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Töte John Bender!
Er ging noch näher und roch daran. Frisch. Nicht vollkommen frisch, die Farbe war schon verkrustet, aber doch so frisch, dass er sie richten konnte und der Kern von dick aufgetragenen Stellen weich war. So frisch, dass es mit den anderen sonderbaren Ereignissen auf der Insel zusammenfallen konnte. STORYVollblutcoach Tom Breuer und sein Assistent Jens bringen eine neue Gruppe angehender Führungskräfte auf die unbewohnte Insel Tyrejolm in der dänischen Südsee, um dort eines ihrer besonderen Seminare mit Abenteuercharakter abzuhalten. Mit Hilfe gemeinsamer Aktivitäten, einer vorbereiteten Schatzsuche und diversen Rollenspielen sollen die fünf Teilnehmer auf ihre weitere berufliche Entwicklung vorbereitet werden. Beunruhigende Entdeckungen und geheimnisvolle Botschaften lassen jedoch vermuten, dass die Gruppe nicht alleine auf Tyreholm ist. Ein bedrohlicher Fremder geistert über das Eiland, der es offenbar auf die Seminarteilnehmer abgesehen hat. Oder ist nur Tom Breuer sein Ziel? Und ist der Täter überhaupt ein Unbekannter oder jemand aus der Gruppe? Die Antwort liegt in Toms Vergangenheit.Sollte das der König des Waldes sein? Tom hatte etwas anderes erwartet, konnte sich aber durchaus vorstellen, dass das Brüllen von diesem antiquierten Lastwagen ausgegangen war. Wider einer besseren Eingebung kniete er sich davor hin und huldigte dem Wesen, das er hinter den abgeblätterten Lack und dem von Rost zerfressenen Metall wähnte. Er warf seinen Oberkörper in den aufgeweichten Boden und verneigte sich mehrmals hintereinander, wobei er bedrohlich mit der Waffe hantierte. MEINUNGVincent Voss ist ein bekennender Horror-Aficionado und ein Kind der 1980er, wo u.a. mit in DIE HORROR-PARTY (OT: APRIL FOOLS DAY) und PROM NIGHT einige filmische Bearbeitungen dieses Rachethemas entstanden sind. Eben damals ergatterte im vorliegenden Roman der allseits beliebte Tom Breuer in einer Schulaufführung des BREAKFAST CLUB die Rolle des Losers John Bender. Nach Überzeugung seines zur Bühnentechnik abgeschobenen Mitschülers eine veritable Fehlbesetzung, zumal Breuer über keinerlei Schauspieltalent verfügte. Auf Tyreholm soll Breuer nun, Jahre später, die Rechnung für seine damalige Vermessenheit zahlen.Dass die ganze Racheaktion in keinem Verhältnis zu dem vergangenen, objektiv angerichteten Schaden steht nämlich keinem, bis auf den verletzten Stolz eines verschmähten Schulmimen -, mag man entweder als Plotloch ansehen oder eben als schlagenden Beweis für die gefährliche Besessenheit des selbsternannten Rächers, der für den Leser bis zum Ende unbekannt bleibt. Dieses Whodunit-Element nutzt Vincent Voss um reichlich Verdachtsmomente in die Handlung zu konstruieren, die jedoch nie aufgesetzt wirken. Dass die Handlung zwar in der dritten Person, doch fast ausschließlich aus der Perspektive von Tom Breuer geschildert wird inklusive Toms Gedanken zur Identität des Störenfrieds -, verleiht dem Geschehen eine subjektive Färbung, die den Roman durchgehend lebendig hält. Passend zu dem eingeschränkten räumlichen und zeitlichen Rahmen der schafft es der Autor, seinen Roman über die komplette Länge sehr konzentriert und mit einem beachtlichen Tempo zu erzählen, so dass kleinere Unebenheiten im Handlungsablauf einfach überrollt werden. Auch in Sachen Charakterzeichnung und entwicklung praktiziert Vincent Voss den willkommenen Grundsatz so viel wie nötig, so knapp wie möglich. Dass der Autor seinen spitzbübischen Humor nicht verloren hat, zeigt sich in den Szenen, in denen Tom unter Drogeneinfluss agiert und die folgerichtig ebenfalls aus Toms Blickwinkel geschildert werden. Mit der Publikation dreier Romane innerhalb von zwei Jahren (FAULFLEISCH, Verlag Torsten Low, 172,3 und TÖTE JOHN BENDER!, beide Luzifer Verlag) hat Vincent Voss nach der Veröffentlichung zahlreicher Kurzgeschichten in Anthologien und Magazinen endgültig der Sprung zu einer ernstzunehmenden und sogar preisgekrönten (VINCENT PREIS für einige Kurzgeschichten sowie für den Roman 172,3 ) Stimme der deutschen Phantastik geschafft. TÖTE JOHN BENDER! ist derzeit für den VINCENT PREIS 2013 in der Kategorie Bester Roman nominiert. Coverkünstler Timo Kümmel hat für das Titelmotiv die abgedunkelte Strandansicht einer Insel gewählt, über die in verschiedenen Handschriftarten TÖTE JOHN BENDER! gelegt wurde. Damit bezieht sich das Motiv auf eine Schlüsselszene des Romans. Das Paperback mit Klappenbroschur macht außen wie innen einen sehr hochwertigen Eindruck und sieht auch nach dem Lesen noch aus wie neu. FAZITAußergewöhnlicher Rache-Thriller, der in einem beachtlichen Tempo erzählt wird und damit etwaige Schwachstellen einfach überfährt. Der Racheplot und die Verankerung in den 1980er Jahren machen TÖTE JOHN BENDER zu einer Art quick n dirty-Variante von Stfean Melneczuks MARTERPFAHL. Großartig! 29. Apr. 2014 - Elmar HuberDer RezensentElmar Huber![]() Total: 669 Rezensionen (* 1972) kann sich noch dunkel an den "phantastischen Film" im Nachtprogramm des ZDFs erinnern, der damals (nicht zuletzt aufgrund des Zeichentrickvorspanns) schon eine gewisse Faszination ausübte. Weitere Rezensionen
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