herten, in die Stadt, in der ich geboren worden bin. Die Zeche Ewald ragte vor Joshua auf und die Verstorbene kann ihm dieses Mal keine hilfreichen Bilder zeigen, denn das Antlitz des Täters ist verhüllt. Auch im eingefrorenen Berger See an dem ich selbst übrigens sehr häufig spazieren gehe gerät Joshua in eine prekäre Lage und scheint untrennbar mit den Geschehnissen verbunden. Als letzte Szene aus dem Buch wählte ich die Séance-Sequenz und erzählte von einem Geist, der so voller Zorn war, dass er die reale Welt beeinflusste. Mit der neuen Prologstory Fesseln der Finsternis, die man auch hier auf LITERRA nachlesen kann, läutete ich den Schluss der Lesung ein. Die gruselige Stimmung der Short Story kam sehr gut an und wir alle mussten schließlich wieder hervorkommen und gedanklich in das so völlig geisterlose Café Stilbruch zurückkommen. Es ergaben sich noch wunderbare Gespräche und neue Kontakte, die mir wieder einmal zeigten, wie wichtig es ist, als Autor präsent zu sein _ auch wenn wir Schriftsteller uns so gerne ins Schreibzimmer verkriechen, um in andere Welten und Personen einzutauchen. Auch Joshua wird mich wieder begleiten. Denn nachdem sich alle Leser einen zweiten Teil wünschen, wälzte ich mein Vorhaben, einen Einzeltitel zu präsentieren, einfach um. Und vor einigen Tagen, am Rhein-Herne-Kanal, als die Abendsonne hinter den Bäumen des Ruhrgebiets versank und sich die Fußgängerbrücke dort nostalgisch als Schattenumriss zeigte, entstand bereits spontan die erste neue Szene _ auf meinem kleinen iPod, der mir an diesem Abend ein treuer Begleiter war. Nicht nur für Musik, wie es sonst seine Aufgabe ist, sondern um die erste Szene zu schreiben, die rasch davonfloss, wie der silbrige Strom der Wasserstraße. ![]() OLDIGOR VERLAG
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