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Startseite > Rezensionen > Thomas Harbach > Science Fiction > Sonnenmotor Nr. 1

Sonnenmotor Nr. 1

SONNENMOTOR NR. 1

Buch / Science Fiction

Freder van Holk: "Sonnenmotor Nr. 1"
Roman, Softcover, 149 Seiten
Heinz Mohlberg Verlag 2007

Mit „Sonnenmotor Nr.1“ legt der Heinz Mohlberg- Verlag einen Roman aus der Feder Freder van Holks neu als Paperback auf. Neben dem obligatorischen Vorwort steuert der literarische Nachlassverwalter Heinz Galle ein kurzer, aber teilweise zu euphorisches Vorwort bei, dazu Fotos vom Autoren und dessen Vertrag. Das Erstaunliche insbesondere an Heinz Galles Vorwort ist der fehlende Hinweis auf die von Freder van Holk auch noch deutlich nach dem Zweiten Weltkrieg vertretene Hohlwelttheorie, welche im vorliegenden Band an zwei Stellen zumindest impliziert deutlich betont wird. Auf der anderen Seite stellt Heinz Galle aber auch eine der Stärken Freder van Holks heraus, nämlich eine Theorie – in diesem Fall eines österreichischen Professor, die Sonnenenergie nutzbar zu machen – in einen packenden, geradlinigen Abersteuerstoff umzuwandeln. Das im Gegensatz zum etwas reißerischen Klappentext die menschliche Handlung abgelöst von der technischen Ebene zwischen überzeichnetem Realismus und blanken Kitsch hin und her schwankt, ist eine der großen Schwächen Freder van Holks.

„Sonnenmotor Nr. 1“ ist zum ersten Mal 1941 erschienen, Anfang der fünfziger Jahre folgte der Nachdruck als Leihbuch. Das Titelbild stammt von dieser Auflage. Der Plot spiegelt den von Hans Dominik dominierten utopisch- technischen Zukunftsroman in allen Facetten wieder. Die Jules Verne Komponente – ein weiterer Autor, mit welchem van Holk oberflächlich verglichen worden ist – findet sich in der zum Teil exzentrisch übertriebenen Zeichnung des Handlungsträgers wieder.

Mit dem deutschen Wunderkind, Querdenker und Ingenieur Thomas Rotter, sowie seinem getreuen, fast devoten Diener hat Freder van Holk zwei charismatische, nicht immer sympathische, aber dickköpfige und ihrer Forschung bzw. ihrer Dienerschaft verschriebene Charaktere geschaffen. Insbesondere zu Beginn konzentriert sich der Autor darauf, Thomas Rotter als geistig wie körperlich überdurchschnittlichen Mann zu zeichnen, der von frühester Jugend an gelernt hat, seinen Weg mit erhobenem Haupt gegen alle Widerstände zu gehen. Dieser Romanaufbau wirkt aus heutiger Sicht teilweise doch sehr statisch und nicht immer konsequent, führt den Leser aber ungewöhnlich schnell in das Geschehen ein. Im Mittelpunkt steht die Suche nach einer neuen Energiequelle – der Sonnekraft -, um sich von den schwindenden Erölreserven und vor allem den Kohlelagern unabhängiger zu machen. In einem kurzen, aber prägnanten Dialog stellt Rotter seinem Gegenüber die Frage, wie lange diese wertvollen Bodenschätze noch reichen, wenn die Industrialisierung mit der gleichen Geschwindigkeit wie bisher fortschreitet. Eine Frage, die heute wieder akut ist. Das zumindest impliziert auch der verzweifelte anstehende Kampf der Deutschen Wehrmacht um die Erdölfelder insbesondere am Schwarzen Meer gemeint sein könnte, soll nicht Gegenstand dieser Rezension sein. Nicht selten erinnert Freder van Holks Beschreibung des Thomas Rotter an Viktor Baron Frankenstein, besessen von seinem einzigen Ziel, eine alt bekannte aber jetzt anders nutzbare Energiequelle zu erschließen. Im Vergleich zu den Ingenieuren, welche Hans Dominik in einer Vielzahl seiner Romane entwickelt hat, steht Thomas Rotter nicht nur vor dem Problem, die Wissenschaft zu überzeugen – das geschieht in einer Art Schreidebatte, in welcher nicht die überzeugendere These, sondern das größere Durchhaltevermögen schließlich obsiegt - , sondern die Erfindung zu finanzieren. Dabei gerät er in die Fänge der Tochter eines reichen Millionärs, deren Leben er vor einigen Jahren gerettet hat. Er liebt sie nicht, er ist (noch) nicht zu Liebe fähig, aber sie möchte ihn trotz der fehlenden Gefühle heiraten. Aus Geldmangel willigt er ein. Zwischen der Verlobung und der vorstehenden Hochzeit lernt er natürlich seine wahre Liebe kennen. Im Vergleich zu den Kitschromanen ist die Millionärstochter durchaus mit einer Mätresse einverstanden, schließlich heiratet man ja nur noch aus Prestige und nicht Emotionen. Eine ungewöhnliche moderne Ansicht, die von ihr nicht nur offen ausgesprochen, sondern auch vertreten wird. Es ist keine Überraschung, dass sich Thomas Rotter wieder als wahrer Ritter entpuppt, der nur die Frau heiraten kann, welche er liebt. Vom außerehelichen Verkehr allerdings ganz zu schweigen. Das schwächste Element der vorliegenden Romans ist die romantische Ebene. Hier quält sich Freder van Holk teilweise sehr unnötig und aus der Sicht seines Protagonisten märtyrerartig durch einen emotionalen Dschungel. Teilweise wirken diese Szenen zusammen mit der Lebensuntüchtigkeit des jungen Ingenieurs in den Forscherphasen unglaubwürdig, pathetisch und überzogen.

Der Roman funktioniert deutlich besser in Hinblick auf die technischen Ideen. Der Weg, den ersten brauchbaren Motor zu erschaffen, der ausschließlich von der Sonnenenergie betrieben wird, ist ein steiniger. Dabei spricht Freder van Holk die Borniertheit der etablierten Wissenschaftler und Forscher genauso an wie die Profitgier der Großkonzerne. Mit dem potentiellen Schwiegervater zeichnet er das klassisch klischeehafte Portrait des egoistischen Großkapitalisten, der zwar vordergründig die exzentrischen Wünsche seiner verwöhnten Tochter erfüllt, hintergründig allerdings nur am eigenen Profit interessiert ist. Das führt kurz vor Vollendung der Wundermaschinen zu einigen Spannungen zwischen den Protagonisten und einigen Nebenkriegsschauplätzen, mit denen der Autor allerdings unnötig Seiten und Zeit schindet. Die Auflösung dieser kompromittierenden Situation kommt aus Freundeshand, ein Reporter, welchem der Ingenieur schon einmal das Leben gerettet hat, hinterlässt die entsprechenden monetären Mittel. Hat der Leser zusammen mit dem Protagonisten alle Steine zumindest theoretisch aus dem Weg geräumt, wird der Blick auf eine interessante und auch heute noch aktuelle Idee frei. Penibel und genau beschreibt Feder van Holk die einzelnen Schritte von der Idee über die Prüfung der theoretischen Grundlagen – hier kommt wieder die absurde Hohlwelttheorie ins Spiel, ein Motiv, dem Freder van Holk nichts Neues im Vergleich zu seinen anderen Romanen und der späteren Rah Norton Serie argumentativ hinzufügen kann – bis zum ersten kleinen Testmotor. Dabei bemüht sich van Holk sehr überzeugend, an Hand von vielen einsichtigen Beispielen den Leser mit auf diese Entwicklungstour zu nehmen. Seine Sprache ist in diesen Passagen sehr bildhaft und im Vergleich zu Hans Dominiks Romanen einfach verständlich. Der Autor bemüht sich, seine eigene Technikobsession in dosierten Maßen auf den Leser zu übertragen. Insbesondere stellt er immer wieder die friedliche, für die ganze Menschheit sinnvolle Nutzung der Sonnenenergie in den Vordergrund. Da der Roman während der ersten Phase des Zweiten Weltkriegs erschienen ist, sicherlich keine von der Obrigkeit besondere Unterstützung findende These. Zumindest hat Freder van Holk einen jungen Deutschen Ingenieur in den Mittelpunkt des Geschehens gestellt, der allerdings erst in England seine wahre Liebe wieder findet und seine Forschungen abschließen kann. Im Vergleich zu anderen Autoren lässt er Thomas Rotter als Einzelgänger bis zum Durchbruch experimentieren, verstärkt mit dieser Vorgehensweise die Bedeutung des egoistischen Individuums und verdeutlicht, zu welchen Leistungen insbesondere der menschliche Geist mit stetigem Infragestellen des Status Quo in der Lage. Mit einem Abstand von über sechzig Jahren liest sich „Sonnenmotor Nr. 1“ nicht immer fließend oder glatt. Stellenweise wirkt die Handlung durch sehr holprig und Freder van Holk muss zu offensichtlichen, aber nicht Erfolgversprechenden Kniffen greifen, um den Plot voranzutreiben. Ihm fehlt im Grunde ein klassischer Antagonist, ein Schurke oder Spion, welcher Thomas Rotters Leben und damit seine Erfindung bedroht. Viele der Nebenhandlungen werden unbefriedigend bis gar nicht abschließend aufgelöst und die einzelnen Probleme, denen sich Rotter stellen muss, stellenweise auf zu profane zu simple Art gelöst. Dann wieder zieht die Handlung extrem an und Freder van Holk liefert eine Reihe von sehr spannenden und packenden Szenen ab, in denen er nicht auf Action, sondern auf Intellekt zurückgreift. Insbesondere auf das martialische Waffengetöse und die nationalistische Propaganda hat der Autor verzichtet, bzw. sie fehlen zumindest im vorliegenden Nachdruck der Leihbuchfassung. Im Vergleich insbesondere zu Freder van Holks unsterblicher Schöpfung „Sun Koh“ erinnert der vorliegende Romane eher an einen Epigonen Hans Dominiks, aber insbesondere aus historischer Sicht trotz der fragwürdigen Hohlwelttheorie und den Schlüssen, welche der Held daraus zieht, eine solide Unterhaltung.

29. Jan. 2008 - Thomas Harbach
http://www.sf-radio.net/buchecke/science_fiction/i...

Der Rezensent

Thomas Harbach
Deutschland

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