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Nordseeblut
- „Albert konnte das Rauschen der Nordsee vernehmen, er roch seine Präsenz – Salz, Algen und noch etwas ndefinierbares, das der Wind mit sich führte.“ - INHALT:Als der Nordener Schriftsteller Albert Rothmann zufällig vier Jungen in ihrem Versteck beobachtet, reift eine Idee in seinem Kopf. Ein Experiment, dessen Verlauf er irgendwie in einem seiner Romane verwenden könnte. Rothmann erfindet ein gestaltloses Wesen namens „Wengry“, ein Name, der plötzlich (wieder) präsent ist. Ein Name, der irgendwie aus einer verschütteten Erinnerung seiner eigenen Kindheit ragt.In Wengrys Namen lässt er den Jungs eine Nachricht zukommen, um ihre Reaktion auf die Anweisungen des Unbekannten zu beobachten. Doch plötzlich scheint Wengry ein Eigenleben zu entwickeln und aus der Vergangenheit nach Rothmann und den vier Kindern zu greifen. - „Wir haben getan, was du wolltest. Lass uns bitte in Frieden. Komm nicht mehr hoch. Komm nicht in unsere Zimmer.“ - MEINUNG:Rothmanns Eperiment gerät immer mehr außer Kontrolle. Der Schriftsteller kann nicht ahnen, dass seine Versuchskaninchen alles andere als gefestigte Persönlichkeiten sind. Im Gegenteil Alle Jungs stammen aus Familien, in denen Perversion und Missbrauch an der Tagesordnung sind. Mit der Bedrohung durch Wengry verletzt Rothmann nun die hauchdünne Haut die den Irrsinn aus den Köpfen der Jungs (noch) fern hält und setzt damit eine Spirale des Wahnsinns in Gang, die ihn schließlich auch selbst erfasst, denn plötzlich erinnert er sich wieder an die verdrängten Ereignisse seiner eigenen Kindheit, an seinen Freund Anton und an Wengry.Obwohl die Vermutung nahe liegt, steht NORDSEEBLUT in keinem Zusammenhang zu Jens Lossaus Vorgängerroman DUNKLE NORDSEE (Blitz-Verlag, 2010). Konnte DUNKLE NORDSEE noch als Regional-Krimi durchgehen, obwohl bereits dort eher die Psycho-Schiene gefahren wurde als gemächliche Krimi-Unterhaltung zu bieten, kann man bei NORDSEEBLUT streng genommen nicht von einem Krimi sprechen. Viel eher handelt es sich um ein kompromisslos-abgründiges Drama, das die Brutalitäten und unvorstellbaren Zustände zeigt, die hinter der scheinheiligen Fassade der gespielten familiären Normalität laueren, intensiviert dadurch, dass es sich bei den Protagonisten um Heranwachsende handelt. Jens Lossau zieht seine Leser mit NORDSEEBLUT in einen Strudel des Wahnsinns und zeigt auf, dass es nur einen winzigen Anstoß braucht, um das fragile Gleichgewicht eines angeschlagenen Geistes zu stören. Entsprechend prangt auf der Rückseite des Buches die Warnung „Das ist kein gewöhnlicher Regional-Krimi!“, die keinesfalls übertrieben ist. Mit DUNKLE NORDSEE und NORDSEEBLUT hat Jens Lossau irgendwie sein eigenes Sub-Genre mit ähnlichen Versatzstücken geschaffen. Vergangene, verdrängte Ereignisse, die plötzlich wieder präsent sind und nun Macht gewinnen über das Denken und Handeln seiner Protagonisten. Dabei wird er nie so eindeutig, wie z.B. Stephen King in ES, sondern überlässt es der Lesart seines Publikums, an übernatürliche Ereignisse zu glauben oder nicht. Am Ende ist es nicht mehr wichtig, ob ein Wesen namens Wengry tatsächlich existiert. Die bloße Aussicht, dass eine solche Gestalt existieren könnte, setzt unter den „richtigen“ Umständen einen Mechanismus des Verderbens in Gang. Wie die meisten aktuellen Veröffentlichungen des BLITZ-Verlages ist auch NORDSEEBLUT im gut verarbeiteten, handlichen Hardcoverformat mit Schutzumschlag erschienen. Das passend düstere Covermotiv, das tatsächlich an ein Meer aus Blut denken lässt, stammt einmal mehr von Mark Freier. 01. Jun. 2011 - Elmar Huber Der RezensentElmar Huber![]() Total: 669 Rezensionen (* 1972) kann sich noch dunkel an den "phantastischen Film" im Nachtprogramm des ZDFs erinnern, der damals (nicht zuletzt aufgrund des Zeichentrickvorspanns) schon eine gewisse Faszination ausübte. Regionalkrimi
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