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Die Katzen
| DIE KATZEN
Buch / Belletristik
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Weil sein Vater arbeitslos wird, kann die Familie den Sommer über keinen Urlaub am Meer machen. Für den Sohn Sebasto ist das allerdings alles andere als ein Beinbruch, gibt es ihm doch die Möglichkeit den gesamten Sommer über mit seinem Freund Ju zu verbringen. Ju, ist ein alter Mann, allein abseits des Dorfes in einem alten Haus wohnt und zu einer Art Ersatzgroßvater für Sebasto geworden ist. Die sommerliche Idylle ist perfekt, bis die erste schwarze Katze auftaucht. Das Tier sieht merkwürdig aus, mit seinen silbernen Augen und eine unbestimmte Aura der Bedrohlichkeit geht von dem Vierbeiner aus, so dass sogar der tierliebe Sebasto vor der Katze zurückschreckt. Noch sehen der Junge und sein älterer Freund keine Zusammenhänge zwischen den toten, blutleeren Tieren, die sie finden und den schwarzen Katzen, die immer mehr werden und sich gleichen wie ein Ei dem anderen. Doch die Opfertiere werden immer größer und die Katzen werden immer zahlreicher. Da kommt Sebasto ein fürchterlicher Verdacht.....
Eigentlich schrieb Marie-Hélène Delval mit dieser Geschichte ein Buch für Jugendliche, welches aber auch für Erwachsene, die sich gerne mal gruseln, durchaus interessant ist. Denn Autoren von Gruselgeschichten für Kinder setzen auf Atmosphäre und subtile Spannung, während ihre Kollegen allzu oft versuchen diese Attribute mit viel Blut und Gewalt zu kompensieren.
Die Spannung wird langsam aufgebaut und man kann gut nachvollziehen, wie die Urlaubsstimmung von einem unbestimmten Gefühl der Gefahr abgelöst wird. Die Katzen, die sich gegenüber den Menschen passiv und teilnahmslos verhalten, strömen allein durch ihre Anwesenheit und ihren starren, silbernen Blick, Bedrohlichkeit aus. Die Geschichte selber ist flüssig in einem Rutsch zu lesen, da die Schrift recht groß ist und der Umfang des Buches gerade Mal 122 Seiten beträgt. Da hätte ruhig ein wenig mehr Papier beschrieben werden dürfen, allerdings gibt es dabei auch keinerlei Längen. Zudem muss man der Autorin ein Höchstmaß an Respekt zollen, schafft sie es doch auf diesen wenigen Seiten eine ausgefeilte Handlung mit einem perfekt ausbalancierten Spannungsbogen zu kreieren, der sich zunächst sehr langsam aufbaut und später schnell und ohne Einbrüche aufsteigt, bis zu seinem fulminanten Ende. Die Charaktere wurden alle sympathisch und glaubhaft geschildert, das Finale ist originell, überraschend und wehmütig zugleich.
Besonders gelungen finde ich die Silhouetten der schwarzen Katzen über den Kapiteln, welche zeitgleich mit dem Erscheinen der Tiere sich vermehren. So steht über den ersten Abschnitten, wo nur eine Katze anwesend ist, auch nur ein schwarzer Katzenumriss. Als die zweite Katze erscheint, sieht man über dem Kapitel zwei Katzen-Silhouetten und so weiter.
Auch das Cover mit dem einfachen dunkelgrünen Hintergrund und der roten Schrift verspricht nicht mehr, als das Buch zu halten vermag.
16. Okt. 2006 - Florian Hilleberg
http://www.buchwurm-info.de
Der Rezensent
Florian Hilleberg

* 03. März 1980
Website: http://www.florian-hilleberg.net/
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März 2018: 6 Rezensionen
Im Jahre 1980 erblickte ich in Uelzen, einem kleinen malerischen Städtchen inmitten der Lüneburger Heide, das Licht der Welt.
Aufgewachsen bin ich in einem kleinen Dorf unweit meiner Geburtsstadt. Sehr früh schon interessierten und faszinierten mich die dunklen Mythen, die Dämonen und Untoten und bald hie...
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