Der Leichenkönig
Das Vorwort erklärt bildreich die Zeit, in der die Handlung spielt und wie es zu den „Wiedererweckern“ kam, da das den Hintergrund der Novelle bildet: Edinburg, Schottland, in den 1820ern, überbevölkerte Slums, Kinderarbeit, ansteckende Krankheiten, Ratten, Läuse und Armut, Schmutz, öffentliche Hinrichtungen und Leichen, die in den Straßen verrotten, Mädchen, die in die Prostitution gehen und Jungen, die Gräber plündern.
Eine düster freudlose und hoffnungslose Zeit, in der ein „Markt für Leichen“ für chirurgische Demonstrationen an den medizinischen Fakultäten aber auch manch obskure Forschung entsteht. Die Grabräuber, die diesen Markt bedienen werden auch „Wiedererwecker“ genannt.
Tim Currans Leichendieb Samuel Clow basiert auf Ben Crouch, dem „Leichenkönig“, einem besonders interessanten, schillernden und einfallsreichen Kerl jener Zeit – einem Großunternehmen im Friedhofs- und Beinhausgewerbe, der eine Art „Kadaversupermarkt“ betrieb.
Grabräuber Samuel Clow und sein Kumpel Mickey Kierney verrichten ihre „Arbeit“ auf dem Friedhof und kehren danach ins „The Boar“ ein – dort erscheint auch Johnny Sherily, zu dem alle Wiederwecker aufsehen und der wieder mal orakelt, dass auf den Nördlichen Grabfeldern des Friedhofs etwas lebe, um das jeder einen Bogen machen solle.
Doch niemand schenkt ihm Glauben.
In dem Keller des Hauses, das Clow mit seiner Mutter, einer alternden Hure, zu der ihn eine starke Hassliebe verbindet – zusammen bewohnt, hält Clow ein makabres Kaufhaus/Warenlager an Leichen und Leichenteilen zum Verkauf bereit.
So umfangreich, dass das selbst seinem Kumpel Kierney manchmal umheimlich ist.
Eines Nachts machen die beiden auf dem Hochfriedhof in einer Gruft eine unheimliche Entdeckung und haben eine furchteinflößende Begegnung – mit dem Wesen, das unter dem Friedhof haust und das alle den „Leichenkönig“ nennen.
Und ab dann scheint alles nicht mehr wie zuvor ...
Dr. Gray, ein Arzt aus ärmeligen Verhältnissen, der sich hochgearbeitet hat, bittet die beiden „bestimmte Materialien“ auf den Nördlichen Feldern des Friedhofs zu besorgen dort wo das dunkle Wesen, das unter der Erde haust und Leichen frisst sein Unwesen treibt ... aber das ist nicht das einzige Grauen, das dort auf Clow und Kierney wartet ...
Mehr sei ob der Länge der Novelle nicht verraten, nur noch soviel, dass Christian Endres mit Tim Curran ein Interview führte, das im Anschluss an die Novelle dem Leser offeriert wird und einen schönen Abschluss des Bandes bildet.
Tim Curran schildert perfekt eine trostlose, schmutzige Welt in dichtem, atmosphärischen Stil, setzt morbid auch die Zeit des chemischen Galvanismus, in der Ärzte und Wissenschaftler versuchten Tote mittels Stromstößen und chem. Gerätschaften wieder zum Leben zu erwecken, um. Und bietet den Leser eine wunderwoll düstere Novelle der rauen Welt des 19. Jahrhunderts. Der Stil des Autors aber auch die Übersetzung passen sich dabei perfekt an.
Auch die Aufmachung des Bandes kann sich sehen lassen, Das Covermotiv von Mark Freier passt hervorragend zu der Atmosphäre, die dem Text entströmt. Die Glanzbroschur gibt dem Buch etwas Edles. Satz, Druck und Papier ist ohne Fehl und Tadel, auch das Lektorat bewegt sich im Rahmen der Norm.
Somit kann man auch den stolzen Preis für die Novelle verkraften, die jedem Liebhaber der Düsteren Phantastik empfohlen ist.
Fazit: Wundervoll düstere Novelle der rauen Welt des 19. Jahrhunderts – absolut empfehlenswert.
25. Jul. 2012 - Alisha Bionda
Der Rezensent
Alisha Bionda
Balearen
Website: http://www.alisha-bionda.net
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Autorin, Herausgeberin, Redakteurin, Journalistin, Rezensentin, Agentin
Alisha Bionda wurde in Düsseldorf geboren und lebt seit 1999 auf den Balearen. Die Autorin beendet ihren Tagesablauf nachts am Meer - bis zum 23.05.2009 mit ihrer afghanischen Windhündin Jamila, die dann leider über die Regenbogenbrücke “gegangen...
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