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Die Epigonen des Dan Shocker


Gastautoren bei Larry Brent

Dan Shocker schuf mit dem Spezialagenten Larry Brent eine der beliebtesten Serienfiguren des deutschen Horror-Heftromans überhaupt, die auch heute noch viele Leser bestens unterhält. Die Abenteuer, die Larry Brent im Dienste der PSA zu bestehen hatte, sind legendär, und trotz seiner fortschreitenden Krankheit war Dan Shockers Fantasie unerschöpflich. Viele Romane, die nach dem Dienstantritt von Larry Brent entstanden, trugen unverkennbar die Spuren des Einflusses der PSA und ihres geistigen Vaters. Doch Dan Shocker litt an einer tückischen Muskelschwunderkrankung und so konnte der Autor im Laufe der Zeit immer weniger Romane schreiben und musste die Schriftstellerei schließlich ganz an den Nagel hängen. Die Fans hingegen wollten trotzdem nicht auf neue Fälle mit ihrem Lieblingsagenten verzichten, so dass die Verlage sich dazu entschlossen Gast- beziehungsweise Fremdautoren zu beauftragen übernatürliche Fälle für die PSA zu entwickeln.
YDen Anfang machte 1982 Uwe Anton mit Band 58, der den Titel „Todesschwadron des Geister-Lords“ trägt. Am Stil dieses abgedrehten Romans, in dem es um außerirdische Vogelwesen geht, erkennt man bereits, dass hier nicht Dan Shocker selbst die Feder führte. Immerhin verhalf Anton in diesem Roman der Agentin Saluta Molunde, alias X-GIRL-S, zu ihrem bis dato einzigen Auftritt. Im Jahr darauf erschien, vom selben Autor verfasst, „Der Hexer mit der Schlangenhand“, als Band 71. Der Roman erzählt die Geschichte des Chinesen Tsi Schin Huang, der die Schlangengottheit Lao To Hiau in sich aufnimmt und so zum Hexer wird. Larry Brent ermittelt hier an der Seite seines Kollegen Tanaka Kasuki, alias X-RAY-17. Auch dieser Agent hat in diesem Fall seinen bislang einzigen Auftritt absolviert. Im Gegensatz zum oben erwähnten Band 58 ist „Der Hexer mit der Schlangenhand“ bereits viel ausgereifter gewesen und ließ sich flüssig und spannend lesen.
YAls später der Pabel-Verlag die Fortsetzung der Serie übernahm kam der Leser noch in den Genuss eines Romans aus der Feder von W.A. Hary. Band 169 trug den Titel „Die Nacht der zürnenden Schädel“ und wurde gerade vom BLITZ-Verlag in dem Paperback „Mondgeister“ nachgedruckt, ein Werk, dass sich der Sammler der Vollständigkeit halber zulegen sollte.
Die Geschichte ist zusammenhanglos, unmotiviert und spannungsarm. Der Stil Harys ist unverkennbar und man darf froh sein, dass keine weiteren LARRY BRENT-Romane aus seiner Feder erschienen sind.
Einige Jahre später schrieb Werner Kurt Giesa den Roman „Der Dämonensohn schickt den Todesboten“, in dem der Sohn des unseligen Dr. Satanas zum zweiten Mal mit seinen Gegnern von der PSA zusammentraf. Der Roman sollte ursprünglich als Band 193 erscheinen, doch leider wurde die Serie mit Band 192 im Jahr 1986 endgültig eingestellt, so dass die Leser erst acht Jahre später in den Genuss der Geschichte kamen, als der neu gegründete Zaubermond-Verlag die kurzlebige Serie DAN SHOCKER herausbrachte, die direkt an die LARRY BRENT-Serie anknüpfte. YWerner K. Giesa besaß einen ganz eigenen Stil, schuf aber dennoch einen fesselnden Grusel-Krimi, der sich dank eines Exposees von Dan Shocker selbst, gut in die Serienkontinuität einfügte.
Nun, die Heftserie DAN SHOCKER brachte es auf sage und schreibe vier Ausgaben, von denen drei weitere Nachdrucke von Dan-Shocker-Romanen waren, die noch im Silber-Grusel-Krimi erschienen sind, und eigentlich in der LARRY BRENT-Serie neu aufgelegt werden sollten. Auch eine frisch gestartete Hardcover-Serie mit dem Titel DAN SHOCKER endete bereits nach dem ersten Band.
Erst der BLITZ-Verlag besann sich Ende der 90er Jahre und startete nicht nur die Serie LARRY BRENT-Classics, in der die Heftromane in chronologischer Reihenfolge neu aufgelegt werden sollten, sondern auch die Serie „LARRY BRENT – Neue Fälle“. Geschrieben allerdings nicht mehr von Dan Shocker selbst, der aufgrund seines besorgniserregenden Gesundheitszustandes dazu nicht mehr in der Lage war. Angeblich seien aber die Autoren persönlich von Dan Shocker ausgewählt worden. Die Cover hatten bei weitem nicht mehr die Aussagekraft und Kunstfertigkeit der Werke Lonatis, waren aber auch nicht wirklich schlecht.
YDen Beginn machte Manfred Weinland, der in Band 1 „Das Kind der Toten“ einen modernen Mystery-Thriller im Stil von AKTE X verfasste, in dem Larry Brent wieder an der Seite seiner Lieblingskollegin Morna Ulbrandson ermitteln durfte. Weinland versuchte gar nicht erst den Stil Dan Shockers zu kopieren. Ein Unterfangen, das von Anfang an zum Scheitern verurteilt gewesen wäre. Und doch wusste der Roman zu unterhalten und überzeugte durch seinen minimalistischen Stil und einen originellen Plot. Band 2 der neuen Fälle, verfasste Martin Eisele, und das Ergebnis war weitaus ernüchternder. „Der Blutengel von Tschernobyl“ war ein kruder Horror-Science-Fiction-Roman, der sowohl vom Storyaufbau, als auch von der Charakterisierung her nichts mehr mit der Serie gemein hatte, die Dan Shocker so sehr am Herzen lag. Zum Glück konnte auch für den dritten Band wieder Manfred Weinland gewonnen werden. Der Verlag hatte sich mittlerweile dazu entschlossen, die Serie mit dem Motto zu bewerben, dass Larry ab sofort größtenteils in Deutschland ermitteln würde. Regionalkrimis mit der PSA also. YDaher wurde Band 3 „Die Masken des Bösen“ mit dem Button „Der Worpswede-Thriller“ versehen. Bemerkenswert war zudem, dass in den Romanen von Manfred Weinland David Gallun wieder seinen Dienst als X-RAY-1 aufgenommen hatte. Larry Brent war also seiner Doppelfunktion als Leiter der PSA und als Agent X-RAY-3 enthoben. Der Umstand, dass der Dämonensohn von Dr. Satanas mit von der Partie war, machte diesen Roman zu einem kleinen Highlight. Ebenso wie der Auftritt von Larrys Kollegin Sylvia Malente. Darüber hinaus endete der Band mit einem beklemmenden Cliffhanger, der leider nicht mehr aufgegriffen wurde. Die einzigartige Chance der Serie ein wenig Kontinuität zu verleihen wurde vertan.
Stattdessen musste der Leser in den beiden kommenden Romanen hanebüchene Handlungen des Autorenduos Margret Schwekendiek und Antja Ippensen, sowie von Martin Eisele über sich ergehen lassen. Nette Gruselromane, wenn sie nicht in der Serie LARRY BRENT erschienen wären. Nach dem fünften Roman, „Der Biss des Lebenszehrers“ aus der Feder Martin Eiseles, beschloss der Verlag zum ersten Mal die Aufmachung zu ändern und überraschte durch ein grünes, futuristisches Coverlayout. Den mittlerweile sechsten Roman der neuen Abenteuer von LARRY BRENT und den ersten mit dem neuen Cover schrieb Dario Vandis, alias Dennis Erhardt, der einen der besten LARRY BRENT-Romane schrieb, die nicht aus der Feder Dan Shockers stammten. Der „Alraunenfluch“ handelt von Alchimie und finsteren Mächten, und verschlägt den PSA-Agenten nach Hamburg. YDer Stil von Dario Vandis fügte sich perfekt in die Serie ein und bescherte den Lesern ein gruseliges Lesevergnügen. Als nächstes war David Burnet an der Reihe, der mit „Werwölfe im Ruhrgebiet“ ebenfalls einen PSA-Fall in Deutschland ansiedelte und Larry Brent einmal mehr an der Seite von Klaus Thorwald, alias X-RAY-5, agieren ließ. Burnet schrieb einen sehr kurzweiligen, rasanten Werwolfthriller, der in seiner Schnörkellosigkeit eher an die Romane von Werner K. Giesa erinnerte als an Dan Shocker.
Nach diesem Roman stellte sich schnell heraus, dass die Leser mit dem neuen Layout nicht viel anfangen konnten, und so wurde Mark Freier beauftragt ein neues Layout zu entwerfen, das bis heute die Romane ziert und mit dem die Serie bereits eine beachtliche Zahl an Veröffentlichungen erreichte. Darüber hinaus ging man dazu über, die Nummerierung der neuen Abenteuer direkt an die Classic-Serie anzugliedern. Wenn die nachgedruckten Romane mit Band 107 vollständig sein werden, geht es mit Band 108 nahtlos mit den neuen Fällen weiter. Die oben erwähnten Bücher werden in dieser Aufzählung indes nicht mehr berücksichtigt. Den Beginn machte wieder ein Roman des Autorenduos Schwekendiek und Ippensen, unter dem Pseudonym Maran O’Connor. Y„Das Kloster des Grauens“ ist ein solider Gruselroman, der den Charakter von Larry Brent ganz gut wiedergibt, allerdings beileibe kein Highlight darstellt. Band 109 „Luzifers Gitarre“ ist dagegen ein reines Desaster. Larry Brent tritt erst nach fast der Hälfte des Romans, der eine an den Haaren herbeigezogene Handlung besitzt, in Erscheinung. Ein wenig spannender war da schon Al Wallons „Das Methusalem-Projekt“, doch hier tritt Larry Brent erst auf Seite 93 auf. In Sachen Serienkontinuität und Chronologie hatte man sich nun endgültig verzettelt, denn zum einen wird erwähnt, dass der Fall „Das Kind der Toten“ ein Jahr her ist, und das letzte Zusammentreffen zwischen Larry Brent und seinem Freund Iwan Kunaritschew im Roman „Der Blutengel von Tschernobyl“ stattfand. Beides Romane, die in der derzeitigen Serie gar nicht mehr vorgesehen waren.
Band 111 „Insel des Verderbens“ wurde wieder von Maran O’Connor geschrieben und gehört zu den langweiligsten Texten der kompletten Serie. YNicht viel besser, dafür aber actionreicher ist Earl Warrens Beitrag zur Serie. Der „Höllensohn“ ist eine krude Action-Fantasy-Geschichte, in der Larry Brent und Iwan Kunaritschew zu oberflächlichen Troubleshootern verkommen, die mit ihren Smith & Wesson-Lasern wie wild in der Gegend herumballern.
Mit Band 113 begannen Alisha Bionda und der Verlag damit der Serie wieder etwas Kontinuität zu verleihen und konzipierten die erste Trilogie, die nicht von Dan Shocker selbst verfasst wurde. Zentrales Thema sollte der Dämonensohn des Dr. Satanas sein, der dieses Mal Unterstützung bei den Dämonen der Goetia suchte. In Band 113 „Der Dämonensohn“ wurde zudem der oben bereits erwähnte Roman von Werner K. Giesa nachgedruckt. Als Vorspann zum Roman von Alisha Bionda wirkte dies ein wenig motivationslos, doch immerhin fand der Titel ein angemessene YErscheinungsform. Alisha Bionda erfand um die Figur des Dämonensohns eine spannende Geschichte, in der das finstere Wesen zum ersten Mal einen Namen erhielt und seine Feinde mit einem einzigen großen Schlag auslöschen wollte. Dass der dämonische Gestaltwandler dabei gänzlich auf seine Fähigkeit die Identität seiner Feinde anzunehmen verzichtete trübte den Lesespaß nur geringfügig. In Band 115 „Finale“, den Alisha Bionda gemeinsam mit S.H.A. Parzzival schrieb, kam es dann zum langersehnten Showdown zwischen Larry Brent und seinem Erzfeind. Darüber hinaus wurde am Ende in Aussicht gestellt, dass David Gallun bald genesen sei, und seinen Posten als X-RAY-1 wieder übernehmen würde. Wir erinnern uns, in den Romanen von Manfred Weinland und auch in dem Roman von Al Wallon war dies ohnehin der Fall.
Dennoch ist die Trilogie als voller Erfolg zu verbuchen. Umso enttäuschender war daher der Roman „Der Tod ist ewig“, ein grauenhaft langweiliger Regionalkrimi aus dem Sauerland, geschrieben von Chris Heller, alias Alfred Bekker, der scheinbar nicht die Absicht hatte einen LARRY BRENT-Roman zu schreiben, denn der Roman macht den Eindruck, als ob die Figur des PSA-Agenten nachträglich eingefügt worden sei.
YBand 117 ist ein Novum innerhalb der Serie, denn Christian Montillon schrieb ein Buch über die Entstehungsgeschichte der Serie LARRY BRENT, mit allerlei Hintergrundinformationen und exklusivem Material von Dan Shocker selbst, das er vor seinem Tod Christian Montillon zur Verfügung stellte. Montillon selbst steuerte zu diesem Band mehrere Kurzgeschichten bei, die bezeugen, dass er zu den wenigen Autoren gehört, die das Erbe Dan Shockers in angemessener Form fortsetzen könnten. Das macht er bereits beim Zaubermond-Verlag in der Serie MACABROS.
Vor kurzem erschien schließlich Band 118 der LARRY BRENT-Paperback-Serie, in der der letzte Roman nach einem Originalexposee von Dan Shocker erschien. „Mondgeister“ heißt die Geschichte und wurde von Lothar Gräner geschrieben, der einen ordentlichen Gruselroman ablieferte. Darüber hinaus beinhaltet das Buch den Nachdruck von Band 169 der Heftserie, über den besser der Mantel des Schweigens gebreitet wird, wie ich weiter oben bereits geschrieben habe. Am Ende des Buches schreibt Jörg Kaegelmann, dass die vergriffenen neuen Abenteuer nun doch in die laufende Serie integriert werden sollen. Prinzipiell eine wünschenswerte Entscheidung, die leider vollkommen die Chronologie sprengen wird. Zumal in Band 118 Larry Brent plötzlich wieder die Rolle als X-RAY-1 spielen muss.
Leider muss man sagen, dass die Fortsetzung von LARRY BRENT nicht ansatzweise so glamourös verlaufen ist, wie die von MACABROS, und man kann nur hoffen, dass in Zukunft mehr Sorgfalt in der Auswahl der Geschichten und der Autoren von Seiten des Verlags herrschen wird.

WIE DAN SHOCKER DAS FÜRCHTEN LEHRT
Beitrag Die Epigonen des Dan Shocker von Florian Hilleberg, Beitrag 17
vom 22. Jan. 2009


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