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Eva Schestag,

»Die Drei Reiche« ist die erste Gesamtübersetzung des klassischen chinesischen Romans »Sanguo Yanyi« ins Deutsche, wie es im Impressum des im Februar 2017 bei S. Fischer erschienen Buchs zu Recht heißt. 1940 ist im Verlag Gustav Kiepenheuer unter dem Titel »Die drei Reiche (San kwo tschi) - Roman aus dem alten China« eine Übertragung von Franz Kuhn erschienen, wobei es sich jedoch lediglich um die ersten 38 Kapitel des insgesamt 120 Kapitel starken Romans handelt.
 
Die Unterstellung, zu Beginn des zweiten Kapitels, seien 18 Zeilen ausgelassen, ist völlig aus der Luft gegriffen. Bei dem vermeintlich fehlenden Textstück könnte es sich allenfalls um den Kommentar des Mao Zonggang handeln, der im 17. Jahrhundert als Herausgeber jedes Kapitel mit einer Einleitung versah, die aber nicht zum Text des Romans von Luo Guanzhong gehört. Es überrascht also nicht, dass sich die Passage auch in keiner der amerikanischen Übersetzungen findet, weder in der von Yu Sumei noch in der von Moss Roberts (»complete and unabridged«).

Die sprachlichen Entscheidungen, die man auf einer Strecke von 1750 Seiten trifft, sind ganz andere als der Blick auf ein einzelnes Wort vielleicht kurzschließen lässt. Ob man in einem Roman, dessen Schauplatz im 3. Jahrhundert liegt, von »Fluidum« sprechen mag, sei jedem Übersetzer selbst überlassen. Es ist eine Frage des Stils.