FC Wacker Innsbruck: Die 5 großen Fehlentscheidungen

Fehler Nummer 2: Der Co-Trainer wird Sportdirektor
Im Fußball ist es gerade modern, Talente im eigenen Verein zu entdecken. Viele junge Spieler finden einen Platz in der Kampfmannschaft und immer mehr Jugendtrainer steigen auf und übernehmen Kampfmannschaften. Als man beim FC Wacker Innsbruck erkannte, dass im sportlichen Bereich eine wichtige Führungsposition unbesetzt war und Personal fehlte, suchte man zuerst im eigenen Verein nach möglichen Verstärkungen. Als potentiellen Kandidaten für den vakanten Sportdirektoren-Posten fand sich schnell Florian Klausner. Der studierte Sportwissenschaflter und Betriebswirt brachte am Papier nicht nur die ideale Mischung, sondern – offenbar – auch das beste Konzept mit. Als Co-Trainer der schwarz-grünen Kampfmannschaft erlebte er viele unterschiedliche Trainertypen, Spieler und kannte den Verein sehr genau. In einem Hearing überzeugte er den damals frisch ins Amt gewählten Vorstand mit Argumenten wie einem neuen Nachwuchskonzept und einer Neugestaltung der (bis dato nicht vorhandenen) Scoutingabteilung. Florian Klausner wurde schließlich vom Co-Trainer zum Sportdirektor befördert. In der Theorie und vom Papier her mag diese Entscheidung nachvollziehbar sein, dennoch barg sie einige Gefahren und muss letztlich als klare Fehlentscheidung bezeichnet werden. In mehrfacher Hinsicht.
Als Co-Trainer war Florian Klausner Mitglied im Trainerstab von Roland Kirchler und damit dessen Angestellter. In seiner Funktion als Sportdirektor änderte sich diese Hierarchie schlagartig. Dass eine solche Veränderung die, auf Grund der damaligen sportlichen Lage, ohnehin angespannte und wackelige Situation verschlimmerte und die Stabilität nachhaltig gefährdete, war absehbar. Für die Medien war es in jedem Fall ein weiteres gefundenes Fressen, das genüsslich verspeist und auf den Titelseiten präsentiert wurde. So wurde dem damaligen Trainer und seinem ehemaligen Co-Trainer ein schwieriges persönliches Verhältnis unterstellt. Beide dementierten vorerst. Doch spätestens, als die sportliche Leitung und der Vorstand, auf Grund der anhaltenden schlechten Ergebnisse, dazu gezwungen waren Roland Kirchler zu entlassen, bekamen diese Gerüchte weiteres Futter und verursachten noch mehr Unruhe im Verein. Für die Spieler, die ohnehin mit den eigenen Leistungen genug zu tun hatten, war diese Unruhe sowohl ein weiteres Alibi, als auch ein unnötiger Stressfaktor.
Der neue Sportdirektor musste also schnell funktionieren und gleich in seiner ersten Transferphase Volltreffer landen, immerhin war der FC Wacker Innsbruck in der damaligen Phase akut abstiegsgefährdet. Die Durchhalteparolen mögen zwar nach außen hin laut posaunt worden sein, innerhalb des Vereins war aber die klare Devise – alles geben für den Nicht-Abstieg. Florian Klausner war dazu gezwungen im Winter Neuverpflichtungen zum Verein zu holen, die sofort einschlagen sollten. Nur so hätte der drohende Abstieg verhindert werden können. Dies gelang dem, in dieser Position, unerfahrenen Mann nur teilweise. Ji-Paraná, Bright Edomwonyi und Zeljko Djokic mögen zwar allesamt gute Fußballer sein, doch Sprachbarrieren, fehlende Spielpraxis und sensible Charaktere machten den Plänen der sportlichen Führung einen Strich durch die Rechnung. So richtig kann man dem jungen Sportdirektor jedoch keinen Vorwurf machen. Unter den schwierigen Voraussetzungen – mit wenig Geld, medialem Druck, kaum Zeit und wenig Erfahrung war fast nicht mehr möglich. Es ist dem ehrgeizigen und zweifelsohne gut ausgebildeten Mann Klausner nicht zu verdenken, dass er diesen Karriereschritt unbedingt machen wollte. Ein erfahrener Vorstand hätte ihn aber wohl vor sich selbst geschützt.
Fehler Nummer 3: Der Wechsel von Kirchler auf Streiter
Der neue Sportdirektor Florian Klausner war erst wenige Tage im Amt, als er der Anordnung des Vorstandes Folge leisten und Roland Kirchler feuern musste. Da dies wenige Spieltage vor der Winterpause passierte, entschied man sich den erst kürzlich eingesetzten Sportdirektor auch gleich als Interimscoach zu installieren. In nur wenigen Wochen veränderte sich die Rolle von Florian Klausner also zum zweiten Mal. Hey Co-Trainer. Sehr geehrter Herr Sportdirektor. Herr Trainer. Drei Anreden. Eine Person. Der Rausschmiss von Roland Kirchler war nicht für alle nachvollziehbar, intern wie extern. Auch wenn der ehemalige Coach mit seinen oft sehr emotionalen Sagern immer wieder für Unannehmlichkeiten sorgte und in dieser Phase wirklich schlechte Ergebnisse ablieferte, so war unter Roland Kirchler zumindest so etwas wie ein Wir-Gefühl entstanden. In Klopp-Manier stellte sich die Tiroler-Fußballlegende vor seine Mannschaft, watschte verbal Gegner, Medien und Schiedsrichter ab. Fußball-Tirol glaubte seinen markanten Sprüchen und dass “seine Jungs”, wirklich “seine Jungs” waren. Auch Blicke auf den Platz und in die Statistik-Bücher beweisen dies. Unter Roland Kirchler machten einige junge Spieler, trotz der vielen Negativerlebnisse, den Sprung in die Kampfmannschaft und damit einen gewaltigen nach vorne. Eine Tatsache die man aktuell vermisst. Die jungen Spieler werden aktuell zwar immer wieder als Grund für die anhaltend schwankenden Leistungen genannt, gerade im Mittelfeld spielen jedoch viele Routiniers jenseits der 30. Da hätte man sich anderes erhofft.
Roland Kirchler nur wenige Spieltage vor der Winterpause zu entlassen war zwar erklär-, aber lange nicht für alle nachvollziehbar. Viele hätten sich gewünscht, dass man dem Vater des Wunders von Wolfsberg, noch eine Chance gibt und er die Winterpause dazu nutzen kann, den Umschwung einzuleiten. Der Vorstand entschied am 16.12.2013 anders, die sportliche Führung führte aus. 11 Tage später, zwischen Weihnachten und Silvester, wurde Michael Streiter als neuer Trainer präsentiert. Auf den temperamentvollen Motivator folgt die temperamentvolle Führungsfigur. Eine durchaus kluge Wahl, auch wenn damals namhafte deutsche Trainer vorstellig wurden. Michael Streiter ist unbestritten ein absoluter Vollprofi. In der Zeit in der ich mit ihm zusammenarbeiten durfte, hat sich dieses Bild bestätigt. Doch auch durch diese Entscheidung kehrte keine Ruhe ein – im Gegenteil. Kurz vor Beginn der Transferphase und der Vorbereitung auf die so wichtige Frühjahrssaison waren die Vorzeichen alles andere als positiv. Ein neuer Trainer mit eigenem Konzept im Kopf, verunsicherte und traumatisierte Spieler, ein unerfahrener Sportdirektor der selbst erst wenige Tage im Amt war und noch dazu als Interimstrainer einspringen musste und kaum Zeit um die Weichen auf Klassenerhalt zu stellen. Der Ausgang der Geschichte ist bekannt. Alles in allem: Gut gemeint, schlecht entschieden, viel Lehrgeld gezahlt.
Bin auch neugierig auf die weitere Analyse und habe einige Kommentare:
1) Wie Johannes bin ich der Meinung, dass an RK eigentlich kein gutes Haar gelassen werden kann – Doppelbelastung oder nicht, der Mann hat vom modernen Fussball gehört, aber die nötige Einsicht ihn umsusetzen.
2) Zum drüberstreuen und um die generallen Probleme im tiroler Fussball zu vertiefen wurde der man nun zum Leiter der sogenannten (in Wirklichkeit im Vergleich zur Konkurrenz ein Witz) Akademie gemacht.
3) Streiter mag ein Profi sein, aber keiner der die Entwicklung des Fusballs in den letzten 5 Jahren ausreichend verfolgt hat.
4) das problem bei Klausner ist nicht, dass der co zum chef gemacht wurde, sondern dass auch dieser Mann offensichtlich keinen Schimmer hat.
5) bestes Beispiel ist Djokic – von dem abseits.at vor seiner Verpflichtung einen artikel veröffentlich hat indem ihm die nötige Klasse (im gegensatz zum obigen Artikel) für die 1. österreichische liga 1. auf der innenverteidigerposition abgesprochen wurde und 2. er zu viele rote karten kassieren würde – beides hat sich wohl als richtig harausgestellt, was das angeblich professionelle duo Klausner/streiter (wunschspieler!!!) nicht gecheckt hat haben die amateure von abseits.at gewusst – ich frage mich wieso?
6)der sportbeirat war eine absolut richtige entscheidung – keine entmachtung des sportdirektors – sondern ganz normal wie ünerall z.b. in deutschland sitzen leute mit sportsachverstand im vorstand – nur leider viel zu spät.
7) das hauptproblem ist, dass schon viel zu lange im eigenen saft gebraten wurde – kein aureichender austausch auf management ebene mit internationale und nationalen nachbarn, fokus auf exspieler statt fachleute bei trainerbestellungen – dadurch sinkendes niveau. Und nach dem Kirchler irgend etwas wieder flott zu kriegen ist vlt. nicht so einfach – obwohl Koller hat’s nachdem vergleichbaren Constantini doch hingekriegt.
Interessante und ausführliche Analyse – bin schon auf die weiteren Artikel gespannt, insbesondere auf die Lösungsvorschläge.
Dennoch ist mir die Meinung zu Roland Kirchler als Trainer unbegreiflich. Kirchler hatte eine unterirdische sportliche Bilanz und deswegen musste er gehen – so wie bei jedem anderen Verein auch.
“Auch Blicke auf den Platz und in die Statistik-Bücher beweisen dies” – wenn ich auf den Platz geschaut habe, habe ich schlechte Leistungen gesehen und sonst gar nichts. Und bitte – was beweisen die Statistik Bücher?