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Zwielicht 2![]() Ausgabe 2Dezember 2010 Paperback, 272 Seiten - 13.00 EUR Status: ![]() - "Ich kann beim besten Willen nicht erkennen, wie diese Insekten sich in der Luft halten - vielleicht schlagen ihre Flügel so schnell, dass sie unsichtbar erscheinen. Ihre unterarmlangen, orangefarbenen Leiber sind segmentiert wie die von Tausendfüßlern, und auf einem Drittel ihrer Körperlänge sprießen zwei stockdünne, leicht gekrümmte Beine oder Arme. Vorne haben sie deutlich sichtbare Mandibeln, hinten zwei lange Fühler. Sie sehen an beiden Enden gefährlich aus." – inhaltChristian Weis – MiaMia fühlt sich unwohl in dem abgelegenen Landhaus, das sie gemeinsam mit Marc kürzlich bezogen hat. Sie meint, ein seltsames Flüstern zu hören, das aus dem Keller zu ihr herauf dringt. Und ausgerechnet jetzt ist Marc aufgrund seiner Arbeit nur selten zuhause. Sabine Ludwigs – Kaltblütig Wieder einmal machen David und sein behinderter Bruder Michael in der Jagdhütte Urlaub. In einem unbeobachteten Moment verlässt Michael die Hütte, mitten hinein in den tobenden Schneesturm, der fast an die Existenz der grausamen Wintergöttin Percht glauben lässt. Am Sterbebett ihrer Mutter haben beide versprochen, aufeinander aufzupassen. So folgt David seinem Bruder in den wütenden Sturm Peter Nathschläger – Exit Criteria Walter erwacht in einem fremden Zimmer. Orientierungslos und mit wirren Erinnerungen kann er mit der Situation nichts anfangen, doch dann betritt eine Frau die Szene; Eine Frau, die im entfernt bekannt vorkommt. Nur viel älter als das Mädchen, dass er gedemütigt hat. Martin Clauß – Das Idyll Die Gestalt, die sich Toms kleiner Hütte nähert ist tatsächlich seine Tochter. Er hat sie lange nicht gesehen und plötzlich ist sie da. Tom genießt ihre Anwesenheit, die Gespräche, die Zweisamkeit. Doch es kommt die Stunde, in der Tom die Wahrheit erkennen muss. Antje Ippensen – Eisig Svetlana und Sascha, die beide ihre jungen Körper verkaufen, geben sich gegenseitig die Kraft, diese Erniedrigungen zu überstehen. Doch Svetlanas Zuhälter hat genug von den ständigen Ablenkungen durch Sascha und erteilt ihm eine Lektion. Doch Sascha weiß sich zu wehren. Jakob Schmidt – Im Himmel Überall tauchen plötzlich diese fremdartigen Insekten auf. Groß wie Vögel. Menschen verschwinden und ein unerträgliches Brummen erfüllt die Luft. N.T. Neumann – Die Nacht der Kraniche Der Nebel und die Schreie der vielen Kraniche lenken Sybille ab. Zu spät erkennt sie das Hindernis auf der Straße, das sich als einer der Kraniche herausstellt. Doch mit dem Tod des Vogels ist das Gleichgewicht gestört und muss wieder hergestellt werden. Walter Diociaiuti – Magic Potion Hansi, der ehemalige Gitarrist der Augsburger Senkrechtsrater „Orange Skies“, blickt zurück auf die Trümmer seines Lebens. Der schnelle Erfolg und letztendlich der maßlose Drogenkonsum ließ seine Träume zerplatzen. Nun, ein Jahr danach, fühlt er sich bereit, seiner Vergangenheit wieder ins Gesicht zu blicken. Markus Niebios – Pechmarie Wegen ihrer dunklen Hautfarbe wird sie nur „Pechmarie“ genannt. Doch der Pfarrerssohn zeigt ein eindeutiges Interesse ihr. Sogar als sie als Pflegerin im kirchlichen Altenheim lebt und arbeitet, stellt er ihr weiter nach. Als der Pfarrer im Heim eingeliefert wird, entwickelt sein Sohn einen Plan, der ihm baldmöglichst sein Erbe sichern soll. Doch dazu benötigt er Pechmaries Hilfe. Michael Schmidt – Der Tod ist dir sicher Wurde die üppige Blondine, mit der er sich gerade vergnügen wollte, tatsächlich von seinem Autraggeber erschossen, wie er zu erkennen glaubt? Vielleicht is es nur ein schlechter Trip, denn nachdem er den Amerikaner getötet hat, findet er sich plötzlich in der Bar wieder, in der alles seinen Anfang nahm. Torsten Scheib – Motten Zuerst sind es nur ein paar wenige Motten, die den Bewohnern des Hauses auffallen, doch die Anzahl der Insekten nimmt rapide zu. Dabei sind die Motten bei weitem nicht das Schlimmste, was den Bewohnern des Hauses Sorgen machen sollte. Lothar Nietsch – Unsterblich Nach zahlreichen Versuchen gelang es Professor Rainer Güttinger, ein Mittel zu synthetisieren, das es ihm ermöglicht, Lebenskraft von anderen Personen zu absorbieren und damit sein Leben zu verlängern. Doch es ist ein Leben in Einsamkeit. Hätten mehr Menschen diese Fähigkeit, gäbe es endlich Verbündete, denen er sich anvertrauen könnte. Marcus Richter – Feuerhaut Gaspars ganzer Körper ist von Brandnarben übersät. Die Erinnerung an eine Nacht in seiner Kindheit, als er mit Benzin übergossen und angezündet wurde. Verbittert und feindselig lebt Gaspar sein Leben, bis er die Polizistin Suse trifft. Gleichzeitig lernt er auch einen Leidensgenossen kennen, einen ebenfalls von Brandnarben entstellten, alterslosen Mann, der Gaspar zeigt, was es heißt ohne Angst zu leben. - "Doch selbst dieses üppige, alles überwältigende Festmahl hatte irgendwann ein Ende erreicht. Die dunkle Chitinwalze löste sich wieder auf . Zielstrebig suchten die Fliegen und Motten das Weite. Was blieb war ein dunkler Fleck auf dem ansonsten so makellos wirkenden Parkettboden. Ein Fleck, der frappierende Ähnlichkeit mit einem menschlichen Körper hatte.“ – (Torsten Scheib – Motten) meinungWie bereits mit ZWIELICHT 1 legt Herausgeber Michael Schmidt hier wieder eine bemerkenswerte Anthologie vor, die vor allem durch die weitestgehende Abwesenheit stereotyper Horrorklischees glänzt.Während Christian Weis etwas unentschlossener Okkult-Beitrag MIA noch recht konventionell ausfällt, überrascht bereits Sabine Ludwigs Bruderdrama KALTBLÜTIG durch eine reduzierte Erzählweise, die es dem Leser abfordert, sich nach und nach selbst ein Bild der Ereignisse zu machen. Überhaupt scheint Herausgeber Michael Schmidt kein Freund kleinlicher Erklärungen zu sein, die die Stimmung einer Geschichten zunichte machen. Die besten Geschichten in ZWIELICHT 2 liefern keine logischen oder befriedigenden Schlüsse, sondern wirken über ihre oftmals surreale Atmosphäre, allen voran Jakob Schmidts großartige Erzählung IM HIMMEL, die als Insekteninvasion beginnt, dann aber eine gänzlich andere Richtung einschlägt. Auch in Torsten Scheibs MOTTEN sind die Insekten nur Mittel zum Zweck. Brillant entblättert der Ludwigshafener Autor immer mehr das erschreckende Innenleben seiner Protagonisten und treibt seine Geschichte gleichzeitig auf ein apokalyptisch-poetisches Ende zu. Darüber hinaus ist MOTTEN ein heißer Anwärter auf den besten ersten Satz einer Kurzgeschichte ever („Cassidy bemerkte die Motten zum ersten Mal, während er seine Freundin im Badezimmer von hinten nahm.“). Auch sonst werden bekannte Szenarien vermieden bzw. originell variiert: N.T. Neumanns DIE NACHT DER KRANICHE ist eine konzentrierte Variante von Hitchcocks DIE VÖGEL; DER TOD IST DIR SICHER ist der schnoddrige Murmeltier-Beitrag der Sammlung, verfasst von Herausgeber Michael Schmidt höchstpersönlich. Selbst das vermeintliche Standard-Folter-Szenario in EXIT CRITERIA erhält am Ende einen unerwarteten Twist und sprengt damit die Genregrenzen. Das gegensätzliche Musterbeispiel für leisen, jedoch nicht weniger eindringlichen Schrecken bietet Martin Clauß DAS IDYLL. Michael Schmidt hat außerdem eine Schwäche für menschliche Dramen im Phantastikgewand (EISIG, MAGIC POTION, UNSTERBLICH, FEUERHAUT). Während andere Geschichten oft mit dem phantastischen Element stehen oder fallen, funktionieren die ZWIELICHT-Geschichten sehr oft auch ohne den phantastischen Anteil. Ein Umstand, der ZWIELICHT angenehm von anderen Phantastikanthologien abhebt. Ergänzt werden die Geschichten von den schwarz-weißen Grafiken von Lothar Bauer. Der Magazinteil ist gegenüber der ersten Ausgabe merklich angewachsen. Daniel Neugebauers Artikel über Rod Serlings TWILIGHT ZONE macht Lust, sich sofort vors Fernsehgerät zu setzen und diesen Serienklassiker neu zu entdecken. Markus Mäurer referiert über Mark Z. Danielewskis außergewöhnlichen modernen Klassiker HOUSE OF LEAVES (dt.: DAS HAUS), ohne dabei zu viel zu verraten. Torsten Scheib liefert dem Leser einen Abriss – inklusive Timeline der F. Paul Wilson-Romane - über die Figur und die Geschichten mit Wilsons Antiheld REPAIRMAN JACK (dt.: HANDYMAN JACK), der zunächst nur einmalig als Figur in Wilsons DIE GRUFT auftreten sollte, dann aber so beliebt wurde, dass Wilson eine Roman- und Kurzgeschichtenserie folgen ließ. Bisher in Deutschland eher stiefmütterlich behandelt, nahm sich aktuell der Festa-Verlag des „Mannes für alle Fälle“ an. Herausgeber Michael Schmidt gibt wieder einen Überblick über die Nominierungen und Gewinner des Deutschen Horror-Preises VINCENT PREIS für die Jahre 2008 und 2009. Abgeschlossen wird ZWIELICHT 2 von den Kurzbiografien der beteiligten AutorInnen. 21. Feb. 2012 - Elmar Huber Der RezensentElmar Huber![]() Total: 669 Rezensionen (* 1972) kann sich noch dunkel an den "phantastischen Film" im Nachtprogramm des ZDFs erinnern, der damals (nicht zuletzt aufgrund des Zeichentrickvorspanns) schon eine gewisse Faszination ausübte. [Zurück zur Übersicht] |
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