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Kriminal Tango in acht Folgen
7 Portonovo
Sie verirren sich in den Hafen nach Ancona, wollen ihn nur mal sehen und geraten auf die Spur zur Zona duana, es gibt kein Zurück. Ein Frankfurter Wagen drängelt sich vorbei, reiht sich vor ihnen ein. Ein Kind klopft an die Scheiben, als es heulend hochspringt, überlegt Katharina, bis sie halblaut redet: "Keine Wunschfantasie, das ist wirklich Sandro. Die Francettis wollen sich einschiffen, ihn nach Sardinien verschiffen, die sind ja überall verwandt und verschwägert, haben überall eine Bleibe, und ist Sandro erst auf der Fähre, findet sie ihn niemals mehr. Wahrscheinlich haben sie durch Pieros Verhaftung kalte Füße bekommen und müssen schnell umdisponieren." Sie drängt Herrn Färber, zu überholen, es ist nicht gleich möglich, die Autofähre aus Kreta hat ihre Fracht entladen, Urlauber-Wagen zuckeln heraus, überladen und schmutzig, aus aller Herren Länder, welche aus Offenbach, Kassel, Frankfurt, Marburg sind dabei. Irgendwie dreht das Auto um. Offene Fenster und heulende Kinder. "Hab Hunger", heult auch der Kleine im Frankfurter Auto. "Es ist Sandro." Selbst dem geduldigen Herrn Färber wird Katharina zuviel, besessen sei sie von Sandro, nicht gut für das Kind. "Folg denen, bitte!" Den Monto Connero fahren sie hinauf und drum herum, immer wieder können sie Gebirgsland und das Meer abwechselnd sehen. Dafür verlieren sie das Auto mit dem Frankfurter Nummernschild aus den Augen. Hier in den Bergen muss das Haus der Francettis liegen. Sie kommen an ein abgesperrtes Gelände, ziehen am schmiedeeisernen Tor einen Klingelzug, altmodisch ist das Landhaus, umso zeitgemäßer die Videokamera in der Höhe und das Öffnen, sie wissen nicht einmal, wie. Von Geisterhand. Sie sehen in einen Gespensterpark. Das Auto stockt, erst dann erkennen sie einen feinen Draht vor sich. "Das Auto draußen lassen", sagt eine Geisterstimme, italienisch, englisch und deutsch. Also zu Fuß.
Auf schmalen Gartenwegen kann kein Wagen fahren. Rundgänge unter Pinien und hohen Laubbäumen, mit Brunnen und Statuetten, Oleanderhecken treiben aus den Schnittflächen neue weiße, rote, rosa Blütenkelche, nahe einer Nische mit Statuen. Sie geraten an Grenzen der vorgezeichneten Wege, Pfeile befehlen, wo es lang geht, Schilder verbieten den Zugang, "Vietato Ingresso". - "Proprieta privata". Verrammelt rundherum ist das Terrain, wie sonst in Italien nur die "zona militare". Ein schwarzer Herr bittet sie mehr mit Gesten als Worten, zu folgen ins Haus. "Signora Francetti aspetta". Durch drei Treppengänge, still und stumm wie in Vampirs-Filmen. Sämtliche Wände sind von einer Thermos-Schicht aus Büchern gedoppelt, schmal ist der erlaubte Pfad; jedes Zurückbleiben und Vorbeugen, um etwas genau zu betrachten, löst eine leise zirpenden Alarm aus. Zu den Reizen historischer Palazzi gehört es, aus den Fenstern zu sehen, die Eindringlinge versuchen es. In der Casa des Padrone Piero ist die Außenwelt verstellt, Fenster verhängt. Unter bunten Früchten aus Murano-Glas, unter Trauben und Birnen und Feigen leuchten Glühbirnen auf. Zwischen Nachahmungen und Versteinerungen trocknen Granatäpfel, rotbraun verhutzelt, deren Kerne klappern, und wenn man sie hochhebt, gibt es ein Warnsignal, dieses Mal mit einem ganz leisen Stromschlag. Dann könnten sie fallen und unter den Renaissanceschrank kichernd kollern. Im Speisesaal ist der Tisch gedeckt, acht Gedecke, Brot vertrocknet und Essensreste in Porzellantellern, Rotweinneigen in Stielgläsern, ein Wasserglas neben dem Kinderteller beim Stühlchen. Und daneben liegen, bekleckert, zwei Fotografien. Einstecken, später sehen. Schnell fort. Das alles erinnert an den englischen Kriminalfilm von dem Leichengastmahl im Keller, das das Gesamtkunstwerk eines überkandidelten Sculpteurs war, der den Raum arrangierte, um unsterblich zu werden. Und als die Detektive die Tür öffneten, löste sich ein Mechanismus, vom Tonbandgerät eine Stimme: "That's my Legacy: Immortal. Never seen. Never heared."
Hastiger Aufbruch wie im Krieg, ebenso eilig machen wir uns lieber davon. Tür zugefallen, ich tappe durch eine finsteren Gang, fühle eine Klinke, reiße eine Tür auf, drück auf einen Knopf, kein Licht flammt auf, noch einen, höre die Stimme einer alten Frau, die von Sandro dazwischen: "Nonna, wo ist Pappa? Ich will zu meiner Mamma."- "Schweig still, Bambino". An der Wand erscheinen die Bilder, das müssen Pieros ewigen Videoaufnahmen sein. Die Stimme hat mich so erschreckt, wir türmen zurück und über die Loggia durch den leeren Garten, ein Hund schlägt an, die Stimme eines Dackels ist es nicht. Ein schwarzes Monstrum fletscht spitzgelbe Zähne. Ich finde mich nicht mehr zurecht. Herr Färber und ich - Frederick und du sag ich selten - wir fahren, fahren, übernachten gemeinsam und reden aneinander vorbei. Schweigen nebeneinander. Anderes hat er wohl doch von unserer Reise erwartet, seine Geduld zeigt Risse. Berge und Adria gut und schön, mault er, manisch besessen von dem Kind sei ich, eine Rabenmutter sei besser für ihn. Suchen hilft er mir.
Unter Lebensgefahr sind wir aus der Villa der Francettis entkommen, über den Zaun und den Abhang runter zum Wildbach, mehr gerutscht als gelaufen. Das Auto trauten wir uns kaum zu holen. Dreckig und verschwitzt sind wir hinein und fort. Kein schwarzer Pförtner war übrigens mehr da, inzwischen hatte der sich auch verdrückt. Die Tore geschlossen. Totenstill, hätte nicht der Sturm die Baumwipfel bewegt. Umsonst ist die Suchaktion gewesen. Die Gangsterburg war offensichtlich leer und verlassen. Zu unserer oder irgendeines anderen Irreführung offengelassen. Oder sind sie alle schnell getürmt Hals über Kopf, sobald ihr neuer Boss verhaftet war? Jedenfalls geht die Suche nach Sandro weiter.
Da sind diese Fotografien vom Tisch mit dem Kinderstühlchen. Kater Willi pudelnass, schief aufgenommen von Sandro, sicherlich kauft ihm sein Vater noch immer jedes neue einfache Modell von Polaroid-Kamera. Und hätten wir Zeit und Mut für seine Videofilme gefunden, wüssten wir mehr. Interessant ist der unscharfe Hintergrund des Polaroids hinter dem Tier, Sandstrand und Felsenküste gibt es überall, aber wo direkt an der Adria gibt es Schilfkolben?
Wir trennen uns, man kann nicht vorsichtig genug sein im Reich der Francettis. Herr Färber kommt zurück an den Tisch im Café und nennt mir den Ort, Portonovo, bei einer kleinen Kirche, Seefahrerkapelle. Er weiß den Weg. "Aber erst morgen." - "Immer diese Ungewissheit, ich kann nicht länger warten." - "Morgens spielt dein Sohn immer mit seinen Cousins und Cousinen unbeobachtet am Meer, weil alle Erwachsenen in der Küche des Fischrestaurants helfen müssen. "Aber wenn sie ihn suchen?" - "So viele Kinder sind dort, es wird lange dauern, bis sie ihn vermissen." - "Fortgelaufen ist er schon immer gern und hat Verstecken gespielt." - "So weit fort von den Hauptstädten, auf dem Land nehmen die es nicht so genau, weil sie wissen: da geht kein Kind verloren."
Und mittags, wenn die Gäste kommen und die Kinder gerufen werden, sind wir längst außer Reichweite. Mit Fred Färbers Auto durch Dörfer und Felder nach Portonovo. Von den sonnenpastellenen Dächern einzelner Gehöfte ziehen Holzkohlenrauchfäden hoch, es riecht geräuchert aus Holzfeuer, und Kiefernharz, aus Küchen hört man kleine Explosionen unterm brutzelnden Braten. Zwischen Mare und Monte Connero Berg ist ein Streifen Raum für "Li Laghetti di Connero", Naturschutzgebiet mit Schilf, Ried, Wasservögeln, die Enten heißen Germani. Die kleine Bucht bei der Kapelle Santa Maria di Portonovo ist eingezäunt wie die Villa, nur über das Meer zu erreichen, Katharina klettert am Wasser lang über mannshohe Felsen. Am Morgen kaum Menschen. Eine alte Frau mit einem Kind. Katharina klettert über die Felsen zur Felsennase und belauscht die Familie in der kleinen privaten Bucht bei der Kapelle Santa Maria di Portonovo, die gibt nicht nur Seefahrern ihren Segen. Sondern von Madonna zu Madre auch ihr. Da spielt Sandro im seichten Wasser, sucht Muscheln, hält sie dem schmuddeligen Kater hin: "Da, Willi, friss, magst doch gern Fisch." Hinten im Garten, der in das Teichgebiet übergeht. Aha, andersherum muss sie ihn suchen. Über die Felsen kann er nicht klettern. Darum fühlen die sich hier so sicher. Alle Francettis sind jetzt weit fort von Sandro. Er ist sich selbst überlassen.
Das Kind schwimmt allein hinaus. Kommt zurück. Sandro sieht Katharina. Breitet die Arme und rennt in ihre hinein. "Mamma!" - "Pst." Sie packt ihn, schleppt ihn durch das Schilf zum Auto. Herr Färber fährt an, die Räder drehen sich im Sand. "Willi, ich will Willi, die Katze muss mit." Schreit Sandro und deutet nach draußen. Der Kater muss ihnen nachgelaufen sein. Gern lädt Herr Färber das dreckige Viech nicht in seinen gepflegten Wagen. Katharina fleht: "Halt an. Sandro hat doch schon genug mitgemacht. Zu viele Trennungen. Bitte, lieber Frederick, nur bis zu meinem Volvo in Chioggia. Bitte fahr uns hin."
Färbers Auto kommt endlich in die Gänge. Er wird höchste Zeit, ein vollgeladener Caravan kommt ihnen auf der Lichtung zwischen drei Teichen entgegen. Alle Sandwege sind für den allein kaum breit genug. Sie fahren ruckweise hoch, durch Pfützen im Feldweg, erreichen die asphaltierte Straße und fahren zur Vorsicht immer weiter. Die Mutter trocknet den fröstelnden Kerl mit dem großen Strand-Handtuch ab, sie betrachtet entsetzt die rauhen roten Flecken, die seinen runder gewordenen Körper bedecken. Streift ihm frische Sachen über, die sie vorsorglich eingepackt hatte. Er schläft dann liegend hinten im Auto. Wird wach, reibt sich die Augen, tippt ihm auf die Schulter und fragt Herrn Färber.
"Bist du der Nonno aus Leipzig? Du sprichst so komisch."
Auf schmalen Gartenwegen kann kein Wagen fahren. Rundgänge unter Pinien und hohen Laubbäumen, mit Brunnen und Statuetten, Oleanderhecken treiben aus den Schnittflächen neue weiße, rote, rosa Blütenkelche, nahe einer Nische mit Statuen. Sie geraten an Grenzen der vorgezeichneten Wege, Pfeile befehlen, wo es lang geht, Schilder verbieten den Zugang, "Vietato Ingresso". - "Proprieta privata". Verrammelt rundherum ist das Terrain, wie sonst in Italien nur die "zona militare". Ein schwarzer Herr bittet sie mehr mit Gesten als Worten, zu folgen ins Haus. "Signora Francetti aspetta". Durch drei Treppengänge, still und stumm wie in Vampirs-Filmen. Sämtliche Wände sind von einer Thermos-Schicht aus Büchern gedoppelt, schmal ist der erlaubte Pfad; jedes Zurückbleiben und Vorbeugen, um etwas genau zu betrachten, löst eine leise zirpenden Alarm aus. Zu den Reizen historischer Palazzi gehört es, aus den Fenstern zu sehen, die Eindringlinge versuchen es. In der Casa des Padrone Piero ist die Außenwelt verstellt, Fenster verhängt. Unter bunten Früchten aus Murano-Glas, unter Trauben und Birnen und Feigen leuchten Glühbirnen auf. Zwischen Nachahmungen und Versteinerungen trocknen Granatäpfel, rotbraun verhutzelt, deren Kerne klappern, und wenn man sie hochhebt, gibt es ein Warnsignal, dieses Mal mit einem ganz leisen Stromschlag. Dann könnten sie fallen und unter den Renaissanceschrank kichernd kollern. Im Speisesaal ist der Tisch gedeckt, acht Gedecke, Brot vertrocknet und Essensreste in Porzellantellern, Rotweinneigen in Stielgläsern, ein Wasserglas neben dem Kinderteller beim Stühlchen. Und daneben liegen, bekleckert, zwei Fotografien. Einstecken, später sehen. Schnell fort. Das alles erinnert an den englischen Kriminalfilm von dem Leichengastmahl im Keller, das das Gesamtkunstwerk eines überkandidelten Sculpteurs war, der den Raum arrangierte, um unsterblich zu werden. Und als die Detektive die Tür öffneten, löste sich ein Mechanismus, vom Tonbandgerät eine Stimme: "That's my Legacy: Immortal. Never seen. Never heared."
Hastiger Aufbruch wie im Krieg, ebenso eilig machen wir uns lieber davon. Tür zugefallen, ich tappe durch eine finsteren Gang, fühle eine Klinke, reiße eine Tür auf, drück auf einen Knopf, kein Licht flammt auf, noch einen, höre die Stimme einer alten Frau, die von Sandro dazwischen: "Nonna, wo ist Pappa? Ich will zu meiner Mamma."- "Schweig still, Bambino". An der Wand erscheinen die Bilder, das müssen Pieros ewigen Videoaufnahmen sein. Die Stimme hat mich so erschreckt, wir türmen zurück und über die Loggia durch den leeren Garten, ein Hund schlägt an, die Stimme eines Dackels ist es nicht. Ein schwarzes Monstrum fletscht spitzgelbe Zähne. Ich finde mich nicht mehr zurecht. Herr Färber und ich - Frederick und du sag ich selten - wir fahren, fahren, übernachten gemeinsam und reden aneinander vorbei. Schweigen nebeneinander. Anderes hat er wohl doch von unserer Reise erwartet, seine Geduld zeigt Risse. Berge und Adria gut und schön, mault er, manisch besessen von dem Kind sei ich, eine Rabenmutter sei besser für ihn. Suchen hilft er mir.
Unter Lebensgefahr sind wir aus der Villa der Francettis entkommen, über den Zaun und den Abhang runter zum Wildbach, mehr gerutscht als gelaufen. Das Auto trauten wir uns kaum zu holen. Dreckig und verschwitzt sind wir hinein und fort. Kein schwarzer Pförtner war übrigens mehr da, inzwischen hatte der sich auch verdrückt. Die Tore geschlossen. Totenstill, hätte nicht der Sturm die Baumwipfel bewegt. Umsonst ist die Suchaktion gewesen. Die Gangsterburg war offensichtlich leer und verlassen. Zu unserer oder irgendeines anderen Irreführung offengelassen. Oder sind sie alle schnell getürmt Hals über Kopf, sobald ihr neuer Boss verhaftet war? Jedenfalls geht die Suche nach Sandro weiter.
Da sind diese Fotografien vom Tisch mit dem Kinderstühlchen. Kater Willi pudelnass, schief aufgenommen von Sandro, sicherlich kauft ihm sein Vater noch immer jedes neue einfache Modell von Polaroid-Kamera. Und hätten wir Zeit und Mut für seine Videofilme gefunden, wüssten wir mehr. Interessant ist der unscharfe Hintergrund des Polaroids hinter dem Tier, Sandstrand und Felsenküste gibt es überall, aber wo direkt an der Adria gibt es Schilfkolben?
Wir trennen uns, man kann nicht vorsichtig genug sein im Reich der Francettis. Herr Färber kommt zurück an den Tisch im Café und nennt mir den Ort, Portonovo, bei einer kleinen Kirche, Seefahrerkapelle. Er weiß den Weg. "Aber erst morgen." - "Immer diese Ungewissheit, ich kann nicht länger warten." - "Morgens spielt dein Sohn immer mit seinen Cousins und Cousinen unbeobachtet am Meer, weil alle Erwachsenen in der Küche des Fischrestaurants helfen müssen. "Aber wenn sie ihn suchen?" - "So viele Kinder sind dort, es wird lange dauern, bis sie ihn vermissen." - "Fortgelaufen ist er schon immer gern und hat Verstecken gespielt." - "So weit fort von den Hauptstädten, auf dem Land nehmen die es nicht so genau, weil sie wissen: da geht kein Kind verloren."
Und mittags, wenn die Gäste kommen und die Kinder gerufen werden, sind wir längst außer Reichweite. Mit Fred Färbers Auto durch Dörfer und Felder nach Portonovo. Von den sonnenpastellenen Dächern einzelner Gehöfte ziehen Holzkohlenrauchfäden hoch, es riecht geräuchert aus Holzfeuer, und Kiefernharz, aus Küchen hört man kleine Explosionen unterm brutzelnden Braten. Zwischen Mare und Monte Connero Berg ist ein Streifen Raum für "Li Laghetti di Connero", Naturschutzgebiet mit Schilf, Ried, Wasservögeln, die Enten heißen Germani. Die kleine Bucht bei der Kapelle Santa Maria di Portonovo ist eingezäunt wie die Villa, nur über das Meer zu erreichen, Katharina klettert am Wasser lang über mannshohe Felsen. Am Morgen kaum Menschen. Eine alte Frau mit einem Kind. Katharina klettert über die Felsen zur Felsennase und belauscht die Familie in der kleinen privaten Bucht bei der Kapelle Santa Maria di Portonovo, die gibt nicht nur Seefahrern ihren Segen. Sondern von Madonna zu Madre auch ihr. Da spielt Sandro im seichten Wasser, sucht Muscheln, hält sie dem schmuddeligen Kater hin: "Da, Willi, friss, magst doch gern Fisch." Hinten im Garten, der in das Teichgebiet übergeht. Aha, andersherum muss sie ihn suchen. Über die Felsen kann er nicht klettern. Darum fühlen die sich hier so sicher. Alle Francettis sind jetzt weit fort von Sandro. Er ist sich selbst überlassen.
Das Kind schwimmt allein hinaus. Kommt zurück. Sandro sieht Katharina. Breitet die Arme und rennt in ihre hinein. "Mamma!" - "Pst." Sie packt ihn, schleppt ihn durch das Schilf zum Auto. Herr Färber fährt an, die Räder drehen sich im Sand. "Willi, ich will Willi, die Katze muss mit." Schreit Sandro und deutet nach draußen. Der Kater muss ihnen nachgelaufen sein. Gern lädt Herr Färber das dreckige Viech nicht in seinen gepflegten Wagen. Katharina fleht: "Halt an. Sandro hat doch schon genug mitgemacht. Zu viele Trennungen. Bitte, lieber Frederick, nur bis zu meinem Volvo in Chioggia. Bitte fahr uns hin."
Färbers Auto kommt endlich in die Gänge. Er wird höchste Zeit, ein vollgeladener Caravan kommt ihnen auf der Lichtung zwischen drei Teichen entgegen. Alle Sandwege sind für den allein kaum breit genug. Sie fahren ruckweise hoch, durch Pfützen im Feldweg, erreichen die asphaltierte Straße und fahren zur Vorsicht immer weiter. Die Mutter trocknet den fröstelnden Kerl mit dem großen Strand-Handtuch ab, sie betrachtet entsetzt die rauhen roten Flecken, die seinen runder gewordenen Körper bedecken. Streift ihm frische Sachen über, die sie vorsorglich eingepackt hatte. Er schläft dann liegend hinten im Auto. Wird wach, reibt sich die Augen, tippt ihm auf die Schulter und fragt Herrn Färber.
"Bist du der Nonno aus Leipzig? Du sprichst so komisch."