FC Wacker Innsbruck
Die 9 Dinge, die der Verein jetzt richtig machen muss

3. Der Verein braucht endlich die richtige und vor allem realistische Zielsetzung
Zu Beginn der Saison sprach man noch von einem möglichen Wiederaufstieg. Trotz großen Kaderinvestitionen und Verpflichtungen von vermeintlichen Führungsspielern, wie Andreas Hölzl und Pascal Grünwald, musste diese Zielvorgabe schnell korrigiert werden. Bis zum letzten Spieltag ging es nicht um den Wiederaufstieg, sondern gegen den Abstieg. Wer aufmerksam Zeitung liest, der hat bereits vor Saisonende mitbekommen, dass auch in der kommenden Saison mit keinem Geldsegen, sondern mit weiteren Kürzungen im Sport-Budget, zu rechnen ist. Eine Fülle an Neuzugängen, die einen sofortigen Erfolg versprechen, wird es demnach wohl kaum geben. Der Verein steht vor der schwierigen Aufgabe eine passende Zielsetzung vorzugeben. Diese sollte sowohl realistisch, als auch attraktiv sein. Eine schier unmögliche Kombination.
Wenn wir über die Landesgrenzen hinausschauen, so gibt es mehrere Beispiele für misslungene, aber vor allem auch für gelungene Zielvorgaben. Meiner Meinung nach liegt gerade hier ein entscheidender Faktor, ob man es schafft die Menschen ins Stadion zu bringen oder nicht. Gelingt es die Menschen zu emotionalisieren, sie zu berühren, so dass sie sich mit dem Verein, seinen Möglichkeiten und Zielen identifizieren, so wird das Tivoli auch in Liga zwei (oder wie man in Österreich sagt – Erste Liga) nicht leer bleiben. Es gibt Beispiele an denen man sich orientieren – beziehungsweise von denen man etwas lernen kann.
Der FC St. Pauli redet seit Jahren nicht vom sportlichen Erfolg, sondern vom Erlebnis FC St. Pauli. Hier geht man ins Stadion, weil man das liga- und erfolgsunabhängige Wir-Gefühl spüren will. Die sportlichen Verantwortlichen und auch die Mannschaft stehen zwar auch hier immer mal wieder in der Kritik – doch die Fans wissen letztlich was sie bekommen – ehrliche Leistung, ehrlichen Fußball vom Kiez. Wer in den letzten Monaten am Tivoli war, der weiß, dass auch hier ein harter Kern zu finden ist und man durchaus vom Erlebnis FC Wacker Innsbruck erzählen kann. Borussia Mönchengladbach ist seit Lucien Favre zwar sehr erfolgreich, doch vor wenigen Jahren pendelte der Verein noch zwischen erster und zweiter Bundesliga. Die Vereinsverantwortlichen berichteten auch dort lange und in jedem Interview von den vergangenen Erfolgen und dass man daran wieder anknüpfen möchte. Dadurch entstand eine Erwartungshaltung an der die Mannschaft regelmäßig zerbrach. Erst unter Lucien Favre und Max Eberl kehrte jene Bescheidenheit ein, mit der die Mannschaft heute ganz Deutschland verzaubert. Man bekannte sich zur klammen Kasse, erzählte nicht mehr von den großen Erfolgen der Vergangenheit, sondern von den kleinen Erfolgen der Gegenwart. Junge Spieler, viele aus der Region und aus der eigenen Jugend, standen im Fokus, redeten vor der Kamera, äußerten sich auf Facebook und waren plötzlich das Gesicht des Vereins. Die Konsequenz. Die Fans und die Region entwickelten Sympathien und konnten sich plötzlich wieder mit der Mannschaft identifizieren. Schlechtere Leistungen und kurzfristige Misserfolge wurden verziehen. Der Stolz auf die Entwicklung der jungen Spieler überwiegte. Die Lücke zwischen den Erwartungen der Zuschauer und den Leistungen der Mannschaft war geschlossen. Wer nach Bochum, Bielefeld, Kaiserslautern oder Augsburg schaut, wird ähnliche Strategien entdecken.
Auch beim FC Wacker Innsbruck versuchte man in diesem Jahr von der eigenen Jugend zu sprechen und sich so Zeit zu „kaufen“. Am Platz zeigte sich ein anderes Bild. Außer Alexander Gründler war kein wirklich junger Spieler auf dem grünen Rasen zu entdecken. Die Öffentlichkeit diskutierte über die mäßig erfolgreichen Abstöße eines Pascal Grünwald, über die fehlende Form eines Andreas Hölzl, über die Verletzungsanfälligkeit eines Jürgen Säumel. Verständlicherweise vielen die Verantwortlichkeiten in ein typisches Muster. Als die Erfolge ausblieben und der Wiederaufstieg in weite Ferne rückte, blieb die Erwartungshaltung bestehen und es musste gehandelt werden. Gestandene, routinierte Spieler wurden verpflichtet. Der Nicht-Abstieg wurde erreicht. Trotz Freudentaumel über diesen Teilerfolg bleibt ein fahler Beigeschmack. Die Euphorie wird von kurzer Dauer sein und die Fans werden schon in wenigen Wochen nach den ersten Anzeichen lechzen, wohin im nächsten Jahr die Reise hingehen wird. Die Zielvorgabe wird dabei eine entscheidende Rolle spielen. Welche Geschichten werden im kommenden Jahr erzählt? Jene von weiteren Sparmaßnahmen? Jene von weiteren „Alt-Stars“ die es am Tivoli noch einmal probieren dürfen? Jene vom sofortigen Wiederaufstieg, auf die Gefahr hin, dass es nicht gelingt? Oder vielleicht doch jene von den eigenen jungen Spielern, denen man eine Chance geben will, auch wenn man nicht gleich vorne mitspielt? Bei der letzen Variante würde wohl so mancher Ausrutscher am ehesten verziehen werden. Von den Medien. Von den Fans. Von der Öffentlichkeit. Die richtige Zielsetzung zu finden und diese auch konsequent zu kommunizieren, wird jedenfalls ein wichtiger Baustein für die Performance der kommenden Saison sein. Und darüber sollte man sich lieber schon frühzeitig Gedanken machen – zu viel hängt daran.
Sämtliche Lösungsansätze stellen Denkanstösse dar und haben keinerlei Anspruch auf Vollständigkeit. Als ehemaliger Pressesprecher und durch und durch Schwarz-Grüner - mache ich mir viele Gedanken und möchte in meiner Funktion als freier Journalist etwas Konstruktives und Konkretes zum Wohle "unseres" Vereins beitragen. Die Punkte 4-9 erscheinen in den kommenden Wochen - vor Beginn der neuen Saison.