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Schreiben für die Gesundheit


Wenn Kugelschreiber angeblich in der Schwerelosigkeit im Weltall funktionieren, wie kommt es dann, dass sie nach ein paar Minuten Schreiben gegen eine senkrechte Fläche den Geist aufgeben? An der richtigen Technik, im Liegen mein Notizbuch zu füllen, habe ich seit Anfang des Jahres gearbeitet. Denn da hat mich ein Bandscheibenvorfall auf die Bretter – oder eher: aufs Sofa – geschickt. „In Ihrem Alter?“
Sieht so aus. Einige Spritzen, eine OP, viel, viel Warten und eine Reha später kann ich mich langsam wieder warmlaufen fürs Arbeiten. Der Mensch ist nicht zum Sitzen geschaffen, sagt man mir. Weil ich aber meinen Lebensunterhalt meistens sitzend verdiene, hab ich jetzt schon mal einen höhenverstellbaren Schreibtisch bestellt.

Was mich die ganzen Monate durch alle Schmerzen, Angst und Frustration bei Laune gehalten hat, ist das Schreiben. Das Manuskript zu meinem neuen Vampirroman, der 2017 bei Fabylon erscheinen wird, habe ich trotz Sabotageversuche seitens der Kugelschreiber auf dem Sofa fertiggestellt. Und andere Projekte geplant, amoklaufende Plotbunnys auf Notizzettel gebannt und mit Freunden im Schreibnacht-Forum Charaktere diskutiert. Nie zuvor habe ich mich so als Autor gefühlt. „Je mehr der Künstler leidet, umso besser das Produkt“ (um einen Direktor der Krakauer Kunstakademie zu zitieren)? Blödsinn. In der Reha saß ich am Tisch mit Krebspatienten, die keinen Magen mehr hatten, ich kann mich glücklich schätzen, echtes Leiden nicht kennengelernt zu haben. Aber ich hatte viel Zeit – zu viel Zeit, vielleicht –, um zu mir selbst zu kommen. Und mit dem Stift die Dämonen der depressiven Gedanken in Schach zu halten.

Schreiben ist schon immer ein Heilmittel für mich gewesen. Ich schreibe seit vielen Jahren Tagebuch, sehr unregelmäßig, aber es tut manchmal gut, seine wirren Gedanken und Gefühle auszuformulieren. Und obwohl ich nicht gerade auf den Mund gefallen bin, gelingt das schriftlich einfach besser. Am besten handschriftlich, da fließen die Worte freier, zumindest bei mir. Manche alte Tagebücher sind mit ihren pubertären Jammertiraden im Nachhinein unlesbar, doch damals habe ich das gebraucht, mich bedenkenlos und ohne Zensur im Kopf auskotzen zu können. Irgendwann kam ich auf den Trichter, die Macht des Schreibens positiv zu nutzen, und hielt gezielt schöne Ereignisse und Gedanken fest, um aus meinen Tagebüchern etwas zu machen, aus dem ich beim späteren Lesen Kraft schöpfen kann.

Aber was ich jetzt betrieben habe, ist Eskapismus vom Feinsten. Und warum auch nicht? „Die Einzigen, die etwas gegen Eskapismus haben, sind Gefängniswärter“, legt man gerne Tolkien in den Mund. Wenn meine Realität darin besteht, auf dem Sofa zu liegen und zu grübeln, ob und wann ich wieder auf die Beine komme, dann beschäftige ich mich doch lieber mit der Frage, wie Martin mit seiner neuen Daseinsform als Blutsauger klarkommt. Das Gleiche gilt fürs Lesen, Filme schauen, für nahezu jedes Hobby: Sie lenken uns ab und zeigen uns, dass das Leben nicht nur aus Arbeit und Leid besteht. Sie gehören genauso zum „echten Leben“, egal, was die Pessimisten meinen. Die Geschichten, die gerade in meinem Gehirn rumspringen, finde ich zu interessant, um sie zu ignorieren. Und das Beste: Da ich dieses Hobby zum Beruf gemacht habe (bzw. es bald ein immer stabileres Standbein wird), kann ich sie alle guten Gewissens aufschreiben. Auch wenn ich wieder gesund bin. Im Stehen an meinem neuen Schreibtisch. Oder zur Not mit Bleistift, wenn die Kugelschreiber streiken.
Andrea Weil
Andrea Weil

Weil ... Schreiben!
Beitrag Schreiben für die Gesundheit von Alisha Bionda
vom 16. Jul. 2016


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