Das Folgende habe ich als Antwort auf einen Kommentar geschrieben, fand es dann aber so lecker, dass ich es noch einmal widerkäue und dabei ein wenig anreichere.
Die Geisteswissenschaften sind ein Zug, der immer in voller Fahrt ist und der niemals anhält, um Studierende oder anderweitig interessierte Reisende aufzunehmen. Es kommt auch kein Schaffner, der einem erklärt, dass die Fahrkarte für Derrida mindestens Freud und Platon und Aristoteles ist. Auch wenn er käme: man sitzt ja gar nicht drin, sondern steht draußen auf dem Bahnhof, der Zug fährt mit 200 Stundenkilometern vorbei und was immer der Schaffner sagt, man versteht kein Wort. Und selbst wenn man es verstünde: in einer einzigen Sekunde ist der Zug schon wieder weg, und man kann mit diesem kleinen Informationspartikel, das man aufgeschnappt hat, nicht viel anfangen. Man steht auf dem Bahnhof und denkt: Derrida ist mir einfach eine Nummer zu schnell und auch zu schnell wieder weg. Wenn man aber das Glück hat, innendrin zu sitzen, dann denkt man bisweilen, wenn man rauschaut: Grandios!
Die Welt da draußen, die ist, wenn man mit dem Zug durchfährt, nicht weg. Die Welt ändert sich nur ein wenig. Deswegen fährt man ja mit dem Zug. Nicht weil man irgendwohin will, sondern weil die Welt sich ändern soll! Weg geht sie davon nicht. Weg sind nur die Bahnhöfe und Haltepunkte.
Es gibt nur eine Welt, aber sie brauchen zwei Worte um sie zu betreten!
Wenn auch nicht jede Zeile gleich erhellt:
geschehn aus unablässigem Bestreben.
Aléa hat’s hierher gestellt,
und zwar soeben.
- von Aléa Torik
in Aleatorik