Es wird nicht heller. Es bleibt Schietwetter. Dann also los - der Fisch wartet. - Dicken Pullover, dicke Socken, Pulswärmer, Jacke, Gummistiefel und das Ölzeug drüber. Drei Fischkästen, orange wie das Ölzeug, den Kram in die Handkarre. Und runter an den Bodden. Das Schilf muss noch gemäht werden. Das wird gemacht, wenn das Eis kommt. Dann geht hier am Bodden gar nichts mehr. Dann müssen die Netze aus dem Wasser geholt werden. Das Boot vom Wasser. Heut ist das Wasser gefallen. Den Pegelstock wieder an die Wasserkante gesteckt. Alles rein ins Boot. Na, dann wollen wir mal. Ne, nicht Petri Heil, das sind die Angler. Zwanzig Minuten sind es mit dem neuen weißen Boot, raus zu den Netzen. Man weiß nie, wie viel drin ist. Das ist jeden Tag anders. Sonst wär es ja auch langweilig. Wenn Nebel ist? GPS. Die Alten fahren immer noch mit dem Wind, Motor runter und die Nase in den Wind. 1500 Netzmeter, das braucht schon seine Zeit. Die Oberleine unter den Arm geklemmt und rausgepukt den Fisch. Die Maschen sind auf Zander. Die Masche macht den Fisch. Der steckt seinen Kopf durch die Maschen und mit den Kiemen bleibt er im Netz stecken. Er will wieder raus, geht ja schließlich um sein Leben. Und wickelt sich mit den Bewegungen immer tiefer ins Netz.
Da draußen ist es schon schön. Schön ruhig. Die Möwen, der Wind - und der Motor. Und keiner labert rum. Wenn die Fische quieken würden, das wär nichts für mich. Obwohl - so stumm, wie man immer sagt, ist er gar nicht, der Fisch. Der kommuniziert mit Tönen in einer Frequenzlage, die wir nicht hören können. Manche knirschen mit den Zähnen. Und der Hering pupst. Der reguliert das über die Schwimmblase. Und Ohren haben sie auch. Das Webersche Knöchelchen. Beim Eisfischen wird das genutzt. Das Netz ins Loch und ein Brett aufs Eis. Und mit Knüppeln draufgeschlagen. Das Klappern stört den Fisch und er bewegt sich, mit etwas Glück direkt ins Netz. Ja, das ist heute ganz ordentlich, so 50 Kilo werden das sein. Nach dem Sturm, da denkt man ja, da muss doch was drin sein im Netz. Ist auch, aber nur Kram, kein Fisch. Ja, bei 50 Kilo muss man sich schon rühren, um das loszuwerden. Im Winter gibt's viel Fisch und wenig Abnehmer. Im Sommer viele Abnehmer und wenig Fisch. Und im Frühjahr Schonzeit für den Zander und wenn Eis ist, ist auch Schluss. Wie gesagt, ist nie langweilig. Wenn der Bodden zu ist, geht's auf die Ostsee, so bis drei, vier Grad Minus und auch nur bis Windstärke vier, maximal. Der Winterdorsch ist schön fett und schön fest. Die Flunder, na, die sieht schön aus, aber die bringt nicht viel. Nachmittags, wenn noch Licht ist, die Netze raus und morgens, wenns dämmert, die Netze mit den Fischen reingeholt. Jetzt im Winter ist ja nichts dran am Tag. Ja, so ist das. Die Arbeit ist hart, körperlich schwer, Berufskrankheiten sind Gicht, Rheuma und Rücken. Du bist ständig nass, dreckig und stinkst. Aber man ist sein eigener Herr.
Was ist, wollt ihr einen mitnehmen? Ich mach euch den küchenfertig. Filet? Mit Kopf, das ist richtig, der Zander hat hier am Nacken noch schön was drunter und die Bäckchen nicht vergessen. Die Flossen ab, da hört man die starken Gräten. Schuppen ab, die möchte man ja nicht zwischen den Zähnen haben. Die Kiemen raus, dunkelrot sind die, schön durchblutet. Und den Bauch aufgeschnitten. Hier sieht man sogar das Herz noch schlagen. Die ganzen Innereien raus und die Schwimmblase. Schön abgewaschen, den Zander. Plötze gibt's hier auch und Barsch, schöne Fische, schmecken gut. Aber die will keiner mehr haben. Zuviel Gräten. Und
stimmt das, dass der Stint stinkt? Wer erzählt denn so was, der Stint, der riecht nach grüner Gurke! Übrigens, der Zander frisst den Stint. Und wir den Zander. So schließt sich der Kreis. Na, dann lasst´s euch mal schön schmecken.
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