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DER LEIDENSCHAFTLICHE GÄRTNER

(nach Rudolf Borchardt)

Gartenfrevel. Abendland gen Untergang.
Die Hirne bildungstrocken, die Geister krank.
Er blättert durch Samen- und Pflanzenkataloge,
hunderte Unternamen, Abarten, eine Woge

des Glücks steigt in ihm beim Ruch der Erden,
lehmig, sandig, verbacken, hier Roßmist,
dort Lauberde, zu Haufen gesetzt, er vergißt
die Mulden für Jauchegüsse nicht. Dann werden

Löcher in Anzuchtkästen gebohrt, in Zigarren-
kisten, wenn Geld ihm fehlt. Er muß harren
beim Sonnenschutz, die Sämlinge feucht halten

mit der feinbrausigen Kanne, sanft benetzt,
damit Humus hängen bleibt in den Wurzelfalten,
wenn er die Saaten pikiert und sie versetzt

an den neuen, größeren Ort. Aber die junge
Blume braucht das rechte Maß an Wasser,
deshalb sorgt er für Drainierung, ist Hasser
von Unmaß, wo alles zerspellt. Auf der Zunge

prickeln die Namen, nicht die Nomenklatur,
sie sind aus der Sprache der Seelennatur:
tönend — und modisch vakant ist Äonium,
bildkräftig Augentrost und tiefsehnend stumm.