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Autorenbuch Dieter Schlesak Ausgewählte Gedichte EINEM, DER NIE ANKAM – FIXPOETRY.com

Gewählter Autor: Dieter Schlesak

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EINEM, DER NIE ANKAM


                          Für Rolf Bossert
1
Wo du liegst ohne Worte zu Blaß,
und atmest das Hallen ohne Gedanken, fort
eine Ewigkeit und länger.
Fühlbar nie Gras auf den Steinen, und das Hirn
gerissen, ein Summen von Augenblicken.
Welch ein Sprung, der nie ankam.
Letztes Gefül, am heutigen Morgen gesehen
im Auge des Wannsees. Und die alten Toten
unter dem Eis.
Was als Beton noch lebt, kam als Enttäuschung an,
Grenze. Wir dachten, es gäbe ein Land unter den Füßen,
doch es hielt den heißen Sohlen nicht stand.
Früh brannte der Boden, Doch wohin
zur Zeit der Vorläuftigkeit. Aus-
siedeln?
Ganz dicht, exzentrische Bahn: nur
der Tote käme noch an, käme einer, du denkst
nicht ans Rote, du denkst an den Lichtbart.
2
Du aber kommst von unten. Und du hast einen Körper,
verfügt der Beamte, schließt die Akte Deutschland
im Himmel. Du aber kamst blutend ins Nichts,
trugst schon den Boden im Kopf, und das Unten
an den Sohlen. Und die Wunde wuchs an den Rändern
durch, da fielst du hinein.
Das letzte Fenster nahm in deinen Blick
den Boden mit.
Ich ging mit dir am Eis entlang, der Wannsee,
das alte Auge, sagtest du: zu Hause
ein Dichter erschlagen vom Staat, wir sahn ihn
er lag im Sarg, nur von unsern Gedanken getragen,
mit einem Loch in der Stirn.
Was hast du erwartet, Hans im Glück,
daß noch Leben beginnt? „Nicht ist verkehrt,
ich atme Glas. Ein Apfel aus Beton im Gras.“
Der Teufel die Zunge holen.
 
 

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