Startseite > Rezensionen > Elmar Huber > Thriller > King of the Hill

King of the Hill

Nach einem Quickie an einer Tankstelle bemerkt Quim, dass sein Portemonnaie gestohlen wurde. Die Verfolgung der Diebin führt ihn immer tiefer ins unbekannte und menschenleere spanische Bergland, nur um sich plötzlich von einem unsichtbaren Scharfschützen ins Visier genommen zu sehen. Es folgt eine Hetzjagd durch die bewaldeten Hügel, in deren Verlauf er seine Tankstellenbekanntschaft Bea wieder trifft und gemeinsam mit ihr vor der gesichtslosen Bedrohung fliehen muss.

Ein klaustrophobischer Thriller unter freiem Himmel. Regisseur Gonzalo López-Gallego hat mit KING OF THE HILL tatsächlich ein solches Kunststück zuwege gebracht. Dazu zählt der Cast gerade einmal sieben Namen, im weitesten Verlauf des Films agieren sogar nur zwei Personen. Quim als Identifikationsfigur wird den Zuschauer quasi aufgedrängt, so nahe klebt die Kamera an Leonardo Sbaraglia, der Mystery-Fans schon aus INTACTO und UTOPIA (beide auf deutsch bei Kinowelt) bekannt sein könnte. Auch hier liefert der Mime eine mehr als überzeugende Performance zwischen Vernunft und gebremster Hysterie ab. Die schöne Maria Valverde als Bea agiert etwas cooler und unnahbarer. Man könnte die ungenügende Charakterisierung der Hauptfiguren bemängeln, doch im Zusammenspiel mit der finalen Botschaft des Films möchte ich hier Absicht unterstellen. Es macht Sinn, dass man auch als Zuschauer nicht zu viel über die „Beute“ erfährt.
Trotz der unterschwellig brodelnden und stets bedrohlichen Stimmung ist KING OF THE HILL sehr ruhig gehalten, die atmosphärische Musik wird nur sparsam eingesetzt, die Schüsse und Kugeleinschläge klingen dagegen wie Donner in diese Stille. Ungewöhnliche Kameraperspektiven halten den Film lebendig.

Zum Finale hin sind einige kurze Szenen in Ego-Shooter-Optik gefilmt, was den Zuschauer förmlich auf die Intention des Regisseurs hinstößt und aus diesem Survival-Thriller plötzlich einen nachdenkenswerten Film mit klarer Aussage macht. Damit ist auch zu verzeihen, dass der Hintergrund des Schützen schon relativ früh enthüllt wird. Alle Vergleiche mit anderen Filmen würden zuviel verraten.

KING OF THE HILL ist weit mehr, als der anfängliche vermutete 08/15-Survival-Shocker und BEIM STERBEN IST JEDER DER ERSTE-Klon. Die Auflösung der Geschichte bietet Diskussionsstoff und Regisseur und Autor scheuen sich nicht, ihren Weg bis zum konsequenten Ende zu gehen. Intelligentes Thrillerkino aus Spanien, das aufgrund der Thematik zurecht das kJ-Siegel trägt.

Der Rezensent

Total: 674 Rezensionen
März 2018: 10 Rezensionen

(* 1972) kann sich noch dunkel an den "phantastischen Film" im Nachtprogramm des ZDFs erinnern, der damals (nicht zuletzt aufgrund des Zeichentrickvorspanns) schon eine gewisse Faszination ausübte.
Literarische Phantastik-Leseversuche folgten mit John Sinclair, Professor Zamorra und Stephen King. Auf der nachfolgenden Suche nach...

[Weiterlesen...]