Eine Melange bitte — und dazu die neuen SCHRiTTE!
Es gibt Ideen, die sind so überzeugend, dass man sich fragt, warum es das nicht schon längst gibt. Eine Literaturzeitschrift, die einfach so in Kaffeehäusern aufliegt, ist eine solche Idee. Und ja, das gab’s doch schon einmal – vor 20 Jahren – und ja, das gibt es wieder: Die ebenso großformatigen wie wunderschönen SCHRiTTE, die ab jetzt wieder 5-mal jährlich im Axel Dielmann-Verlag erscheinen.
Um so eine Idee auch wirklich in die Tat umzusetzen, braucht es einen Verrückten, einen Literatur-verrückten und –begeisterten Menschen, der auch noch andere Menschen mit seiner Begeisterung ansteckt. In diesem Fall lautet sein Name Axel Dielmann.
Denn nach 20 Jahren Pause startet Axel Dielmann seine Kaffeehausliteraturzeitschrift von Neuem. Mit dabei sind (Stand Mai 2017) folgende Städte: Aschaffenburg, Bad Soden im Taunus, Bad Vilbel, Bamberg, Bayreuth, Berlin, Bielefeld, Braunschweig, Chemnitz, Darmstadt, Düsseldorf, Eichstätt, Erfurt, Frankfurt am Main, Gießen, Halle, Hamburg, Hanau, Karlsruhe, Köln, Leipzig, Lübeck, Mainz, Marbach, München, Nürnberg, Offenbach, Seligenstadt, Potsdam, Ulm, Weimar, Wetzlar, Wien, Wiesbaden, Wuppertal und Zwickau.
Ja, auch Wien ist dabei, die Stadt der Kaffeehäuser, denn als ich davon erfahren habe, dass es die SCHRiTTE wieder geben soll, habe ich kurzerhand Axel Dielmann geschrieben, ob Wien denn auch eine Option sei, oder ob das mit dem Porto zu teuer werden würde? Worauf Axel Dielmann mir sofort antwortete: „Ihre Idee, Wien zu beSCHRiTTEn, ist natürlich absolut naheliegend und fast zwingend. [...] Ein Traum von einer Vorstellung …!“ Das einzige, was dafür noch fehlen würde, wäre jemand, der die Hefte alle 10 Wochen in den Cafés vorbeibringen würde, ob ich das nicht übernehmen könnte? Und ja, das habe ich und bin somit zur SCHRiTTE-Botschafterin für Wien geworden.
Rund 40 Cafés sind es für den Anfang einmal in Wien. Die erste Herausforderung war, wie ich das riesige und ziemlich schwere SCHRiTTE-Paket von der Post nach Hause befördern sollte, denn große, schwere und unhandliche Pakete kommen bekanntlich immer dann, wenn man gerade nicht zu Hause ist. Aber auch das ließ sich bewältigen und dann ging es ans Kaffeehäusersuchen, Routenlegen und Reden, sehr viel Reden und Erklären. Viele Cafés waren sofort begeistert und neugierig, eines war noch etwas skeptisch: „Schau ma mal, ob das wer liest.“, während ein anderes gleich ein zweites und eigenes Exemplar für „den Professor“, einen Stammgast, der gerade auf Urlaub ist, haben hätte wollen.
Im Ganzen weigerten sich nur zwei Wiener Cafés, die SCHRiTTE aufzulegen, da sie entweder selbst an einer unheilbaren Literatur-Aversion leiden, oder scheinbar weder lesendes, noch literaturbegeistertes Publikum zu ihren Gästen zählen. Ganz wie sie wollen, Ersatzcafés, in denen die SCHRiTTE mit einem Freudestrahlen begrüßt wurden, waren im Nu gefunden.
Das Verteilen erwies sich als überraschend abwechslungsreich. Obwohl ich aus Wien bin und die meisten der Cafés bereits vorher kannte, lernt man sie beim Kaffeehaus-hopping mit einer Literaturzeitung unterm Arm ganz anders kennen. Gerade auch durch den direkten Vergleich lernt man sie viel besser kennen, denn normalerweise besucht man kaum 10 Cafés am Stück. Und auch über die Stadt und ihre Menschen lernt man als
Kaffeehausliteraturzeitschriftenverteilerin sehr viel. Wiener Cafés scheinen beispielsweise zu einem großen Teil von Frauen geführt zu werden, was ich nicht wusste, aber nach und nach bemerkte, da immer wieder erst „die Chefin“ gefragt werden musste. Erstaunt hat mich auch, wie viele unterschiedliche Arten von Cafés es gibt und dass jede Art von Café auch ihre ganz eigenen Kellner und ihre eigenen Gäste hat. Und schlichtweg begeistert haben mich die riesigen alten Zeitschriftenhalterkonstruktionen, die man in einigen der alten Wiener Cafés finden kann und die ich bislang nie bemerkt hatte.
Am Tag vier der SCHRiTTE-Verteilung hatte ich bereits einiges dazu gelernt und so gelang mir unbeabsichtigt etwas, das an sich eine Unmöglichkeit und als solche auch nicht wiederholbar ist: Zwei Wiener Kellner völlig aus der Fassung zu bringen, die mich durch ihre, wie ich vermute, eingespielte Taktik des Stehen- und Warten-lassens, verbunden mit freundlichen aber entmutigenden Äußerungen: „Nein, also ich glaube nicht, dass das etwas für uns ist, aber Sie können gerne trotzdem warten.“ elegant zum Aufgeben bewegen wollten. Aber nein, dieses Kaffeehaus war einfach viel zu schön um SCHRiTTElos zu bleiben, es war ein sonniger Nachmittag, ich hatte schon eine große Runde hinter mir und ich nahm mir Zeit und wartete. Und wartete. Und wartete. Bis die beiden Kellner anfingen, langsam nervös zu werden, immer öfter vorbei liefen und dann schlussendlich den Verantwortlichen sogar extra herbei telefonierten. Und siehe da, ja natürlich und überhaupt kein Problem: Auch hier kann man nun die SCHRiTTE lesen.
Die SCHRiTTE sind also wieder da und auch in einigen Wiener Cafés zu finden. Zum Lesen aufgelegt, bzw. –gehängt wurden die SCHRiTTE an folgenden Orten in Wien:
1. Bezirk
Bräunerhof, Stallburggasse 2, A-1010 Wien
Café Central, Herrengasse/Strauchgasse, 1010 Wien
Diglas, Wollzeile 1, 1010 WienGalerie der Literaturzeitschriften in der Alten Schmiede, Schönlaterngasse 7a, 1010 WienCafé Griensteidl, 1010 Wien
Café Hawelka, Dorotheergasse 6 , 1010 Wien
Cafe KORB, Brandstätte 9, 1010 Wien
Café Landtmann, Universitätsring 4, A-1010 Wien
Café Mozart, Albertinaplatz 2, 1010 WienCafé Museum, Operngasse 7, 1010 Wien
L’Ombra Bar / Caffe, Lugeck 7, 1010 Wien
Café PRÜCKEL, Stubenring 24, 1010 Wien
Café Raimund, Museumstraße 6, 1010 Wien
Café Tirolerhof, Führichgasse 8, 1010 Wien
5. Bezirk
Rüdigerhof , Hamburgerstrasse 20, 1050 Wien
6. Bezirk
Café Jelinek, Otto-Bauer-Gasse 5, 1060 Wien
Café Kafka, Capistrangasse 8, 1060 Wien
Phil, Gumpendorfer Straße 10-12, 1060 Wien
Pierre, Windmühlgasse 32, 1060 WienCafé Ritter, Mariahilfer Str. 73, 1060 Wien
Café Sperl, Gumpendorfer Straße 11, 1060 Wien
7. Bezirk
Amerlingbeisl, Stiftgasse 8, 1070 Wien
Bibliotheks-Restaurant OBEN, Urban Loritzplatz 2A, 1070 Wien
Espresso, Burggasse 57, 1070 Wien
Hauptbücherei Wien, Urban-Loritz-Platz 2a, 1070 Wien
Café Kreuzberg, Neustiftgasse 103, 1070 WienCafé Nil, Siebensterngasse 39, 1070 Wien
Café Westend, Mariahilfer Straße 128, 1070 Wien
Wirr, Burggasse 70, 1070 Wien
8. Bezirk
Café Anno, Lerchenfelder Straße 132, 1080 Wien
Eiles, Josefstädterstraße 2, 1080 Wien
Glücksschweinmuseum, 1080 Wien, Florianigasse 54
Café Hummel, Josefstädter Straße 66, A-1080 Wien
Café Restaurant Maria Treu, Piaristengasse 52, 1080 Wien
Café Merkur, Florianigasse 18, 1080 Wien
Café der Provinz, Maria-Treu-Gasse 3, A-1080 Wien
Café Rathaus, Landesgerichtsstraße 5, A - 1080 Wien
Café Strozzi, Strozzigasse 24, 1080 WienTunnel, Florianigasse 39, 1080 Wien
9. Bezirk
Cafe Stein, Währingerstrasse 6-8, 1090 Wien
Weltcafe, Schwarzspanierstrasse 15, 1090 Wien
16. Bezirk
Café Ritter Ottakring, Ottakringer Straße 117, 1160 Wien
In jeder SCHRiTTE-Stadt gibt es auch zumindest eine SCHRiTTE-Buchhandlung. In Wien sind die SCHRITTE portofrei in der Buchhandlung Lerchenfeld, Lerchenfelder Str. 50, 1080 Wien, http://www.lerchenfeldbuch.at/ und in der Galerie der Literaturzeitschriften in der Alten Schmiede, Schönlaterngasse 7a, 1010 Wien, http://www.alte-schmiede.at/ zu erwerben.
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