Unsexy: Sex von Rönicke
Die Qualität der Bände der 100 Seiten-Reihe bei Reclam schwankt erheblich. Neben Perlen gibt es hier beeindruckend schlechte Bände – und der eben erschienene von Rönicke zum Thema Sex ist leider diesen richtig miserablen zuzurechnen.
Nein, es gibt den „richtigen” Sex nicht, man kann und muß sich erfinden, was einem Sex sei, aber nach diesem Befund wider Sexratgeber gerät die Autorin immer wieder in deren Jargon und plaudert dabei auch gerne aus dem Nähkästchen, wie hier überhaupt im Zuge dieses „Projekt(s) einer »Diskursivierung« des Sexes” Lüstchen um Lüstchen vorgeführt wird, als hätte es Foucault nie gegeben.
„Schmutzige Wörter” kennt die Autorin auch noch, obwohl dauernd betont wird, daß es das Schmutzige hier vielleicht so gar nicht gebe, dazwischen wird in das inkohärente Machwerk ein Pseudo-Dialog gequetscht, der die Geschichte dessen, was Sex sei, auf elf Seiten (samt Bildern, also eigentlich eher auf neun Seiten) abhandelt, während Pornos als Themenschwerpunkt fast ein Fünftel des Buches ausmachen.
Wo es interessant werden könnte, etwa bei der Frage, ob heute Sex und auch Liebe nicht mehr als Ereignis empfunden werden, sondern qua Liste organisiert, bricht Rönicke immer zuverlässig ab – wobei man etwa zu diesem Thema von der Autorin auch nicht auf beispielsweise Alain Badiou 1 oder Eva Illouz 2 verwiesen wird, die hierzu ungleich Klügeres zu sagen hat. Dafür weiß man zuletzt, welche Farbe Rönickes Diaphragma hat.
Ein Buch, das eher für wackelige Tische gemacht ist, als für Leser.
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