Anzeige
Komm! Ins Offene haus für poesie
x
Komm! Ins Offene haus für poesie
Kritik

Grandiose Mogelpackung

Hamburg

Götterts Deutsche Sprache ist zwar sozusagen eine Mogelpackung, aber: eine grandiose. Es ist nämlich mehr als das, was der Titel verspricht, nicht nur eine Darstellung derselben ist das Büchlein, das gut lesbar ist, aber profund, es ist auch und vor allem noch mehr ein liebevolles, begründetes Plädoyer für die deutsche Sprache sowie im Grunde Sprache an sich, und zwar dafür, sie leben zu lassen, entgegen Reinheitsideologien wie auch das, was manche für zukünftig halten. Beides verbindet Göttert, indem er am Deutschen das historisch Begründete zeigt: daß in ihr viele je auf Situationen reagierten. Dazu gibt es etwas Sprach- und Literaturgeschichte, pointiert, aber nicht allzu entstellend verkürzt.

Situationen, Reaktionen: So klingen auch die Aussagen des Verfassers, die beschreiben, was sei und sein werde: Ist „kreatives Forschen” „in einer Fremdsprache [...] möglich”..? Ja, aber nur, sofern es gelingt, ihr gegenüber souverän zu sein, wie man es in der Muttersprache ist: sodaß man, was an der Sprache den Sprecher „determinieren” kann, „kompensiert”.

Man könne und müsse sich „arrangieren”, binnen- und mehrsprachlich. An Dialekten und der Weise, wie sie bis in die Schriftlichkeit reichen, zeigt Göttert dies, an Dia- und an Synchronem also, mit Karten, und zwar Realitäten betreffend, aber auch Empfindungen, so, welche Dialekte man möge. Pointe am Rande: Nicht zuletzt Österreicher brachten die Verbindlichkeit des Dudens, von dem mein Doktorvater, Wendelin Schmidt-Dengler, übrigens gerne sagte, dies sei das zweitdümmste Buch der deutschen Sprache, das dümmste aber sei das Österreichische Wörterbuch.

Alles mündet jedenfalls ins Plädoyer: Die deutsche Sprache biete „viel Gelungenes”, so Göttert, dies solle man wissen, hier solle und könne man weiterarbeiten, statt ängstlich auf (AfD-)Ideologen zu hören, die „irgendetwas auf Gedeih und Verderb erhalten müssen” wollen, wenn man das überhaupt von den Populisten sagen kann..: „Jammern war noch immer das falsche Rezept. Mitarbeiten ist auf jeden Fall besser.”

Schön! Tun wir’s..!

Karl-Heinz Göttert
Deutsche Sprache · 100 Seiten
Reclam
2017 · 100 Seiten · 12,00 Euro
ISBN:
978-3-15-020444-3

Fixpoetry 2017
Alle Rechte vorbehalten
Vervielfältigung nur mit Genehmigung von Fixpoetry.com und der Urheber
Dieser Artikel ist ausschließlich für den privaten Gebrauch bestimmt. Sie dürfen den Artikel jedoch gerne verlinken. Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder.

Letzte Feuilleton-Beiträge