„Wer zwei Jahre arbeitslos ist, wird es für immer bleiben.“ Stimmt das?
Von Gastautor on 18. Juni 2012 in Jobsuche
Ein Gastbeitrag von Jörg Stegemann.
Die obige Aussage ist richtig und falsch, es kommt auf verschiedene Faktoren an.
Ich denke in der Tat, dass es irgendwann schwierig wird, 40 Stunden pro Woche in einem Büro zu sitzen, wenn man das jahrelang nicht gemacht hat. Aber ab wann wird es wirklich kritisch? Keine Ahnung. Das ist auch nicht unbedingt die richtige Fragestellung, da Sie es nicht beeinflussen können, wie lange Ihre Auszeit dauern wird.
Wichtig ist die Erklärung für eine Auszeit
Ein Arbeitsverhältnis kann von heute auf morgen beendet werden und ab einem gewissen Level ist es fast normal, dass „man sich trennt“, statt zu kündigen. Es ist daher OK und schon fast normal, mal eine Auszeit im Lebenslauf zu haben. Wichtig ist die Erklärung. Haben Sie Ihren MBA gemacht, ein krankes Familienmitglied gepflegt oder Talkshows auf Pro Sieben gesehen? Seien Sie darauf vorbereitet, schlüssig zu erklären, warum Sie den letzten Job verlassen haben und was Sie seitdem tun, denn diese Frage wird Ihnen in jedem Vorstellungsgespräch gestellt werden und Ihre Antwort wird alles entscheiden. Was sind mögliche Antworten?
- Eine exzellente Möglichkeit, eine Lücke im Lebenslauf zu schließen ist sicherlich Weiterbildung auf universitärem oder non-universitärem Niveau und Kurse sind gar nicht so teuer, teilweise sogar kostenfrei. Erweitern und erneuern Sie Ihre Fachkenntnisse, Ihr Managementwissen oder polieren Sie notfalls Ihr Englisch auf, wenn dies notwendig ist und Sie es wirklich benötigen.
- Eine echte Alternative und eine Arbeitsform, die das Arbeitsleben der nächsten Jahrzehnte prägen wird, ist auch eine Tätigkeit als Interim Manager. Sie finden keine Mission? Eine Marktstudie zur Eröffnung des Tattoo-Ladens Ihres Schwagers, die Steuererklärung eines Freundes oder die ernsthafte Erwägung und Prüfung einer Selbständigkeit, alles auch auch in Teilzeit, sind eine echte Beschäftigung und gehören in Ihren „Werdegang“.
- Die Elternzeit ist auch ein guter Grund, denn irgendwer muss ja unsere Renten bezahlen. Gerade Frauen sollten allerdings aufpassen, dass sie nicht den Anschluss verpassen.
- Oder wollen Sie mal was ganz anderes machen? Neulich headhuntete ich einen Kandidaten, der mir antwortete „Nö danke, kein Interesse. In zwei Wochen starte ich eine einjährige Weltreise” ! Und eine Freundin von mir lief Ende 2011, vom Fernsehen begleitet, zu Fuß durch ganz Frankreich. Nicht jeder einstellende Manager findet das unter Umständen gut – aber mal ganz ehrlich, dann ist so ein spießiger Laden ohnehin nichts für Sie, oder?
Fazit: Beeindrucken Sie mit Ihrer Auszeit
Für jeden von uns kann es morgen im aktuellen Arbeitsplatz vorbei sein. Und auch, wenn die Suche nach einer neuen Stelle schon an sich ein Vollzeitjob ist, müssen Sie ab einem gewissen Zeitpunkt (meine Einschätzng liegt bei sechs Monaten) etwas Solides in Ihren Lebenslauf packen. Beeindrucken Sie uns mit Ihrer jetzigen Aufgabe und die Tatsache, dass Sie im Moment keinen Job haben, kann uns im Gegenteil sogar beeindrucken und herausragende Motivation, Selbstbestimmung und Hartnäckigkeit beweisen.
Über den Autor:
Jörg Stegemann arbeitet seit 2001 in der spezialisierten Personaldienstleistung und -beratung und war in dieser Zeit für drei große Unternehmensgruppen tätig, seit 2007 europaweit. In seiner Karriere hat er mehrere hundert Menschen in neue Anstellungen vermittelt und tausende von Kandidaten von Einstiegs- bis Geschäftsführungslevel beraten. Jörg Stegemann bloggt auf My Job Thoughts | Career advice from a Headhunter