Gerald Ganglbauer Austria steirischer herbst 2015
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Mein zweites Buch, Einunddreißig, wurde gerade rechtzeitig fertig, um in den „steirischen herbst einzutauchen, dessen Stempel nun im Stattegger Ortsteil Ursprung auch ein Fenster des Gangan Verlags ziert, ebenso wie das Plakat zum Parkinson Benefizkonzert am 16.10., das am Gartenzaun hängt, da doch alle Welt auf Michael J Fox blickt, dessen Film-Trilogie am 21.10. eine neue Bedeutung bekommt, wenn wir Prophezeiung und Gegenwart vergleichen. Mit dem Parkinson Ambassador kriege ich auch elegant die Kurve zum heurigen Thema.

ProgrammheftDas Programmbuch
steirischer herbst 2015
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“Zurück in die Zukunft!”

steirischer herbst 2015

Stattegg spiegelt sich im Fenster des Gangan Verlags | Foto © Gerald Ganglbauer

 

Bei der eröffnung des steirischen herbst
steirischer herbst Eröffnung steirischer herbst Eröffnung
steirischer herbst Eröffnung steirischer herbst Spekter of the Gardenia


Eröffnung steirischer herbst 2015 – ich, das Publikum, mein Tischnachbar, die Intendantin, DJs| Fotos © Claudia Parenzan

Specter of the Gardenia oder Der Tag wird kommen

steirischer herbst 2015

steirischer herbst Spekter of the Gardenia steirischer herbst Spekter of the Gardenia
steirischer herbst Spekter of the Gardenia steirischer herbst Spekter of the Gardenia


Der Autor Josef Winkler verlässt die Bühne, eine Dame aus dem Publikum, der Sprecher Johannes Silberschneider, die List-Halle nach der Aufführung, das legendäre Fest | Fotos © Claudia Parenzan

7 Pleasures – Mette Ingvartsen

7 Pleasures - steirischer herbst 2015

7 Pleasures | Foto © Marc Coudrais (Auf Wunsch der Künstlerin gibt es keine Abbildungen der Produktion)

Gerald GanglbauerNach einer Erfrischung im Graf Leopold freut es mich, Gerhard Melzer (mit dem ehemaligen Literaturhaus-Chef redet es sich gut über Josef Winklers Specter of the Gardenia) und Christine Gaigg (wir hatten uns bei ihrem Stück Maybe the way you made love 20 years ago is the answer? im Vorjahr kennen gelernt) wieder im Dom im Berg zu entdecken.

Langsam steigt die Spannung und das Foyer füllt sich mit Menschen. In „7 Pleasures“ – einer Uraufführung der dänischen Choreografin und Tänzerin Mette Ingvartsen – ist hautnah mitzuerleben, wie sich Konzepte von Nacktheit und Sexualität durch die Zeit verändert haben. So steht es in der Programmankündigung und alle in der engen Menschentraube sind auch aufgrund des einzig kursierenden Bildes gespannt was man wirklich zu sehen bekommt und drängen sich um die besten Plätze. Das Publikum ist vorwiegend unter 30 und die junge Dame rechts von mir reckt ihren Hals, um sich nur ja kein Detail entgehen zu lassen, während ein harter drum-loop laut auf uns einhämmert bis sich die Tänzer aus dem Publikum herauslösen, entkleiden, und auf der Bühne ihre Positionen einnehmen.

Die folgenden 90 Minuten sind zur Gänze dem Vergnügen gewidmet, jenem des Zusehers, der von jedem der sieben Abschnitte auf andere Weise begeistert und überrascht ist, aber auch von dem Spass, den die Tänzer bei der Performance haben, auch wenn es professionelle Darsteller sind, die – wie wir im darauf folgenden Publikumsgespräch erfahren – sehr genau individuelle intime Grenzen definiert haben. Die wechselnde Dynamik der Vergnügen faszinierte, riss einen mit und nahm jegliche Langeweile aus den Segmenten, die von einer ungeheuerlichen Langsamkeit der Bewegungen bis zum energiegeladenen Beat reichten, bei dem so mancher Zuseher wie Yours Truly auf den Schenkeln mitklopfte und selbst am liebsten mitgemacht hätte.

Talk 7 Pleasures

7 Pleasures Talk nach der Performance im Dom im Berg | Foto © Claudia Parenzan

Öffentliche Nacktheit per se und Performances nackter Körper sind nichts ungewohntes für uns Zeitgenossen, aber die politische Dimension, die von Mette Ingvartsen auch im nachfolgenden Gespräch betont wird, ist interessant und auch im Publikum nimmt man wahr, dass sich seit der Flower-Power-Revolution der 60er Jahre mit All You Need Is Love, freier Liebe, Woodstock (da wäre ich gern dabei gewesen) Vietnam-Kriegsgegnern, Anti-Atomkraft- und Frauenbewegung ein neuer Konservativismus in der Jugend breit macht, dessen Ursache in der frei zugänglichen Pornografie zu liegen scheint, mit der die What's App-Generation aufwächst.

Ich als einer der „alten Nackten“ verstand die Botschaft, stellte aber die Frage in den Raum, ob es nicht besser sei, mit der Tanzperformance tatsächlich an eine breitere mediale Öffentlichkeit zu gehen, als in einem kleinen exklusiven Rahmen den bereits Bekehrten zu predigen. Nun, die Produktion wird von Graz aus auf die Reise durch Europa gehen, vielleicht „normalisiert“ sie noch einige Menschen, die zu dem nackten Körper noch kein so natürliches Verhältnis gefunden haben, wie das Dutzend Tänzer rund um Mette Ingvartsen.

Bei der eröffnung des steirischen herbst

Die dänische Choreografin und Tänzerin Mette Ingvartsen (35) im Gespräch | Foto © Claudia Parenzan

Ursprung, am 28. September 2015

 

© Gerald Ganglbauer 2015 | 161 Pageviews