Augen zu und durch
Hauptsache das Fleisch ist zart und halb geschenkt. Die Zustände in den Tierfabriken sind uns wurst. Hauptsache unsere Garderobe ist modisch und spottbillig. Die Arbeitsbedingungen in den Textilfabriken sind uns Jacke wie Hose. Hauptsache der Fussball ist spannend und spektakulär. Die Machenschaften dahinter spielen für uns keine Rolle.
Bis jetzt. Weil die Korruption in der Fifa auch mit aller Anstrengung nicht mehr geleugnet werden kann. Wie damals die geschredderten Küken in den Eierbrütereien. Wie vor zwei Jahren die Toten nach dem Einsturz der Rana Plaza in Bangladesch. Grauenhaft. Gleich grauenhaft ist, dass sich die Skandale nicht aus heiterem Himmel ereigneten, sondern sich weit im Voraus anbahnten und offenen Auges zu erkennen und mutigen Schrittes zu verhindern gewesen wären.
Grandiose Skandale brauchen eine grandiose Komplizenschaft. Die schweigende Mehrheit gehört dazu. Wird sie dessen hin und wieder gewahr, verschafft sie sich mit Empörung Luft. Dann wird alles gut. Das Beste an dieser Hoffnung ist unsere Vergesslichkeit. Die Gauner haben sie als feste Grösse eingeplant.
Das Problem wurde selten so knapp und derart ausgezeichnet zusammen gefasst. Die kleine Maus starrt offenen Auges auf das was sich anbahnt: den offenen, gierigen Rachen der Schlange. Hinkt dieser Vergkeich? Die Schweigende Mehrheit ist doch keine kleine Maus, oder?
Das Grauen will niemand sehen. Spätestens nach einer Woche medialen Grauens haben wir genug. Vor allem sämtliche Industrien. Zuviel Nachdenken, Grübeln, Miesmacherei schadet der Kauflust der Kundschaft. Dieses System lebt davon, dass Medien das Grauen in Häppchen aufbereiten, damit der Betroffene unter den Nichtbetroffenen dankbar ist, der Katastrophe entkommen zu sein und sich mit Konsum belohnt. Die Katastrophenbewirtschaftungsindustrie tut alles, damit das Grauen raschmöglichst keines mehr ist. Sie hat lauter Verbündete: Atemlose Menschen. Darum ist alles halb so schlimm. The Show must go on.
Je suis Blattääär!
Gestern sagte ein Engländer, ein Nachbar zu mir: Eines kann man der FIFA nicht vorwerfen. Sie hat den Nahen Osten nicht in Brand gesteckt, keine illegalen Kriege geführt, keine globalen Finanzkrisen inszeniert, niemals Atombomben geworfen und auch keine Kreuzzüge gestartet. Die FIFA hat den Afrikanern vermutlich Geld geschickt, jedoch keine Waffen…„ So what!“ Alles juristisch nicht auf gearbeitet, also nur Ablenkung von wirklich Schrecklichem… cathari
Was ist mit "Cathari" gemeint?