Zwischen Geisterbahn und KlapsmühleEin Interview mit dem Filmemacher Wenzel Storch über katholische Wunderländer, die Kunst, Kekse auf Stoff zu kleben, und den Unterhaltungswert der Kastelruther Spatzen Verschroben, skurril, phantastisch: Solche Beschreibungen finden sich immer nur im Superlativ, wenn es um einen der experimentellsten Regisseure Deutschlands geht: Wenzel Storch, 1961 in Braunschweig geboren, dreht Filme, die sich jeder Schubladenlogik entziehen. In ‚Der Glanz dieser Tage’, ‚Sommer der Liebe’ und ‚Reise ins Glück’ gibt es unter anderem Altare aus Salzbrezeln, sprechende Tiere, Popeldampfer und kopulierende Kirchen, liebevoll zusammengeschustert aus allem, was dem Regisseur unterkommt. Lit08.de traf den Filmemacher und konkret-Autor in seinem Hildesheimer Domizil und sprach mit ihm über die Produktion seines ersten Films, LSD-Trips und das Lied der Dornenvögel. lit: Wenn man Deinen ersten Film „Der Glanz dieser Tage“ sieht, ist man so mit der Fülle von Bildern beschäftigt, dass man der Handlung kaum folgen kann. Wie bist Du an den Film herangegangen? Wenzel Storch: „Der Glanz dieser Tage“ sollte eigentlich ein religiöser Monumentalfilm werden. Eine Art Erweckungsfilm. Im Mittelpunkt der Handlung steht ein Pfarrer mit seinen Messdienern. Viele Szenen spielen also im Haus des Herrn. Aber wo nimmt man nun eine Kirche her? Alles heimlich an einem geweihten Ort filmen? Das wäre nicht gegangen, obwohl wir für die Außenaufnahmen dann doch den Hildesheimer Dom genommen haben. lit: War das bewusster Dilettantismus? Storch: In solchen Kategorien hab ich damals gar nicht gedacht. Außerdem: Dilettantismus, ich finde, das ist so ein schwammiger Begriff wie Trash oder Kult. Also statt dilettantisch würde ich eher einen Begriff wie naiv benutzen, vielleicht. Copyright © Simone Unger – Jun 15, 2008 |
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