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Am blinden Ufer
Zum Inhalt:Volker Kappelhoff ist Leuchtturmwärter, Koffeinsüchtig und weiß im Grunde nicht – wie viele seine Vorgänger auch – weshalb dieser offensichtlich nutzlose Posten am Strand überhaupt besetzt werden muss. Seine Wetterbeobachtungen, Tierstudien, Tag-, Nacht-, und Wochenprotokolle gehen an die Abwehrleitstelle in den Schnitten, wozu sie jedoch dienen hat ihn bisher noch niemand verraten.Überhaupt ist die Welt von Volker recht seltsam: Die Schnitten und die Megalopolis Borbruck stellen sich als die einzig bewohnten Gegenden seiner Welt dar, während das restliche Festland einen immer währenden geographischen und temporären Wandel unterzogen scheint. Hinzu kommt, dass der Ozean dieser Welt aus unerfindlichen Gründen nicht mehr befahren werden darf und als Herd eines dräuenden, jedoch unbekannten Übels angesehen wird. Als das Auftreten von zerfetzten Cetaceaner-Leichen (im Wasser lebende Säugetiere), die an den Strand gespült werden, sich ständig mehrt, dämmeren in Volker ungute Gedanken auf. Wenig später werden seine Befürchtungen bittere Realität, als das Meer explosionsartig eine Horde Ungeheuer, lebender Skelette und andere Scheußlichkeiten ausspeit. Die Schnitten werden von der wandelnden Horror-Show überrannt, doch Mitten im Chaos, in dem jeder Mensch nur danach trachtet, zu überleben, trifft Volker der Leuchtturmwärter auf alte Freunde aus Jugendtagen. Gemeinsam versuchen sie den Schrecken Herr zu werden. Drüber geschaut:Dietmar Dath's Werke sind bekannt für ihre Komplexität. „Am blinden Ufer“ beweist das nur zu gut. Die Geschichte scheint zu Anfang auf einer uns bekannten Erde zu spielen, der Erkennungswert verliert sich jedoch mit zunehmenden Handlungsverlauf immer mehr.In der Welt von „Am blinden Ufer“ scheint sich alles außerhalb der wenige bewohnten Gebiete wie den Schnitten oder der riesigen, doch nie gesehen Metropole Borbruck, im Wandel zu befinden, als würde der Ortes wie ein Spielball zwischen den Dimensionen hin und her geworfen. Die temporäre und räumliche Ungewissheit ist eines der tragenden Romanelement und sorgt für eine starke Atmosphäre der Verunsicherung. Hinzu kommt die intensiv geschilderte Perspektivlosigkeit und melancholischen Gedankengänge des Protagonisten; ebenso die allumfassenden Trostlosigkeit, die diese Welt durchwirkt. Für Volker ist das Leben ein sich immer wiederholender Trott. Seine Arbeit als Leuchturmwärter erscheint ihm sinnlos und gewinnt erst an scheinbarer Bedeutung, als Ungeheuer aus der feuchte Tiefe des Meeres aufsteigen und eine Schneise der Verwüstung nach sich ziehen. Das Volker inmitten von Tod und Wahnsinn auf alte Jugendfreunde stößt und dadurch ein fast schon ausgelassene Stimmung entsteht, sorgt für weitere Verunsicherung; findet man sich doch zwischen zwei Gefühlszuständen festgesetzt. So einfach und klar der Stil des Autors sein mag, das Thema ist mannigfach, geradezu verschlungen. Die Gedanken des Protagonisten und die vorherrschende Realität verschweißen sich zu einer unsicheren, brüchigen Wirklichkeit, an der der Leser zweifelt. Zeit und Raum besitzen keine Basis, ein Positionsbestimmung im Weltengefüge ist unmöglich. Es sind diese Ingredienzien die „Am blinden Ufer“ einen düsteren Klang verleihen und den Hauch des Kosmische Grauen eines Lovecraft in sich tragen; nur das dieser nicht aus den Weiten des All kommt, sondern aus den verwinkelten Falten der Zeit und dem Inneren des Protagonisten. Fazit:„Am blinden Ufer“ ist eine literarische Wucht. Die Suggestionskraft, die der Autors mit diesem Werk entfaltet, ist eindringlich, der Inhalt vielfältig und anregenden für den Geist. Nicht nur die Wirklichkeit verliert sich zwischen den Schnitten und Borbruck, sondern auch der Leser! 18. Aug. 2011 - Eric HantschDer RezensentEric Hantsch![]() * 29. Mai 1986 Eric Hantsch stellt sich vor: [Zurück zur Übersicht] |
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