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IM WARTEZIMMER

Eine Geduldsprobe inmitten
der rammelvollen Bestuhlung:
warten und nichts erwarten —
lammergeben gesenkte Köpfe,
als wären Blicke infektiös,
ein Ohr ins Schmerzwispern
entlegener Körperregionen
gedreht, das andere belauscht
die Namenaufrufe im 5-Minuten-
Takt. Meine Augen sprangen
Parkour von Wand zu Wand,
auf einem Plakat die nicht aus
Erfahrung bekannten Wörter
Kalkschulter und Fersensporn,
sofort ins Heft notiert. Eine Eis-
landschaft, graues Geklüft mit
Nebel unter der Brücke, un-
signiert, aber stimmungsdicht,
verwandelte das Zimmer ins
Kühlhaus einer Fleischerei.
Nie ist man dem Leben näher,
von unsichtbaren Viren
aller Art umwimmelt. Hoch
im Fenster unter der Decke
hechelten ausflockende Wolken
übers Tischtuchblau und ein
herbstelnder Pappelfinger
probte eine Himmelsbohrung.