Uni-Schwerpunkt

Zehn Gründe warum du in einer WG wohnen solltest

Wohngemeinschaft – ein so sozial klingendes Wort, welches in unserer individualistischen Welt nahezu nach einer Utopie kling die scheitern muss! 10 Gründe warum du es trotzdem wagen solltest, liest du hier:
  1.  Geld (Preis/Leistung)

Wenn es nach der Matura in die große Stadt geht, gibt es drei Varianten zu leben:
Wohnung alleine, Studierendenheim oder WG.
Was Eigenes kann man sich ab ~550€+/Monat in den großen Universitätsstädten leisten. Da hat man dann noch nicht gegessen, das Internet fehlt und wenn die Waschmaschine kaputt wird und man gleichzeitig neue Schuhe braucht, wird das schon mal knapp. Den Rich-Kids kaufen die Eltern natürlich zu Studiumsbeginn eine Wohnung zur Familien-Wertanlage, aber wer ist schon ein Rich-Kid?!
Studentenheime sind preislich in einer ähnlichen Kategorie wie WGs, nur befinden sich da meist jene Zeitgenossen, die bei diversen WG-Casting abgewiesen wurden und dort nun ihr tristes Dasein fristen. Also will man da hin? – Nein!
Dann bleibt nur noch die WG. Preise zwischen 220-500€ je nach Lage, Größe und Ausstattung sind derzeit aktuell.

2. Casting-Erfahrung

Du hast dich schon immer gefragt, wie es sich anfühlt vor Dieter Bohlen&Co zu stehen? Beim Casting für eine WG machst du genau diese Erfahrung. Entweder du musst den Vermieter überzeugen, dass du der perfekte Mieter für seine Wohnung bist, oder du musst für ein freigewordenes Zimmer vorsprechen. In beiden Fällen kannst du nun alle Arschkriech-Methoden auspacken, die dir Mutti beigebracht hat: Du putzt natürlich immer pünktlich und gründlich, lässt nie was stehen und rauchen tust du sowieso nicht in der Wohnung. Dazu bist du der perfekte Partylöwe, wenn es gewollt wird und besitzt die Fähigkeit dich unsichtbar zu machen, wenn andere ihre Ruhe wollen. Gemeinsames kochen übernimmst du und du wäscht Wäsche auch gerne für alle anderen.
Wenn du dir deinen optimalen WG-Platz also mit diversen Lügenmärchen erschlichen hast, bist nach oft schon kurzer Zeit du derjenige, der ein Casting abhalten darf. Du darfst das Vorsprechen auf der ÖH-Wohnungsbörse ausschreiben, zu Stoßzeiten bis zu 200 Bewerber aufnehmen, aussortieren und Vorsprechtage organisieren. Also von 200 auf 30 reduzieren, davon kommen dann 20. 13 kommen zur falschen Zeit, fünf trotz Zusage gar nicht und zwei kommen, haben aber schon was Besseres. Jetzt heißt es also herauszufinden wer wohl am wenigsten lügt und was die WG noch braucht:

Jungs-Mädels-Balance ist nie schlecht. Sexuell interessante Kandidaten oder Kandidatinnen besser ausschließen – das führt nur zu Chaos und du musst schon wieder diese Casting-Prozedur abhalten. Wohnen in deiner WG viele, die mehr oder minder das ganze Jahr hier sind, rät es sich vielleicht jemanden zu finden der an Wochenenden oft nach Hause fährt (Menschen aus Südtirol z.B.). Man kann sich ja gut verstehen, aber es ist auch ganz praktisch, wenn in der WG mal weniger los ist und man das Zimmer anderwärtig verwenden kann.

Habt ihr euch also für den sympathischsten Lügner entschieden, steht einer glücklichen Zukunft nichts mehr entgegen und außerdem weißt du nun, dass Dieter Bohlen eigentlich einen scheiß Job hat – er bekommt dafür aber ordentlich bezahlt…

  1. Haushalten lernen

Nachdem 18 Jahre lang der Kühlschrank voll war, bist du plötzlich in der Großstadt und hast Hunger. Du googelst jetzt mal was man dagegen tun kann und bekommst hilfreiche Tipps: Erst mal einkaufen! Schnell eilst du zum nächsten Supermarkt und besorgst dir alles was du glaubst zu brauchen und dir Mutti bzw. Vati früher nicht geben wollte. Unwissend zwingt dich der von Werbung herbeigeführte Konsumzwang jedes sofort ersichtliche Markenprodukt zu kaufen und du denkst dir: „Warum regen sich denn immer alle über einkaufen auf? – Ist doch mega easy!“ An der Kasse dann das böse Erwachen: DU musst den ganzen Krempel bezahlen – mit deinem Geld! Dinge zurücklegen wäre jetzt peinlich – immerhin weißt du ja was du da getan hast – du bist schließlich erwachsen! So trägst du den ersten und teuersten Einkauf deines Lebens nun in die WG. Dort angekommen bemerkst du, dass das ganze Zeug gar nicht in den Kühlschrank passt, weil die Mitbewohner ja denselben Kühlschrank benutzen. Jetzt erst mal einen Happy-Day-Fruchtsaft trinken und dazu den Dani-Sahne-Schokopudding essen und dann ein Youtube-Tutorial ansehen wie man günstiger einkauft.

  1. Rücksicht nehmen

Du bist nicht alleine. Wenn du nicht abspülst oder Geschirr in deinem Zimmer lässt, fehlt dieses Geschirr den anderen. Wenn du laut Musik hörst, hören das die anderen. Wenn du ewig im Bad bist, können die anderen nicht ins Bad. Meist lernt man diese Lektion nur auf dem umgekehrten Weg: wenn andere nicht abspülen, wenn andere laut Musik hören oder wenn andere ewig im Bad sind. Als Neuling hat man es da nicht leicht bzw. haben es die anderen auch mit dir nicht leicht. Im Notfall gibt’s für soziales Verhalten in WGs sicher auch ein Youtube-Tutorial – mal googeln! Und wenn dann jemand neues einzieht, ist ja ohnehin er der Neuling der immer alles falsch macht – keine Sorge!

  1. Intime Momente teilen

Es soll ja auch vorkommen, dass man echte Freunde in WGs findet. Da hat man dann jemanden mit dem man über Uni, Arbeit, Familie und Liebesleben quatscht, weint und lacht.

Aber egal wie gut man sich versteht man teilt viel mehr: du lernst Menschen kennen wie sie morgens, mittags, abends so drauf sind, wie sie unter Stress reagieren oder wenn sie eben gerade top motiviert sind für Party&Co. Dazu weißt du wie es riecht wenn sie am Klo waren und nicht selten wie sie beim Sex klingen. Gerade in den hellhörigen Altbauten der Stadt lässt sich kein Liebesspiel geheim halten. Das Trauma von zu wenig pre-universitären Coitus müssen anscheinend viele lautstark kompensieren.

Und so merkst du am Ende des Tages, dass wir alle Menschen sind die lachen, weinen, kacken und Sex haben – ist doch schön!