Die Dudley-Blount Briefe [2]
Diese Briefe besprechen den mysteriösen Treppensturz von Amy Dudley, der Ehefrau von Robert Dudley, der ein Liebling der letzten Tudorkönigin Elizabeth I. gewesen ist. Nach Amys Tod entstanden Spekulationen, ob Elizabeth I. Robert Dudley endlich heiraten und ihn somit zum König von England machen würde. Eine vollständige Übersetzung ins Deutsche scheint bisher nicht durchgeführt worden zu sein.
Thomas Blount an Robert Dudley, 11. September 1560
Möge es Eurer Lordschaft gefallen zu erfahren, dass ich Eure Briefe von Brysto erhielt, deren Inhalte ich genau erfasste: dass Eure Lordschaft von Bowes gleich nach meiner Abreise informiert wurde, dass meine Lady tot wäre sowie Eure sofortige Anweisung an mich, dass ich alle Maßnahmen und Strategien anwenden sollte, die mir möglich sind, um eine wahre Einsicht der Angelegenheit zu erreichen, sowohl durch meine eigene Reise, als auch durch die Vorgabe des Gesetzes, die darin besteht den Rechtsmediziner einzubeziehen, ihm die Verantwortung für die Wahl einer diskreten und achtbaren Jury zu überlassen, den Körper zu inspizieren und keine Unehrlichkeit vorkommen oder Personen ausgelassen werden sollten. Die bedeutsamen Gründe, die Eure Lordschaft dazu veranlassen so ernsthaft zu forschen, um die Wahrheit hervorzubringen, drängen mich dazu mit Eurer ernsten Vorschrift mein Bestes dafür zu tun. Die derzeitige Information, die ich Eurer Lordschaft zu dieser Zeit überbringen kann, ist, dass meine Lady leider tot ist und dem Anschein nach durch einen Sturz, aber noch kann ich nicht erfahren wie oder in welcher Art.
Eure Lordschaft soll dafür von der Art meiner Vorgehensweise hören seit ich von Euch abreiste: In der gleichen Nacht, in der ich von Windsor kam, wählte ich in Abington meine Schlafstätte für die ganze Nacht, und da ich begierig war zu erfahren welche Nachrichten durch das Land zogen. Bei einem Abendessen rief ich meinen Wirten und fragte ihn welche Nachrichten es gab, weil ich es auf mich nehmen würde nach Gloucestershire zu reisen, worauf er antwortete, dass drei oder vier Meilen von der Stadt entfernt ein großes Unglück vorgefallen wäre. Er erzählte, seines Lords Robert Dudleys Ehefrau wäre tot, und ich drängte ihn was sein Eindruck und der der Bevölkerung davon wäre. Er meinte, manche wären geneigt Gutes und manche Schlechtes darüber zu sagen, deshalb fragte ich ihn nach seiner Beurteilung. Bei meiner Ehrlichkeit, sagte er, ich beurteile es als Missgeschick, weil es im Haus dieses ehrlichen Gentlemans zugestoßen ist, dessen tiefgreifende Ehrlichkeit, sagte der Wirt, die schlechten Gedanken der Bevölkerung stark reduziert. Ich meinte, dass einige ihrer Angestellten, die ihr dienten, etwas dazu zu sagen haben sollten. Nein, Sir, sagte er, nur wenig, weil berichtet wurde, dass sie alle hier beim Jahrmarkt waren und niemand bei ihr blieb. Wie mag sich das zugetragen haben, fragte ich, worauf der Wirt sagte, hier wird erzählt, dass sie an diesem Tag sehr früh aufstand und all ihren Angestellten auftrug zum Jahrmarkt zu gehen und niemanden zu Hause dulden würde; und darüber wird viel spekuliert.
Und wahrheitsgemäß, mein Lord, erfuhr ich es zuerst durch Bowes, als ich ihn traf, wie er an diesem Tag von Eurer Lordschaft kam und von den übrigen dort Anwesenden, die bestätigten, dass sie an diesem Tag niemanden ihres Personals im Haus duldete und sie war so bemüht darum sie zum Jahrmarkt zu schicken, dass sie über alle Angestellten, die einen Einwand äußerten, um zu Hause zu bleiben, sehr wütend wurde. Als sie zu Mrs Odingsells gelangte, der Witwe, die sich bei Anthony Forster befindet, lehnte diese an jenem Tag ab zum Jahrmarkt zu gehen und wurde deshalb auch über sie wütend. Als Grund gab sie an, dass dieser Tag nicht für vornehme Damen zum Jahrmarktbesuch passend wäre und fügte hinzu, dass der nächste Tag viel angemessener wäre und sie dann gehen würde. Daraufhin antwortete meine Lady, dass sie den Tag nach ihrem Belieben wählen könnte, aber alle ihre Angestellten müssten gehen, und war sehr wütend. Sie fragten, wer ihre Gesellschaft teilen solle, worauf sie sagte, Mrs Odingsells solle ihre Gesellschaft beim Abendessen teilen und diese Geschichte bestätigen diejenigen, die sie zutiefst lieben. Gewiss, mein Lord, hörte ich in der kurzen Zeit, seit ich hier bin, verschiedene Erzählungen über sie, was mich zu dem Urteil bewegt, dass sie ein seltsames Gemüt hatte. Bezüglich ihrer Meinung zu dieser Angelegenheit, ob der Sturz durch Zufall oder Absicht passierte, sagte sie es bei ihrem Glauben nur als Zufall zu beurteilen, der weder von ihrem Ehemann, noch ihr selbst begangen worden war. Was sie angeht, äußerte sich Mrs Odingsells, wäre sie eine gute, tugendhafte Dame gewesen und hätte täglich auf ihren Knien gebetet und sagte aus, sie zu diversen Zeiten zu Gott beten gehört zu haben, sie von ihrer Verzweiflung zu erlösen. Daraufhin sagte ich, sie könnte finstere Vorhaben in ihrem Gemüt herumgetragen haben. [Anm.: Selbstmordgedanken]
Nein, guter Mr Blount, antwortete sie, beurteilt meine Worte nicht auf diese Art, denn falls ihr das annehmt, bereue ich es so viel ausgesprochen zu haben. Mein Lord, es ist sehr merkwürdig, dass dieser Zufall Eurer Ehefrau zustößt. Das Urteil darüber obliegt jedem Menschen für sich, zu überlegen wie es passierte, aber fürwahr, die Erzählungen, die ich hier über sie sammle, bringen mich dazu zu glauben, sie hätte ein belastetes Gemüt mit sich herumgetragen, was ich Euch bei meiner Ankunft erzählen werde.
Bezüglich der gerichtlichen Untersuchung unter Berücksichtigung Eurer sehr vorsichtigen Wahl des Rechtsmediziners, um die Wahrheit zu erfassen, braucht Eure Lordschaft nicht an der hervorragenden Wahl zu zweifeln. Vor meiner Ankunft wurden die Mitglieder der Untersuchung gewählt und ein Teil von ihnen fand sich im Haus ein. Falls meine Beurteilung zu den Männern und deren Fähigkeiten verlässlich ist, schätze ich sie und insbesondere einige unter ihnen als weise und fähige Männer ein, die für so eine Angelegenheit auszuwählen sind, wie jeder Mitbürger es überhaupt sein könnte, der mir je begegnete, und sind genauso fähig ihre Untersuchungsschritte vor allen zu rechtfertigen, egal wer nachfragen würde.
Bezüglich der aufrichtigen Suche ohne Rücksicht auf den Stand irgendeiner miteinbezogenen Person: Ich habe Euren Wunsch übermittelt. Ich habe begründete Hoffnung, dass sie niemandes Schuld verheimlichen werden, falls jemand involviert war, weil die Jury weise ist und ein Teil von ihr, wie ich höre, aus Feinden von Anthony Forster [dem Hausbesitzer von Cumnor] besteht. Gott gebe ihnen, mit ihrer Weisheit, Unparteilichkeit, wodurch sie gut gewählte Männer werden. Mehr Nachrichten habe ich für Eure Lordschaft zu dieser Zeit nicht, aber sobald ich etwas herausfinde, werde ich Euch benachrichtigen und wünsche Euch, den Kummer ablegen zu können und Euch an dem zu erfreuen, was Eure Unschuld hervorbringen wird, die nach einiger Zeit nicht mehr angezweifelt sein wird und im Gegenteil werden die bösartigen Darstellungen auf sie zurückfallen, die sich daran erfreuen Euch etwas Schlechtes zu wünschen oder gegen Euch zu sein. Somit nehme ich demütig meinen Abschied von Cumner am 11.September
Euer Lordschafts Angehöriger
T.B.
Ihr habt gut darin gehandelt, nach Mr Appleyard schicken zu lassen
Thomas Blount to Robert Dudley, 11th september 1560
May it please your Lordship to understand that I have received your letter by Bristow, the contents whereof, I do well understand. Your Lordship was informed by Bowes upon my departing that my Lady was dead. I also accept your strait charge given unto me that I should use all the devices and policies that I can for the true understanding of the matter, as well by mine own work as by the order of law, as in calling the Coroner, giving him charge that he choose a discreet and substantial jury for viewing the body and that no corruption should be used or person respected. Your Lordship’s great reasons which makes you so earnestly search to learn the truth, the same, with your earnest commandment, does make me to do my best in this matter. The present knowledge I can give to your Lordship at this time is, too true it is that my Lady is dead, and, as it seems, due to a fall, but, yet how or which way, I cannot learn. Your Lordship shall hear the manner of my proceeding since I came from you.
The same night I came from Windsor I lay at Abingdon all that night; and, because I was desirous to hear what news went abroad in the country, at my supper I called for mine host, and asked him what news was thereabout … He said, there was fallen a great misfortune within three or four miles of the town; he said, my Lord Robert Dudley’s wife was dead; and I asked how; and he said, by a misfortune, as he heard, by a fall from a pair of stairs; I asked him by what chance; he said, he knew not: I asked him what was his judgment, and the judgment of the people; he said, some were disposed to say well, and some evil. What is your judgment? said I. By my troth, said he, I judge it a misfortune because it chanced in that honest gentleman’s house; his great honesty, said he, doth much curb the evil thoughts of the people. Methinks, said I, that some of her people that waited upon her should somewhat say to this. No sir, said he, but little; for it was said that they were all here at the fair, and none left with her. How might that chance? said I. Then said he, It is said how that she rose that day very early, and commanded all her sort to go [to] the fair, and would suffer none to tarry at home; and thereof is much judged. And truly, my Lord, I did first learn of Bowes, as I met with him coming towards your lordship, of his own being that day and of all the rest of their being, who affirmed that she would not that day suffer one of her own sort to tarry at home, and was so earnest to have them gone to the fair, that with any of her own sort that made reason of tarrying at home she was very angry, and came to Mrs. Odingsells, the widow that liveth with Anthony Forster, who refused that day to go to the fair, and was very angry with her also, because she [Mrs. Odingsells] said it was no day for gentlewomen to go in, but said the morrow was much better, and then she would go. Whereunto my Lady answered and said that she might choose and go at her pleasure, but all hers should go; and was very angry. They asked who should keep her company if all they went. She said Mrs. Owen should keep her company at dinner. The same tale doth Picto [her maid], who doth dearly love her, confirm. Certainly, my Lord, as little while as I have been here, I have heard divers tales of her that maketh me to judge her to be a strange woman of mind. In asking of Picto what she might think of this matter, either chance or villany, she said by her faith she doth judge very chance, and neither done by man nor by herself. For herself, she said, she was a good virtuous gentlewoman, and daily would pray upon her knees; and divers times she saith that she hath heard her pray to God to deliver her from desperation. Then, said I, she might have an evil toy in her mind. No, good Mr. Blount, said Picto, do not judge so of my words; if you should so gather, I am sorry I said so much.
My Lord, it is most strange that this chance should fall upon you. It passeth the judgment of any man to say how it is; but truly the tales I do hear of her maketh me to think she had a strange mind in her; as I will tell you at my coming.
But to the inquest you would have so very circumspectly chosen by the Coroner for the understanding of the truth, your Lordship needeth not to doubt of their well choosing.
Before my coming the inquest were chosen and part of theem at the house. If I be able to judge of men and of their ableness, I judge them, and specially some of them, to be as wise and as able men to be chosen upon such a matter as any men, being but countrymen, as ever I saw, and as well able to answer to their doing before whosoever they shall be called. And for their true search, without respect of person, I have done your message unto them. I have good hope they will conceal no fault, if any be; for, as they are wise, so are they, as I hear part of them, very enemies to Anthony Forster. God give them, with their wisdom, indifferency, and then be they well chosen men. More advertisement, at this time, I cannot give your Lordship; but as I can learn so will I advertise, wishing your Lordship to put away sorrow, and rejoice, whatsoever fall out, of your own innocency; by the which in time, doubt not but that malicious reports shall turn upon their backes that can be glad to wish or have against you.
And thus humblie tak my leave from cumnor the xith of September
Your Lordships life and loving
T.B.
Your Lordship hath done very well in sending for Mr. Appleyard.
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