1828
Der 21jährige Anton Philipp Reclam leiht sich 3.000 Taler von seinem Vater, kauft in Leipzig das Literarische Museum, eine Leihbibliothek mit Lesekabinett, und gründet einen eigenen Verlag. ("Verlag des literarischen Museums").
1837
Anton Philipp nennt seinen Verlag um in Philipp Reclam jun.
1839
Reclam kauft eine eigene Druckerei.
Vor 1848
Reclam kommt wegen seiner liberalen Anschauungen immer wieder mit der Obrigkeit in Konflikt.
1858
Eine preisniedrige Shakespeare-Ausgabe erscheint, unmittelbarer Vorläufer der Universal-Bibliothek.
1867
Am 9. November tritt eine von der deutschen Bundesversammlung beschlossene Regelung in Kraft. Diese besagt, dass allen deutschen Autoren eine Schutzfrist für die Veröffentlichung ihrer Werke von 30 Jahren nach ihrem Tod gewährt wird. Die wichtigsten deutschen Klassiker werden "gemeinfrei". Dies ermöglicht die Gründung der Universal-Bibliothek in Leipzig. UB 1 ist Goethes Faust. Aufgrund des neuen Urheberrechts, einer hochmodernen Produktion und eines raffinierten Marketings kann Reclam seine Taschenbücher zum sensationellen Preis von zwei Silbergroschen anbieten.
Nach 1867
Die UB wird in raschem Tempo ausgebaut: pro Jahr erscheinen 140 Nummern - neben deutscher und europäischer Literatur auch antike Texte, philosophische Werke, Unterhaltungsliteratur, Gesetzesausgaben, Operntexte usw.
1877
Das erste Drama von Ibsen in der Universal-Bibliothek erscheint, bis 1893 siebzehn weitere.
1905
Der Verlag bezieht einen repräsentativen Neubau im Leipziger Buchhändlerviertel. Die Druckerei verfügt über 42 Schnellpressen. Eine eigene Dampfmaschine versorgt das Haus mit Energie.
1908
Man feiert das Erscheinen der Nummer 5.000. Der Umschlag der gebundenen UB-Ausgaben wird von Peter Behrens neu gestaltet.
1912
Reclam setzt erstmals Verkaufs-Automaten ein. 1917 sind fast 2.000 von ihnen in Betrieb.
1917
Die erste Preiserhöhung der UB: Statt 20 kostet ein Bändchen jetzt 25 Pfennig. Fritz Helmuth Ehmcke entwirft einen neuen Umschlag für die Reihe.
Nach 1920
Gegenwartsautoren kommen vermehrt in die UB (Arthur Schnitzler, Heinrich und Thomas Mann, Stefan Zweig, Ricarda Huch, Jakob Wassermann, Hugo von Hofmannsthal).
1923
In der Hochinflation kostet ein UB-Band 330 Milliarden Reichsmark.
1927
In Japan wird nach dem Vorbild der Universal-Bibliothek die Iwanami-Bibliothek gegründet.
1928
Thomas Mann hält die Festrede zum hundertjährigen Verlagsjubiläum.
Nach 1933
Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten gerät der Verlag unter Druck. Werke jüdischer oder politisch missliebiger Autoren müssen aus dem Programm genommen werden.
1934
Neuregelung des Urheberrechts mit Verlängerung der Schutzfrist von 30 auf 50 Jahre nach dem Tod des Autors.
1943
Bei Bombenangriffen wird das Verlagsgebäude schwer getroffen. 9.000 Zentner fertiger UB-Bändchen verwandeln sich in einer Nacht zu grauer Papierasche.
Nach 1945
Demontagen und politische Einflussnahme der sowjetischen Besatzungsmacht erschweren zunehmend die Fortsetzung freier Verlagsarbeit in Leipzig. Ernst Reclam übersiedelt in den Westen. Das Leipziger Unternehmen wird teilenteignet und als "Verlag mit staatlicher Beteiligung" weitergeführt.
1947
In Stuttgart wird die Reclam Verlag GmbH gegründet. Der Wiederaufbau der UB beginnt mit acht Titeln für württembergische Schulen. Ein Grundbestand an klassischen Texten der deutschen und europäischen Literatur soll, insbesondere für die Schule, wieder verfügbar gemacht werden.
1959
Die Universal-Bibliothek umfasst wieder 1.000 Nummern, die Nachkriegsauflage beträgt bereits wieder 45 Millionen. Neben literarischen und philosophischen Werken erscheinen Titel zu Musik und Kunst.
1967
Die Universal-Bibliothek wird 100 Jahre alt. über 1.100 Titel sind wieder lieferbar. Zunehmend orientiert sich die Universal-Bibliothek in Programm und editorischer Qualität an den Bedürfnissen der Universität.
1970
Die UB erhält ihr farbiges Markenzeichen: Sie erscheint im neuen gelben Outfit. Zweisprachige Ausgaben (orange) ergänzen das Programm.
1980
Bezug des neuen Verlags- und Druckereigebäudes in Ditzingen bei Stuttgart.
1983
Die ersten Bände der neuen roten Fremdsprachentexte erscheinen.
1992
Der Leipziger Reclam Verlag wird reprivatisiert. Aus der früheren Ost-UB wird die "Reclam-Bibliothek Leipzig".
1995
Die "Reclam Klassiker auf CD-Rom" machen den Fundus der UB im elektronischen Medium verfügbar.
1998
Reclam-Fans in aller Welt haben via Internet Zugriff auf alle wichtigen Verlagsdaten.
1999
Reclam eröffnet die Audio-CD-Reihe der "Reclam Hörbücher".
Das Museum für Gedankenloses widmet den originellsten von Schülern bemalten, bekritzelten, verun- und umgestalteten Umschlägen aus Bänden der Universal-Bibliothek die Ausstellung "Kaba und Liebe".
2000
Ein neuer Internet-Service wird eingerichtet: Download-Interpretationen zu den für Schule und Studium wichtigsten Werken der deutschen Literatur.
2001
Der Reclam Verlag Leipzig entwickelt eine neue Umschlaggestaltung für die Reclam Bibliothek Leipzig und startet eine neue Hardcover-Reihe.
In der Universal-Bibliothek erscheint die neue Reihe "Lektüreschlüssel für Schüler".
2002
Der Relaunch der Reclam-Homepage bringt die hauseigene Datenbank aller lieferbaren Titel zum Recherchieren und Bestellen ins Netz.
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