… wenn der Tag lang ist.
Sonja Perk-Bartz hatte eine Idee: Sie malt Bilder nach Schachpartien. Nicht, dass sie dabei versucht, irgend einen künstlerischen Gehalt zu gestalten, sondern sie malt einfach ein Schachbrett und malt gelbe Striche dort, wo die weißen Figuren und blaue dort, wo die schwarzen Figuren entlanggezogen sind. (Da es sich dabei um eine gänzlich mechanische Tätigkeit handelt, kann man solche Sachen normalerweise auch gut von ►Maschinen erledigen lassen, aber dann ist es wahrscheinlich keine Kunst.) Das ist nun weder besonders originell noch einmalig: Der Münchner ►Ugo Dossi macht dasselbe, nur grafisch etwas eindrucksvoller – ein Hinweis, den Perk-Bartz mit der Entgegnung kontert, sie habe »Japanologie studiert«. Sapienti sat!
Soweit wäre das alles kein Problem, aber nun kommt die Sache Dr. René Gralla zu Ohren, der für das »Neue Deutschland« stets auf der Suche nach »Schachthemen« ist. Und also hat er ein ►Interview mit Perk-Bartz geführt. Und das geht in etwa so:
DR. R. GRALLA: Soll das Ihre Antwort sein auf die alte Streitfrage, ob Schach nicht bloß ein anspruchsvoller Zeitvertreib ist, sondern womöglich auch Kunst?
PERK-BARTZ: Schach ist definitiv Kunst, und ich führe den Beweis. Die Abfolge der Züge in einer gelungenen Partie ist eine Form des ästhetischen Ausdrucks. Das mache ich auch für den Betrachter, der die Regeln des Spiels nicht kennt, sichtbar und nachvollziehbar.
Also nochmal langsam zum Mitdenken: Der Beweis dafür, dass Schach Kunst ist, wird dadurch geführt, dass »eine Form des ästhetischen Ausdrucks« für denjenigen »sichtbar und nachvollziehbar« gemacht wird, »der die Regeln des Spiels nicht kennt«. Oha!
Kein Wunder, dass darauf zuvor niemand gekommen ist!
Wie schrieb der alte Kant?
Es ist schon ein großer und nötiger Beweis der Klugheit oder Einsicht, zu wissen, was man vernünftiger Weise fragen solle. Denn, wenn die Frage an sich ungereimt ist, und unnötige Antworten verlangt, so hat sie, außer der Beschämung dessen, der sie aufwirft, bisweilen noch den Nachteil, den unbehutsamen Anhörer derselben zu ungereimten Antworten zu verleiten, und den belachenswerten Anblick zu geben, daß einer (wie die Alten sagten) den Bock melkt, der andre ein Sieb unterhält.
am 10. Juni 2007 um 14:26 Uhr.
[…] erspart uns musagetes wieder einmal die Arbeit, die Dinge zu […]
am 10. Juni 2007 um 22:53 Uhr.
►Rank zero weist auf einen Nachklapp bei ►schachbundesliga.de hin.
am 17. Juli 2007 um 00:27 Uhr.
hallo sie kluger mensch! jetzt erst entdecke ich ihre nicht sehr freundliche äusserung zu rene grallas interview mit mir – ihren kommentar auf / an?ihrer „pinwand“ – aber heisst es laut duden nicht „pinnwand“? – naja, in jedem falle bin ich von ihro geistlichkeit sehr inspiriert, auch, wenn sie einfach mal im zitat mein „auch“ unterschlagen und daraufhin meinen, im sängerkrieg der argumente die oberstimme inne zu haben, meine arbeit zynischerweise zu verurteilen, wie schade, denn meine bilder sehen richtig schön aus und die partien sind jede für sich einzigartig in ihrer visuellen ausprägung. aber ich schätze, ihnen geht es nur um die häme, die sie ausschenken können, weil sie so wissend sind und die anderen so dumm? wie auch immer, sie sind herzlich nach hamburg zur begutachtung der ihrer meinung nach stumpfen kunst geladen, wenn sie mal kommen mögen: gern! ich lad sie dann sogar auch zum essen ein und möchte ein wenig wohlfeil mit ihnen debattieren, wenn es genehm ist. das mag ich nämlich sowieso und sie scheinen mir grad der rechte sparringpartner zu sein.
dann mal nur mut, der herr! obwohl: auf die herzensbildung kommt es natürlich auch an und das nicht zu knapp… also zeigen sie sich doch mal!!!
recht haberische japanologisch-texterische und freundlich-gespannte grüße von der künstlerin
am 17. Juli 2007 um 00:45 Uhr.
Da ist nichts »unterschlagen« worden, wenigstens von mir nicht. Das ist von der angegebenen Quellseite per copy & paste transferiert worden.
Und was den »Beweis« angeht, für dessen Struktur ist das »auch« logisch unerheblich.