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Der Preis des Lebens
Visco DeRául ist ein zweihundert Jahre alter Vampir. Nachdem er bei einem seiner Opfer seine eigenen Regeln brach, kommt er zur Besinnung und will seine Menschlichkeit zurück. Die Chance auf Wiedergutmachung scheint er jedoch nicht mehr zu erhalten, denn der Jagam Lorn ist ihm gefolgt, um den Blutsauger zu töten. Dank der Vermittlung jenes Magiers, der das Ritual zur Wandlung an Visco vollzog, wird der Kampf, den dieser in seinem geschwächten Zustand bereits verloren hat, im letzten Moment abgebrochen.
Gemeinsam ziehen Lorn und Visco von nun an durch die Lande, jeder von ihnen auf der Suche nach seiner Bestimmung und von dem Wunsch getrieben, Menschen, die in Not sind, zu helfen. So greifen sie auch ein, als Werwölfe ein Dorf bedrohen und eine Trollin die Arbeitskräfte des Pilzkönigs entführt
Der Preis des Lebens ist eine Sammlung von einzelnen Geschichten, die sich um den geläuterten Vampir Visco und den ausgestoßenen Jagam Lorn ranken. Die Episoden von unterschiedlicher Länge sind relativ in sich abgeschlossen, was den Schluss nahe legt, dass sie unabhängig voneinander geschrieben und nachträglich leicht bearbeitet wurden für eine chronologisch aufgebaute Quest.
Der Autor konzentriert sich vor allem auf Visco, der trotz seines dunklen Wesens als der menschlichere der beiden konzipiert ist. Die Art und Weise, wie er plötzlich Reue empfindet und die Wandlung wünscht, die ihn einen Teil seiner Fähigkeiten kostet, ihm aber andere Möglichkeiten eröffnet, wirkt schon recht konstruiert, doch irgendwie musste der Vampir für die geplanten Abenteuer verwendbar gemacht und mit einem anderen Außenseiter der Gesellschaft zusammen gebracht werden. Über Lorn wird weit weniger verraten, so dass einige Überraschungen für die Fortsetzung gewahrt bleiben.
Die Erlebnisse der beiden erinnern vage an Fritz Leibers Geschichten um Fafhrd und Grey Mouser - ein ebenso gegensätzliches Paar -, an Short-Stories, die teilweise denselben Episodencharakter aufweisen und relativ einfach aufgebaut sind. Allerdings fehlen der subtile Humor und Wortwitz, der Christian Endres nicht ganz gelingen will. Zwar kabbeln sich seine Figuren stellenweise wie ein altes Ehepaar (so werden sie auch von Dritten gesehen), doch wirken die humorigen Szenen, die auflockern sollen, mitunter etwas bemüht.
Die Themen, die behandelt werden, und die Figuren bzw. Wesen, die auftreten, sind den Fans der phantastischen Genres bekannt: Werwölfe, Trolle, Kobolde, Zauberer, Söldner, die hilflose Schöne, die feigen Dörfler usw. Visco und Lorn retten Menschen in Bedrängnis, klären mysteriöse Vorfälle auf, und nebenbei erfährt man immer wieder ein bisschen über ihre Vergangenheit und ihre Motive. Die Romantik wird dabei klein geschrieben, denn die Helden sollen nicht zu Pantoffelhelden verkommen. Visco darf kurze Affären haben, die seine Menschlichkeit unterstreichen, aber keinen sonderlichen Einfluss auf die Handlung nehmen.
Der Stil des Autors ist flüssig und angenehm zu lesen. Er bringt seine Storys gut rüber und liefert Fantasy-Abenteuer, die zwar nicht in die Tiefe gehen, aber kurzweilig unterhalten.
Abgerundet wird der Band durch ein passendes Cover und mehrere Vignetten von Timo Kümmel.
Mag man abenteuerliche Sword & Scorcery und schaut dabei auch gern nach den Werken einheimischer Autoren, sollte man Dem Preis des Lebens eine Chance geben. Genre-Neulinge finden alles, was sie mit Phantastik verbinden, während das lese-erfahrene Publikum zwar wenig Neues, aber doch eine unterhaltsame Lektüre erhält, die Abwechslung bietet inmitten der nun auch schon überstrapazierten Romantic Fantasy und dem ewig gleichen, langatmigen Ork-Gemetzel. (IS)
02. Jan. 2009 - Irene Salzmann
Der Rezensent
Irene Salzmann

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Irene Salzmann, Jahrgang 63, verheiratet, drei Kinder, studierte mehrere Semester Südostasienwissenschaften und Völkerkunde an der LMU München.
Schon seit Jahren schreibt sie phantastische und zeitgenössische Erzählungen, die zunächst in den Publikationen der nicht-kommerziellen Presse erschienen sind. In den vergangenen Jahren w...
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