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Roman
Persische Elegien – ein Roman aus der Revolutionszeit des Iran
Die jüngsten Proteste im Iran erzählen die Geschichte des Colonels neu – gerade deshalb wurde das Buch von der Kritik derart gelobt. Doulatabadis Literatur wurde triumphierend seherische Kraft unterstellt, doch letztlich ist die Wiederholung der tragischen Geschichte Irans in den jüngsten Gewaltausbrüchen eher eine traurige Bestätigung von Doulatabadis Befürchtungen, die er bereits vor einem viertel Jahrhundert seinem Land attestiert hat. Gerade deshalb greift seine Bitte, den Roman als literarisches Werk zu lesen, das mit der politischen Situation im Land nichts zu tun hat, ins Leere. Denn der Kritiker kann nicht den Aspekt ignorieren, dass ein historischer Roman zum Gegenwartsroman wird – ob der Autor das will oder nicht. Nichts macht dies deutlicher, als die folgenden Worte aus Doulatabadis Roman, die ebenso gut von einem der protestierenden Iraner dieses Sommers stammen könnten: "Ich bin fremd im eigenen Haus. Die gesamte Geschichte unseres Landes ist im Grunde nichts anderes: Die Katastrophe, im eigenen Haus fremd zu sein."
Mahmud Doulatabadi: Der Colonel. Roman. Aus dem Persischen von Bahman Nirumand. Unionsverlag. Zürich 2009.
Mahmud Doulatabadi: Der Colonel. Roman. Aus dem Persischen von Bahman Nirumand. Unionsverlag. Zürich 2009.