FC Wacker Innsbruck: Die 5 großen Fehlentscheidungen

Fehler Nummer 4: Personalentscheidungen und Zielsetzung für Liga 2
Als der FC Wacker Innsbruck dann tatsächlich den bitteren Gang in Liga zwei antreten musste, rechneten sämtliche Experten fest mit einer Trennung von Trainer Michael Streiter. Doch das Gegenteil trat ein. Die sportliche Führung hielt am Trainer fest und gab die Devise “Neugestaltung und volle Kraft voraus” aus. Worte wie “Wiederaufsteig” wollten zwar vermieden werden, doch spätesten nach Verpflichtungen wie Pascal Grünwald oder Andreas Hölzl war klar, man will so schnell wie möglich wieder zurück in die Bundesliga. Dass dadurch eine enorme Erwartungshaltung entstand, die nicht eingehalten werden konnte, war absehbar. Die alles andere als erfolgreiche Performance in der zweithöchsten Spielklasse erinnerte viele an die vorhergehende Saison. Die Aufbruchsstimmung blieb leider nur ein PR-Sprech. Am Platz war keine Weiterentwicklung zu erkennen. Lediglich im Monat August konnten einige Erfolge eingefahren werden. Seit dem 26.09.2014 ist die Bilanz eine erschreckende. 12 Spiele – 1 Sieg, 1 Unentschieden, 10 Niederlagen.
Fünf Spieltage vor der Winterpause reagierten Vorstand und sportliche Führung. Trainer Michael Streiter, der starke Mann für den Neustart, wurde entlassen. Ihm folgte abermals der Sportdirektor als Interimstrainer. Bis zur Winterpause hätte dieser auch in der Funktion bleiben sollen. Inwiefern ein Mann am Platz stehen, Trainings leiten, Trainerstab führen, Spielergespräche führen, Kaderplanungen für den Winter anstellen UND einen geeigneten Nachfolger suchen soll und kann, bleibt ein Geheimnis. Am letzten Spieltag vor der Winterpause wurde dann doch noch ein neuer Trainer vorgestellt, der gleich ins kalte Wasser springen und mit einer Niederlage gegen den direkten Konkurrenten Austria Lustenau starten durfte.Zeitgleich mit Trainer Klaus Schmidt, dem kernigen, steirischen Arbeiter, wurden auch die so genannten Sportbeiräte Roland Hattenberger und Nick Neururer vorgestellt. Eine Entscheidung mit Aussagekraft. Einerseits gestand sich der, seit 1,5 Jahren im Amt befindliche, Vorstand damit wortwörtlich selbst, fehlendes sportliches Know-How ein, andererseits kam diese Entscheidung einer Entmachtung von Sportdirektor Klausner gleich. Bezeichnend, dass bei besagter Pressekonferenz die Redezeit des Sportbeirates um einiges länger war, als jene des, an diesem Tag recht stummen, Sportdirektors.
Vor der vergangenen Winterpause standen die Vorzeichen also ähnlich schlecht wie ein Jahr zuvor. Ein neuer Trainer trifft auf eine zutiefst verunsicherte Mannschaft und startet gleich mit einem Negativerlebnis, ein (entmachteter?) Sportdirektor mit fragwürdiger Entscheidungsgewalt, hoher medialer Druck, immer weniger Zuspruch aus der Bevölkerung und wiederum wenig Zeit, um die Weichen neu zu stellen. Leider hat man es wiederum verpasst, am Trainer festzuhalten, Druck rauszunehmen und die Erwartungshaltung zu verändern. Spätestens nach der zweiten Negativ-Serie hätte ich es mir gewünscht, dass ein starker Mann die Zielsetzung anpasst und dem eigenen Anhang, sowie ganz Fußball-Tirol den langfristigen Plan erklärt. Doch dafür müsste es wohl einen geben.
Fehler Nummer 5: Fehlende strategische Kaderplanung
Der Fußball ist ist ein sehr schnelllebiges Geschäft. Im einen Moment ist man ganz oben, im anderen wieder ganz unten. Ein Spieler ist gut in Form und eine kleine Verletzung genügt, um alles zunichte zu machen. Ein Spieler entwickelt sich und wird kurz vor Ende der Transferperiode abgekauft. Auf unerwartete Ereignisse, wie sie im Fußball immer passieren können, muss man schnell, zielgerichtet und flexibel reagieren. Um das tun zu können, muss man jedoch gut vorbereitet sein. Eine langfristige, strategische Kaderplanung ist deshalb im modernen Fußball wichtiger denn je. Genau diese scheint beim FC Wacker Innsbruck aber seit Jahren nicht zu existieren.
Anders kann ich mir die momentane Kaderzusammenstellung nicht erklären. Im Tor schickt man den immer konstanten Szabolcs Safar nach Hause und holt den vom Verletzungspech verfolgten und wenig spielenden Pascal Grünwald, obwohl man mit Lukas Wedl und Julian Weiskopf zwei äußerst vielversprechende Talente im eigenen Kader hat. Diesen beiden dürfte das Gesicht eingeschlafen sein, als sie vom Wechsel des 32-Jährigen erfahren haben. Ein ruhiger, besonnener Szabolcs Safar hätte mit seinen 40 Jahren den beiden nicht nur einiges an Erfahrung weitergeben können, sondern hätte nach höchstens einer Saison auch wirklich Platz im Tor gemacht. Nun wird den beiden Talenten ein Goalie im besten Alter vor die Nase gesetzt. Es wäre nur eine normale Reaktion, würden die zwei darüber nachdenken, bei welchem anderen Verein die Chance auf Spielpraxis eine größere wäre. Ein routinierter Mann wie Pascal Grünwald wird weiters auch nicht wenig kosten und so das ohnehin schon klamme Spielerbudget weiter belasten. Ein 20-jähriger Torhüter mit Spielpraxis hingegen, hätte sich unter Umständen gut entwickelt und sogar noch Geld in die leeren Vereinskassen gespült.
Die Entscheidungen auf der Torhüter Position stehen für mich exemplarisch für den mangelnden Weitblick bei der Kaderplanung. So ist das Mittelfeld-Zentrum deutlich überaltert, während im Sturm ein wirklich routinierter Stürmer, der auch schwierige Zeiten gewöhnt ist, fehlt. Auf den Außenverteidiger-Positionen spielen mit Christian Schilling und Thomas Bergmann zwei tolle junge Spieler, die das Potential haben, bald den Sprung zu einem größeren Verein zu schaffen. Wirkliche Ersatzleute, die bereits jetzt dahinter heranwachsen – Fehlanzeige. Bei Verletzungen oder Sperren helfen hier zwar immer wieder junge Spieler aus, jedoch viel zu unregelmäßig und auf ständig wechselnden Positionen. Betrachtet man die Neuverpflichtungen genauer, so kann man auch zum Schluss kommen, dass der derzeitigen sportlichen Führung entweder der Mut, oder das Netzwerk fehlt. Bekannte, ehemalige und müde Spieler werden geholt, anstatt auf eine gesunde Mischung aus eigener Jugend und wirklichen Stützen zu setzen. Exemplarisch dafür, ist für mich die Tatsache, dass mit Peter Hlinka (trotz der langen Verletztenliste) ein 36-jähriger Spieler geholt wird, der nun einem großen Talent wie Simon Pirkl die Chance nimmt, sich in dieser schweren Situation zu beweisen. Man ist weit davon entfernt ein fruchtbarer und guter Boden für Talente zu sein. Der fehlende Weitblick in der sportlichen Führung hat damit leider nicht nur aktuell, sondern langfristige Auswirkungen auf den Erfolg des ehemaligen Tiroler Fußball-Aushängeschildes. Doch dazu in einem anderen Artikel mehr.
Fazit
In der Vergangenheit wurden, trotz guter Absichten, leider einige schwerwiegende Fehlentscheidungen getroffen. Anstatt Ruhe in den Verein zu bringen, sorgte man immer wieder selbst für Turbulenzen. Mangelnde Erfahrung, wenig Know-How-Träger und fehlende Strukturen sind nur einige Gründe für die sportliche Talfahrt. Dass die Führung des Tiroler Traditionsvereins keine leichte ist, ist bekannt. Wirtschaftlichkeit vor sportlichem Erfolg ist aus unternehmerischer Sicht auch ein guter Ansatz. Nur, wenn der sportliche Erfolg das einzige eigene Produkt ist, dann wäre es mehr als ratsam darin zu investieren, endlich die nötigen Strukturen zu schaffen und erfahrene Know-How-Träger zu verpflichten – es wäre eine fatale Fehlentscheidung dies nicht zu tun!
Weitere Gedanken und Analysen zu Kaderplanung, Clubmanagement, Vereinsidentität, vergebenen Chancen und dem Mitgliederverein folgen in den kommenden Artikeln – hier am ALPENFEUILLETON.
Bin auch neugierig auf die weitere Analyse und habe einige Kommentare:
1) Wie Johannes bin ich der Meinung, dass an RK eigentlich kein gutes Haar gelassen werden kann – Doppelbelastung oder nicht, der Mann hat vom modernen Fussball gehört, aber die nötige Einsicht ihn umsusetzen.
2) Zum drüberstreuen und um die generallen Probleme im tiroler Fussball zu vertiefen wurde der man nun zum Leiter der sogenannten (in Wirklichkeit im Vergleich zur Konkurrenz ein Witz) Akademie gemacht.
3) Streiter mag ein Profi sein, aber keiner der die Entwicklung des Fusballs in den letzten 5 Jahren ausreichend verfolgt hat.
4) das problem bei Klausner ist nicht, dass der co zum chef gemacht wurde, sondern dass auch dieser Mann offensichtlich keinen Schimmer hat.
5) bestes Beispiel ist Djokic – von dem abseits.at vor seiner Verpflichtung einen artikel veröffentlich hat indem ihm die nötige Klasse (im gegensatz zum obigen Artikel) für die 1. österreichische liga 1. auf der innenverteidigerposition abgesprochen wurde und 2. er zu viele rote karten kassieren würde – beides hat sich wohl als richtig harausgestellt, was das angeblich professionelle duo Klausner/streiter (wunschspieler!!!) nicht gecheckt hat haben die amateure von abseits.at gewusst – ich frage mich wieso?
6)der sportbeirat war eine absolut richtige entscheidung – keine entmachtung des sportdirektors – sondern ganz normal wie ünerall z.b. in deutschland sitzen leute mit sportsachverstand im vorstand – nur leider viel zu spät.
7) das hauptproblem ist, dass schon viel zu lange im eigenen saft gebraten wurde – kein aureichender austausch auf management ebene mit internationale und nationalen nachbarn, fokus auf exspieler statt fachleute bei trainerbestellungen – dadurch sinkendes niveau. Und nach dem Kirchler irgend etwas wieder flott zu kriegen ist vlt. nicht so einfach – obwohl Koller hat’s nachdem vergleichbaren Constantini doch hingekriegt.
Interessante und ausführliche Analyse – bin schon auf die weiteren Artikel gespannt, insbesondere auf die Lösungsvorschläge.
Dennoch ist mir die Meinung zu Roland Kirchler als Trainer unbegreiflich. Kirchler hatte eine unterirdische sportliche Bilanz und deswegen musste er gehen – so wie bei jedem anderen Verein auch.
“Auch Blicke auf den Platz und in die Statistik-Bücher beweisen dies” – wenn ich auf den Platz geschaut habe, habe ich schlechte Leistungen gesehen und sonst gar nichts. Und bitte – was beweisen die Statistik Bücher?