20 Kommentare

  1. Wissenstagebuch
    9. Oktober 2016 @ 18:34

    Lieber Jochen,
    ich habe mich beim Lesen deines Beitrages diebisch gefreut. Beim Stöbern durch die Buchblogs hat mich keines der Bücher richtig angesprochen. Selbst wenn sie gelobt wurden, ist der Funke nicht übergesprungen. Jetzt sehe ich – nicht zuletzt an den Kommentaren hier -, dass ich nicht allein damit stehe. Außerdem hab ich gleich noch die Empfehlung für “Der letzte beste Ort” mitgenommen.
    Viele Grüße von Jana

    Antwort

  2. Bri
    7. Oktober 2016 @ 11:51

    In anderen Gesellschaften / Kulturen, wird mit Literatur schon ganz anders umgegangen. Die Amerikaner zum Beispiel haben eine großartige Erzählkultur – da werden Geschichten erzählt, wie früher am Lagerfeuer, die trotzdem Substanz haben, unsere Lebensrealität spiegeln, ohne ständig Betroffenheit auslösen zu wollen – da liest man gerne und holt sich Impulse. Die Niederländer habe ich in diesem Jahr für ich entdeckt. Ihre Literatur besitzt eine Art Poesie, die ich in der deutschsprachigen Literatur vermisse. Vielleicht liegt es einfach in anderen Ländern auch daran, dass die Schriftstellerei als Kunst höher angesehen ist, ihr Handwerk besser vermittelt wird, denn auch das braucht es meiner Meinung nach, um kreativ sein zu können. Hierzulande wird jemand, der versucht, seinen inneren Drang zu schreiben beruflich umzusetzen eher belächelt und mit Kommentaren bedacht wie, man könne nicht davon leben oder man solle doch Bücher wie Konsalik schreiben … ökonomisches Denken wird da ganz groß geschrieben. Klar müssen alle Menschen von etwas leben. Das heißt aber nicht, dass das Schreiben schlechter oder besser ist, als andere Berufe. Es ist, denke ich, anstrengender, als viele glauben mögen – um Dijan zu zitieren: Schriftsteller arbeiten immer, auch wenn sie im Liegestuhl liegen 😉 Aber vielleicht ist das, was ich so empfinde auch alles Quatsch? Für den Beitrag jedoch danke ich herzlich! LG, Bri

    Antwort

    • Jochen Kienbaum
      7. Oktober 2016 @ 13:17

      Hallo Bri, nein, kein Quatsch. Deine Beobachtungen teile ich durchaus. (Und dank Deines Kommentars, habe ich nun auch Deinen Blog entdeckt. Du hast einen Follower mehr.) lg_jochen

      Antwort

      • Bri
        7. Oktober 2016 @ 13:38

        Schön – eine klassische Win-Win-Situation 😉 Ist ja nicht nur mein Blog, ich habe ja ein paar Mitstreiter. Herzlich Willkommen im Namen der üblichen Verdächtigen!

  3. Klappentexterin
    7. Oktober 2016 @ 10:55

    Lieber Jochen,

    herrlich! Ich habe deinen Beitrag mit Freude gelesen und fühle mich nun nicht mehr ganz allein außerhalb der deutschsprachigen Literatur. Schön ist’s da. Und aufregen muss ich mich dort auch nicht. 😉 Der Wink ist übrigens wirklich klasse.

    Viele Grüße

    Klappentexterin

    Antwort

  4. Chris Popp
    7. Oktober 2016 @ 02:42

    Ein herrlich ehrlicher Beitrag. Ich habe das, obwohl mir das Thema Buchpreis dieses Jahr aus unerklärlichen Gründen einfach wahnsinnig auf den Zeiger geht, ja dennoch mitverfolgt und auch bei all den erwähnten Büchern in verfügbare Leseproben reingelesen oder mir die Beschreibungen/Klappentexte angeschaut und musste immer wieder feststellen: Nö, das klingt mir zu düster, zu uninteressant, zu negativ, zu trocken, zu abgehoben, whatever. Auch die “Streitgespräche” zwischen Gerard und Sophie waren spannend, aber die habe ich eher gelesen, weil ich die beiden gerne lesen. Die Bücher selbst interessieren mich nun erst recht nicht mehr die Bohne. Und auch wenn ich nicht wirklich Lust auf Negatives habe, ist es ausgerechnet der Melle, der mich brennend interessiert.
    Wenn ich irgendwann meinem Stapel Herr werde (Beruflicher Stress und damit einhergehende gesundheitliche Probleme), werd ich mir mal den ein oder anderen Lesetipp näher anschauen. Mein SdnzbozrB (Stapel der noch zu besorgenden oder zumindestens reinzulesenden Bücher) ist ja jetzt schon kilometerhoch.

    Antwort

  5. Marina Büttner
    6. Oktober 2016 @ 20:00

    Dann weißt du ja jetzt, dass du nächstes Jahr nicht mehr dabei sein willst. Das ist doch auch nicht schlecht. Mir zum Beispiel hat sehr vieles von der Longlist gefallen und ich steh nun wirklich auch nicht auf Langeweile …

    Antwort

    • Jochen Kienbaum
      7. Oktober 2016 @ 09:28

      Liebe Marina, die Buchpreisblogger rotieren, im kommenden Jahr, das war schon zum Start der diesjährigen Runde klar, bin ich nicht mehr dabei. Und natürlich habe ich in meiner kleinen »Wutrede« absichtlich übertrieben und überspitzt. Es war einiges auf der Longlist, das zu lesen lohnt. aber eben auch anderess, das (zumindest mich) extrem gelangweilt hat ob mangelnder Kraft, Wucht und Idee. So, jetzt wieder ran an die Bücher, die guten und lesenswerten. lg_jochen

      Antwort

  6. Marc
    6. Oktober 2016 @ 19:48

    Hallo Jochen,
    nach all den Besprechungen zu den Longlistbüchern kam ich für mich zu dem Schluss, dass nur Melle etwas wäre, um es zu lesen. Beim Rest hatte ich ein ähnliches Gefühl, wie du es beschreibst – Lustlosigkeit. Das reizt alles überhaupt nicht.
    Ein sehr ehrlicher Text, der auch mal Einblick gibt, dass ein Vorhaben nicht rund laufen muss.

    Gruß
    Marc

    Antwort

  7. jancak
    6. Oktober 2016 @ 17:34

    P.S. Die Witzelsche Qualität würde ich im Gerhard Falkner https://literaturgefluester.wordpress.com/2016/10/02/apollokalypse/ orten, da habe ich mich am Schluß gefragt, ob er nicht vielleicht besser als der Witzel https://literaturgefluester.wordpress.com/2015/11/13/die-erfindung-der-roten-armee-fraktion-durch-einen-manisch-depressiven-teenanger-im-sommer-1969/ist, das gleiche Thema wurde ja mit der gleichen Originalität behandelt.

    Antwort

    • Jochen Kienbaum
      6. Oktober 2016 @ 18:31

      Teils, teils. Falkner ist dann schlußendlich doch nicht abwechslungsreich und überraschend genug, um mit Witzel wirklich auf Augenhöhe mithalten zu können. Das Problem bei Apollokalypse ist, meines Erachtens, dass hier ein Lyriker versucht, Prosa zu überfrachten mit dichten Bildern und Metaphern, die in der Kurzform eines Gedichtes zwar wirken, aber auf der langen Strecke dann doch eher überfordern, müde machen und langweilen. Wie gesagt, meine bescheidene Meinung. lg_jochen

      Antwort

  8. jancak
    6. Oktober 2016 @ 17:27

    Ein bißchen würde ich mich dem Obigen anschließen und habe bei den vierzehneinhalb Büchern, die ich bis jetzt gelesen habe, bisher auch nur zwei Shortlistkanditaten, den Thomas Melle https://literaturgefluester.wordpress.com/2016/09/13/die-welt-im-ruecken/ und Sibylle Lewitscharoff xhttps://literaturgefluester.wordpress.com/2016/09/23/das-pfingstwunder/, die auch meine persönliche Favoritin wäre.
    Bei den anderen Büchern würde ich eine große Bandbreite orten, aber auch sehr viel Konstruiertes, sehr viel schöne Sprache mit dem schon erwähnten, alte Männer letzte Liebe oder Midlife-Themen oder die schöne Sprache der jungen Experimentellen.
    So habe ich mir auch schon ein bißchen gedacht, ob ich nicht im nächsten Jahr, statt des vorausgesuchten Lesemarathon eher lieber wild über den Tellerrand lesen möchte?
    Aber wahrscheinlich drängt es mich dannr doch wieder LL zu lesen, man lernt ja auch sehr viel dabei, auch wenn man zu obigen Erkenntnissen kommt!
    Jetzt bin ich nur noch gespannt, wie es mir mit dem österreichischen Buchpreis gehen wird, da habe ich allerdings nur die halben Bücher und das andere auf Lesungen gehört und nur mit den Longlistenproben würde ich wahrscheinlich nicht zu obigen Erkenntnissen kommen!
    Es hat mich in diesem Jahr überhaupt etwas gewundert, daß die offiziellen und auch inoffiziellen Blogger so wenig gelesen haben und habe mich gefragt, wo ist der Enthuasmus geblieben?
    Liebe Grüße aus Wien!

    Antwort

  9. stbhansbrink
    6. Oktober 2016 @ 16:27

    Hallo Jochen, Respekt für diesen Blogbeitrag. So ehrlich und offen habe ich bisher noch nicht die Longlist und auch die Shortlist “bearbeitet” gelesen. Da bekommt man doch wieder “lustauflesen” und sich selbst ein Bild machen. Danke nochmal.
    Aus meiner “Amateursicht” wird der Deutsche Buchpreis zwischen Melle und Kirchhoff entschieden.

    Antwort

    • Jochen Kienbaum
      6. Oktober 2016 @ 18:34

      Ich, ebenfalls »Amateur«, sehe das genauso. Präferiere allerdings Melle vor Kirchhoff. (Und einige BuchpreisbloggerInnen sind da auf unserer Seite.) Aber wir haben da eh nix mitzureden. lg_jochen

      Antwort

  10. Constanze Matthes
    6. Oktober 2016 @ 16:19

    Ein wunderbarer Beitrag zur aktuellen Diskussion rund um den Buchpreis, und nebenbei gibt es gleich noch ein paar Lesetipps. Ich vermisse an der deutschen Literatur und den Preisvergaben hierzulande generell etwas mehr Mut – Mut zu Geschichten, die einen gefangennehmen und einfach etwas wagen, sicherlich auch unterhalten, aber dabei noch immer Anspruch haben, in Sprache und Inhalt. Dass Du auf die Amerikaner und auch Niederländer eingehst finde ich prima. Gerade den Amerikanern gelingt es, in wunderbaren Geschichten das Leben zu beschreiben, dabei aber auch aktuelle Fragen und Themen anzusprechen. Dass Katja Lange-Müller mit “Drehtür” nicht auf die Shortlist kam, finde ich sehr traurig, weil ihr Buch facettenreich und sprachlich erstklassig ist. Viele Grüße

    Antwort

  11. flattersatz
    6. Oktober 2016 @ 15:58

    wieso hast du dich denn dieses jahr noch einmal zur teilnahme bereit erklärt, wenn deine bauchschmerzen letztes jahr schon so groß waren? würde mich einfach interessieren…

    Antwort

    • Jochen Kienbaum
      6. Oktober 2016 @ 16:23

      Warum ich mitgemacht habe? Weil ich es wollte, Weil ich mich auf gute Romane gefreut habe. Der Text aus dem vergangenen Jahr war ein vorab geschriebenes und nicht ganz ernst gemeintes »Bekenntnis« zur Unwürdigkeit. Ich habe mich dann voll auf die Romane zum Buchpreis eingelassen, wie ich überhaupt zu der Zeit sehr viel deutschsprachige Literatur geslesen habe. Viel mehr als in den Jahren zuvor. 2015 hat übrigens mit Frank Witzels »Teenager« ein Buch ganz nach meinem Geschmack gewonnen. In diesem Jahr erschien mir die Nominiertenliste sofort ein wenig dünn, ein Titel von Witzelscher Qualität ist nicht dabei. (Große Ausnahme: Thomas Melle). Dieser Jahrgang war enttäuschend, so meine persönliche Einschätzung. Mitgemacht habe ich dennoch gern ein zweites und (vorerst) letztes Mal. Nur just im Moment stelle ich fest, dass mir speziell die im Artikel genannten US-Amerikaner (und andere Titel) gerade viel mehr Spaß bereiten, als die Longlist. Nebenbei, auch andere verspüren in diesem Jahr beim Buchpreis Bauchschmerzen. Deshalb diese kleine Motzerei. Honi soit qui mal y pense. lg_jochen

      Antwort

      • flattersatz
        7. Oktober 2016 @ 10:09

        für mich klingt bei der ganzen sache ein wenig diese urdeutsche einteilung ‘e’ wie ernst und ‘u’ wie unterhaltung durch, was sich oft ausschließt. und die longlist wird wahrscheinlich eher in die kategorie ‘u’ fallen, zumindest, was die auswahkriterien angeht. daß ein buch beides erfüllt, anspruchsvoll zu sein und trotzdem unterhaltend, ist – das ist zumindest mein eindruck bei deutscher literatur – eher selten, die beiden begriffe sind fast so etwas wie antagonisten.

        genau das ist das, was andere nationen (obwohl ich mir keinen mechanismus plausibel machen kann, nach dem dies funktionieren sollte) wie die z.b. die amerikaner draufhaben: eine geschichte zu erzählen, die packend ist und trotzdem mit anspruch. lesen soll schließlich auch spaß machen – genau diesen spaß, den dir die amis offensichtlich mit ihren romanen bereiten.

        herzliche grüße
        fs

  12. buzzaldrinsblog
    6. Oktober 2016 @ 15:42

    Lieber Jochen,

    vielen Dank für deine spannenden Gedanken zu deiner Tätigkeit als Buchpreisblogger – ich kann mir kein wirklich Urteil erlauben, da ich mit Melle, Meyerhoff und Doma bisher nur drei Titel gelesen habe. Ich kann mich aber dem Gefühl anschließen, dass die Longlist in diesem Jahr nicht wirklich Leselust auslöst. Melle und Meyerhoff haben mich dennoch begeistert, durch den Roman von Akos Doma habe ich mich aber ein wenig gequält: zu nett, zu glatt gebügelt, zu unspektakulär. Den Kirchhoff will ich noch versuchen, aber dann liegt hier schon ein Stapel alternativer Bücher bereit – für den werde ich mir jetzt übrigens noch fix den Erzählband von Callan Wink bestellen, denn deine Begeisterung hat mich angesteckt!

    Liebe Grüße
    Mara

    Antwort

    • Jochen Kienbaum
      6. Oktober 2016 @ 16:27

      Ja, liebe Mara, siie haben einfach keinen richtigen Köder ausgeworfen, die diesjährigen Longlist-Titel, da wollte ich einfich nicht anbeißen. Andere Bücher packten mich dagegen und verschlangen mich mit Haut und Haar. Der Wink zum Beispiel, der wird auch dir gefallen, da bin ich mir sicher. lg_jochen

      Antwort

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