Das Leben schreiben
Friedrich Hahn ist ein Garant für intelligente Unterhaltung, die also nicht nur – unterhält. Diesmal geht es um einen Mann namens Mike, der schreibt, und zwar alles. „Schreiben ist Schreiben, ob Küchenzettel oder Gedicht”, schrieb Heimito von Doderer, etwas davon prägt jene Existenz, wobei der Liebesroman, der dem Motto nach „leichter” ist, als die Liebe, eine dieser semi-ironischen Annäherungen ist, die man an Hahn schätzen darf. Übrigens ist Liebe, insofern sie eines Narrativs bedarf, mit jenem Leichteren doch inniglich verbunden.
Mike gehört der Avantgarde des Prekariats an, Kleinstunternehmer könnte man es nennen, Künstler, jedenfalls eine Existenz, die wie ein Vorwurf an den Neofeudalismus existiert. Und dann kommt, als er eine Geschichte schreiben soll, Bewegung ins Ganze. Samt der referierten Klage Thomas Bernhards, daß bei manchen Texten einer das Haus verläßt und schon 20 Seiten später beim „Gartentürl” ankommt … daß diese unökonomischen 20 Seiten zu beklagen Thomas Bernhard manchmal gefühlte 40 Seiten wert ist, sagt Hahn nicht.
Ist Schreiben Realität? Ist Realität ungeschrieben inexistent? Fragen, die das Buch spielerisch stellt, wie auch, ob Schreiben Realität nicht noch mehr ins Inexistente verrückt: „Das wär doch eine hübsche Grabinschrift…”
„Verbirg mich,
verbirg mich,
o leises Grab.”
Wie evaluiert man das Leben schreibend? Fragen über Fragen, in einem unruhigen Erzählrhythmus. Ein beachtlicher Band, der vom Reden und Schreiben spricht, während die Goldfische Alice Harings, Simon & Garfunkel, auf dem Cover schweigen.
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