1924 gründete der Steuerberater Hermann Luchter-
hand in Berlin seinen Verlag für Recht und Steuern.
Dieser entwickelte sich rasch zu einem der führenden
Fachverlage Deutschlands. Nach dem Krieg wurde
der Hauptsitz des Luchterhand-Verlages nach Neuwied/Rhein verlegt. Ab 1954 kam es auch zu literarischen Veröffentlichungen, darunter u. a. Charles Baudelaires "Die Blumen des Bösen", 1956 Günter Grass' "Die Vorzüge der Windhühner" und Alfred Anderschs "Texte und Zeichen", die berühmteste Literaturzeitschrift der fünfziger Jahre. Internationales literarisches Renommee erlangte der Luchterhand-Verlag mit Günter Grass' Roman "Die Blechtrommel" im Jahre 1959. Zu dieser Zeit wurde auch das sozialwissenschaftliche Lektorat gegründet.
1970 wurde die Taschenbuchreihe Sammlung Luchterhand ins Leben gerufen. Nur zwei Jahre später wurde die Abspaltung des literarischen und sozialwissenschaftlichen Bereiches in Form eines eigenständigen Verlages beschlossen. Unter der Leitung von Otto F. Walter zog der literarische Zweig des Verlags nach Darmstadt um. Walter, der über zehn Jahre als Verleger für Luchterhand tätig war, konnte zahlreiche namhafte Autoren für sich gewinnen, Werke von DDR-Autoren wie Christa Wolf, Jurek Becker und Maxie Wander, Schweizern wie Kurt Marti und Jean Ziegler sowie dem russischen Autor Alexander Solschenyzin verhalfen Luchterhand zu nachhaltigem Erfolg, er wurde neben Suhrkamp zum wichtigsten deutschen Literaturverlag.
1987 wurde der Hermann Luchterhand Verlag an die niederländische Verlagsgruppe Kluwer verkauft. Die Folge waren heftige Proteste vieler Autoren, die den Verkauf des literarischen Teiles des Hermann Luchterhand Verlages an die "Arche Verlag AG" in Zürich durchsetzten. Unter der Leitung von Elisabeth Raabe und Regina Vitali wurde der Firmensitz des Luchterhand Literaturverlags 1989 nach Frankfurt/Main verlegt, 1991 schließlich nach Hamburg. 1991 verließ Günter Grass den Verlag. 1993 wurde die Sammlung Luchterhand an dtv verkauft.
Mit dem Erwerb des Luchterhand Literaturverlags 1994 durch den Münchner Wirtschaftsanwalt Dietrich von Boetticher wurde der Firmensitz nach München in die Widenmayerstraße verlegt. Nachdem seit 1987 zahlreiche namhafte Autoren den Verlag verlassen hatten, galt es, das Programm neu aufzubauen und auszurichten. Es gelang Christa Wolf, deren Werke seit "Der geteilte Himmel" bei Luchterhand erschienen waren, zurückzugewinnen und neue Autoren wie Frank McCourt, Anna Enquist, Annie Proulx, António Lobo Antunes, Hanns-Josef Ortheil und Carl Amery an den Verlag zu binden. In kurzer Zeit erfolgte der Wiederaufstieg zu einer geachteten literarischen Adresse. 1997 wurde der Luchterhand Verlag vom Fachmagazin "Buchmarkt" zum Verlag des Jahres gewählt.
2001 wurde die renommierte Taschenbuchreihe Sammlung Luchterhand mit sechs Lyrikbänden, darunter Ernst Jandls letzte Gedichte, wieder neu etabliert. In ihr erschienen seitdem Werke zahlreicher Luchterhandautoren, u.a. von Ernst Jandl, Christa Wolf, Hanns-Josef Ortheil und Franz Hohler.
Im Oktober 2001 wurde der Luchterhand Literaturverlag von der Verlagsgruppe Random House übernommen; im März 2002 erfolgte der Umzug in die Neumarkter Straße in München. Im Januar 2005 übernahmen Georg Reuchlein und Regina Kammerer in Nachfolge des langjährigen Verlagsleiters Gerald J. Trageiser die Programmleitung des Verlags.
Der Luchterhand Literaturverlag ist seit über 50 Jahren einer der anerkannten Literaturverlage Deutschlands. In ihm erscheinen zur Zeit ca. 20 Hardcover-Novitäten pro Jahr und etwa 20 Titel in der Sammlung Luchterhand. Zu den Autoren des Verlags zählen neben den schon genannten u.a. Michael Cunningham, Ulrike Draesner, Christian Haller, Kerstin Hensel, Etgar Keret, Anna Mitgutsch, Marcel Möring, Terézia Mora, Pablo Neruda, Viktor Pelewin, Joshua Sobol und Michael Wallner. Neben der Entdeckung und Förderung jüngerer Autoren wie Saša Stanišić, Rabea Edel und Christiane Neudecker legt der Luchterhand Literaturverlag auch großen Wert auf sorgfältig edierte Werkausgaben. 1997 wurde eine zehnbändige Ausgabe der Werke Ernst Jandls herausgebracht, ab 1999 folgte eine zwölfbändige kommentierte Christa Wolf-Werkausgabe. 2004 sind eine Leseausgabe der Werke Friedrich Hölderlins, herausgegeben von D. E. Sattler, 2005 eine neu übersetzte Ausgabe der poetischen Werke des irischen Nobelpreisträgers W.B. Yeats sowie 2006 eine fünfbändige Werkausgabe Michail Bulgakows erschienen. Die Sammlung Luchterhand präsentiert seit November 2005 mit monatlich ein oder zwei Neuerscheinungen ausschließlich Original- und Deutsche Erstausgaben.
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1924 gründete der Steuerberater Hermann Luchter-
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Dieser entwickelte sich rasch zu einem der führenden
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1970 wurde die Taschenbuchreihe Sammlung Luchterhand in...
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