Vergeblich erhoffte Max Weber einen Neubeginn
Ein weiterer Briefband der Max Weber-Gesamtausgabe erschienen
Von Dirk Kaesler
Das Vorwort fasst es trefflich zusammen: „Der vorliegende Band umfaßt die Briefe Max Webers aus den Jahren 1918, 1919 und bis zu seinem Tod am 14. Juni 1920. Es sind ereignisreiche Jahre in seinem Leben: Kriegsende, Revolution und demokratische Neuordnung Deutschlands, die Wiederaufnahme der akademischen Lehrtätigkeit, die Arbeit an seinen beiden großen Werken, der ‚Wirtschaftsethik der Weltreligionen‘ und ‚Wirtschaft und Gesellschaft‘; hinzu treten der Tod seiner Mutter und der Freitod seiner Schwester sowie sein Verhältnis zu den Freundinnen Mina Tobler und Else Jaffé. Webers politische Interessen, seine wissenschaftlichen Leistungen und die Orientierungen seiner Lebensführung verbinden sich zu einem eindrucksvollen Lebensbild.“
Wie zuletzt in meiner Rezension der „Wirtschaftsgeschichte“ im Rahmen der Max Weber-Gesamtausgabe angemerkt, mag es als durchaus verdienstvoll angesehen werden, dass Texte, die seit Jahrzenten lieferbar sind, auch in der MWG sorgfältig kommentiert wiederabgedruckt werden. Umso verdienstvoller jedoch ist und wäre es, wenn dieses monumentale Unternehmen – über das an dieser Stelle seit dem Jahr 2006 laufend berichtet wird – sich beschleunigt auf jene Schriften Max Webers konzentrierte, die bislang noch nicht allgemein zugänglich sind; allen voran die seit Jahrzehnten angekündigten elf Briefbände, von denen noch insgesamt fünf fehlten (Zeitraum vor 1906 und nach 1917). Mit dem hier zu besprechenden Band II/10, der in zwei Halbbänden vorgelegt wird, ist nun die Lücke der Jahre 1918 bis 1920 geschlossen. Das allein ist schon das größte Verdienst der beiden Herausgeber und ihrer zahlreichen Mitarbeiter, allen voran Manfred Schön, dem erneut die Entzifferung der überaus mühsam zu lesenden Handschrift Max Webers zu verdanken ist. Insgesamt nennt das Vorwort vierzehn Personen, die ganz direkt mit der Erstellung dieser beiden Halbbände in den zurückliegenden Jahrzehnten beschäftigt waren!
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Aus der Sonderausgabe von Dirk Kaesler: Über Max Weber. Beiträge in literaturkritik.de 2006 – 2020 (Verlag LiteraturWissenschaft.de)