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Anthologie
Der Musik näher und dem Lied - Spanische Lyrik der Gegenwart
Javier Salvago, geb 1950, ist in der Anthologie mit einer reizvollen Sestine vertreten, worin das Thema der Lebensmitte in Anspielung auf Dante und anlässlich von des Autors 30. Geburtstag behandelt wird, ernster als Oskar Pastior und sprachlich klarer, als F. J. Czernin diese Aufgabenstellung gelöst hätte.
Der Katalane Miquel Àngel Riera, 1939 geboren, hat einen Band Liebesgedichte verfasst, von denen das abgedruckte beschreibt, wie im Kuss der Geliebten die Verwandlung eines tristen Donnerstags in einen herrlichen Sonntag beginnt, als der Liebhaber, nachdem er seine Person hingegeben hat, die Liebhaberin als seine Ergänzung erkennt – ein sufistischer Gedanke, der vom Mystiker Rumi stammen könnte und mit bestechend einfachen Bildern, schlank in der Form, daher kommt (- in etwa zu dem Grad eingängig wie W. H. Auden im „Funeral Blues“). Das Gedicht gilt als Highlight der mitteralterlich anmutenden katalanischen Sprache.
Vom Melodischen fasziniert José Antonio Mesa Toré, 1963 in Málaga geboren, dessen Gedicht „La herencia / Die Hinterlassenschaft“ quasi im Klangkörper des besungenen Gegenstands – das Elternhaus samt seiner Erinnerungen – wispert.
Man wünscht sich, wenn man „Die spanische Lyrik der Gegenwart“ gelesen hat, ein vergleichbares Kompendium des deutschsprachigen Gedichts heute – allein wegen der klar und verständlich formulierten Gedichtanalysen, die fast alle aus dem Spanischen übersetzt wurden und nicht im vertrackten Sekundärliteraturstil der deutschen Philologie gehalten sind. Freilich wären Auswahl und Kommentar einer solchen Zusammenstellung nicht unumstritten. Aber immerhin... Wünschen darf man sich’s doch...
Originalbeitrag
Cano Ballesta, Juan & Tietz, Manfred (Hrsg.): Die spanische Lyrik der Gegenwart 1980-2005. In Zusammenarbeit mit Gero Arnscheidt und Rosamna Pardellas Velay. Vervuert Verlag, Frankfurt 2011.
Der Katalane Miquel Àngel Riera, 1939 geboren, hat einen Band Liebesgedichte verfasst, von denen das abgedruckte beschreibt, wie im Kuss der Geliebten die Verwandlung eines tristen Donnerstags in einen herrlichen Sonntag beginnt, als der Liebhaber, nachdem er seine Person hingegeben hat, die Liebhaberin als seine Ergänzung erkennt – ein sufistischer Gedanke, der vom Mystiker Rumi stammen könnte und mit bestechend einfachen Bildern, schlank in der Form, daher kommt (- in etwa zu dem Grad eingängig wie W. H. Auden im „Funeral Blues“). Das Gedicht gilt als Highlight der mitteralterlich anmutenden katalanischen Sprache.
Vom Melodischen fasziniert José Antonio Mesa Toré, 1963 in Málaga geboren, dessen Gedicht „La herencia / Die Hinterlassenschaft“ quasi im Klangkörper des besungenen Gegenstands – das Elternhaus samt seiner Erinnerungen – wispert.
Man wünscht sich, wenn man „Die spanische Lyrik der Gegenwart“ gelesen hat, ein vergleichbares Kompendium des deutschsprachigen Gedichts heute – allein wegen der klar und verständlich formulierten Gedichtanalysen, die fast alle aus dem Spanischen übersetzt wurden und nicht im vertrackten Sekundärliteraturstil der deutschen Philologie gehalten sind. Freilich wären Auswahl und Kommentar einer solchen Zusammenstellung nicht unumstritten. Aber immerhin... Wünschen darf man sich’s doch...
Originalbeitrag
Cano Ballesta, Juan & Tietz, Manfred (Hrsg.): Die spanische Lyrik der Gegenwart 1980-2005. In Zusammenarbeit mit Gero Arnscheidt und Rosamna Pardellas Velay. Vervuert Verlag, Frankfurt 2011.