Anzeige
Das Meer und der Norden     Streifzüge von Küste zu Küste     von Charlotte Ueckert
x
Das Meer und der Norden     Streifzüge von Küste zu Küste     von Charlotte Ueckert
Kritik

„Fassadenästhetik”

Hamburg

Böhmes schmaler Band Ästhetischer Kapitalismus ist ein Kommentar zur Marx’ Kapital und den daran entwickelten Diskursen, bis Adorno und weiter bis Baudrillard. Das klingt nicht spannend, doch Böhme ist kenntnisreich wie brillant. Seine Analyse des Konsums, der sich verselbständigen mußte („Surplus-Konsum”), „Begehrnisse[n]” vor allem steigernd, um durch diese eine „nach oben offene Steigerungsspirale” auch der Produktion zu erzwingen, aber diese wie die Leistbarkeit auch zu fetischisieren, ist lesenswert. Das sich aus der immanenten Logik von Produktion und Kapital ergebende Ideologische wird dabei gezeigt – das genügt. Ebenso wird gezeigt, wie hilflos die Gegenmodelle sind, wo sie auf den Feudalismus oder Kapitalismus bauen, wenn es darum geht, eben diese zu beeinspruchen, so Marx und Engels, deren Schilderung des Lebens nach der Ausbeutung das Leben des Ausbeutenden beschreibt, wie Böhme zeigt. Eine anregende Lektüre kurzum, wonach man vielleicht genauer weiß, wie selbstbestimmtes Leben aussehen könnte, was nur „Fassadenästhetik” ist – und, ob Fassadenästhetik nicht doch zugleich etwas Entscheidendes sein könnte.

Gernot Böhme
Ästhetischer Kapitalismus
Suhrkamp
2016 · 140 Seiten · 14,00 Euro
ISBN:
978-3-518-12705-6

Fixpoetry 2016
Alle Rechte vorbehalten
Vervielfältigung nur mit Genehmigung von Fixpoetry.com und der Urheber
Dieser Artikel ist ausschließlich für den privaten Gebrauch bestimmt. Sie dürfen den Artikel jedoch gerne verlinken. Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder.

Letzte Feuilleton-Beiträge