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Jürgen Lodemann schrieb uns am 06.01.2021
Thema: Sascha Mangliers: Sternenfeuer der Nebensächlichkeiten
In seinem Roman „Mars an Erde“ erzählt Jürgen Lodemann die Geschichte eines Astronauten und kreist um das Wesentliche wie der Mars um die Sonne

Selten eine so begrifflose Rezension gelesen - z.B. über die literarischen Zitate, mit deren Hilfe sich nach anderthalb Jahren im Weltraum der Literaturliebhaber Frank Brandt aus dem erdähnlichen Untergang einer Mars-Zivilisation hinausretten muss, und retten muss vor dem Zugriff eines politischen Magazins - Null Empfinden für dessen extreme Stresssituation, für die Macht solcher harten Polit-Interviews im Anschluss an absolute Nachrichtensperre, Null Versuche, die Gründe für "um Jahre gealtert" zu denken, die Gründe auch für eben diese Liter.-Zitate zu erkennen, die seien "gekünstelt, deplatziert, erzwungen" - Schiller, Büchner, Heine, Levi, alles total sinnlos, auch Whistleblower XY und Pressefreiheit "leider keinerlei Kurzweil", alles Poltische sowieso und die Fakten vollkommen langweilig, etwa dass zwei der vier Raumfahrer "Schwarze" sind, sowas hat er lieber gar nicht erst wahrgenommen, im Grund das Ganze nicht, nicht mal annähernd - nur weiter so mit solcher Literatur-"Kritik" - toll, die Vernichtung des Lebens durchs Leben, sie ist diesem Gemüt kein Thema. Seuchen, Klima-Desaster gleichfalls - nein, ER trägt sein Whyskey-Glas nach den Gängen durch die enthüllte Unterwelt des Mars ohne jedes Zittern, bravo! da grüßt begeistert der Autor J L

Anbei erste Echos zum Marsbuch:

Noch selten habe ich einen eindringlicheren Roman gelesen. Seltsamerweise hatte ich kaum je den Eindruck, es mit Science Fiction zu tun zu haben, vielmehr schafft es der Autor, drängende Wirklichkeit zu vermitteln, die so real daherkommt, dass es einen schüttelt, weil sie die Zukunft des blauen Planeten spiegelt. … Literatur, die einschlägt. Rechnen Sie mit einem Lesekrater. Das geht jetzt einfach alle an. / Jolanda Fäh, daswortzumbuch.ch


… ein einzigartiges Interview. Am Ende mit Blicken auf Unheimliches. Konkret ins Innere des Mars, in „Blindschächte“ … endet mit denkwürdigen Spiegelblicken auf den Planeten Erde, mit kosmischen Visionen, mit Vorstößen in das ewige Rätsel intelligenten Vorhandenseins … irrsinnig spannend! / R. Backhaus, TABOU Karlsruhe

Meisterhaft zeichnet Jürgen Lodemann das veritable Schreckensszenario eines einst der Erde ähnlichen und durch seine Bewohner zerstörten Lebensortes. Und zieht Parallelen. / Chilli-freiburg.de

Das liest sich spannend, zieht einen an, lässt einen – nachdenklich geworden – diesen Roman immer wieder aus der Hand legen, um das Gelesene zu verdauen: Keine leichte Kost, aber inhaltlich und sprachlich stark! / literaturcafe.de

Der Mann, dessen 900-Seiten-Nibelungen-Roman "Siegfried und Krimhild" mir nach wie vor in bester Erinnerung ist, lässt hier den deutschen Raumfahrer Frank Brandt für die Dauer eines Denver-Berlin-Linienflugs von Reportern befragen. Brandt ist Rückkehrer von einer mysteriösen, weil nach großem TamTam plötzlich mit vollständiger Nachrichtensperre belegten Mars-Reise. Die Journalisten erlangen nur mit Mühe das Vertrauen des Astronauten, der vor US-Geheimdiensten flieht ... berichtet dann nicht nur von einer russischen Raumfähre mit gleichem Ziel, sondern auch, dass es auf dem Mars vor Äonen eine hoch entwickelte Zivilisation gab. Deren Reste zerfallen bei der ersten Berührung zu Staub. Tief unter der Oberfläche des Mars jedoch haben sich lesbare Spuren erhalten … Dass Ausbeutung und Block-Denken fatale Folgen haben – gern auch mal in einer so unterhaltenden Form wie hier. / Karsten Zimalla, Westzeit.de

„Glück auf“ aus dem finsteren Kosmos? Ein Zukunftsszenario. Ab der Mitte des Buches wird es immer spannender, da zeigt sich mehr und mehr, dass der Mars eine katastrophale Vorgeschichte hat, in der sich das aktuelle Schicksal der Menschheit spiegelt, als rücksichtsloser Konsum eines ganzen Planeten. Die Mars-Lebewesen hatten sich, um überleben zu können, in immer tiefere Kraterschächte eines erloschenen Riesenvulkans zurückgezogen (was den erzählenden Astronauten ausdrücklich an die Untertage-Schachtwelt des Ruhrgebiets erinnert). Die Marswesen nutzten immer perfektere Überlebenstechnologien, waren aber unfähig, die Ressourcen gesellschaftlich so zu organisieren, dass sie nicht doch in einer Versteinerung allen Lebens endeten … Goethes Bergwerksgruß „Glück auf“ am Ende … lässt die aktuelle Bewältigung der Corona-Krise wie einen Testlauf wirken zu weit gefährlicheren Entwicklungen. / Jens Dirksen, Funke-Mediengruppe, Essen (WAZ, NRZ etc.)

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Christophe Fricker schrieb uns am 09.12.2020
Thema: Georg Patzer: Sandelholz aus Java und arabischer Weihrauch in China
Valerie Hansen erzählt lebendig und anschaulich vom „Jahr 1000. Als die Globalisierung begann“

Vielen Dank für die spannende und einleuchtende Rezension. Der Fairness halber sollte nur noch betont werden: Wenn es ein "locker geschriebenes Buch" ist, dann ist es nicht (nur) die Autorin, die "so leicht fasslich und lebendig" schreibt, sondern vor allem Anna Leube und Wolf Heinrich Leube, die das Buch übersetzt haben. Jedes einzelne Wort stammt von diesen beiden!

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Alissa Theiß schrieb uns am 10.11.2020
Thema: Stefanie Steible: Licht und Schatten kolonialer Forschungsreisen
Christopher Kloeble erzählt in „Das Museum der Welt“ von einer deutschen Himalaya-Expedition und indischer Geschichte

Nur ganz kurz: die Brüder heißen Schlagintweit, nicht Schlingensief!

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Michael Braun schrieb uns am 09.11.2020
Thema: Jan Süselbeck: Ride my Chevrolet
Abschiedsgedanken nach fünf Jahren Kanada

DER LESERBRIEF IST NUR FÜR REDAKTION UND AUTOR BESTIMMT

Selten habe ich einen so anschaulichen, umsichtigen und eindringlichen Beitrag in literaturkritik.de so wie den von Jan Süselbeck. Ganz wunderbar sind die Impressionen der Landschaft. Chapeau! So etwas möchte man auch von anderen Mitarbeitern mit Auslandserfahrung lesen.

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Prof. Dr. Günter Helmes schrieb uns am 20.10.2020
Thema: Dirk Kaesler: Sperrt die blauen Bände nicht in den Schrank, sondern stellt sie ins Netz!
Mit Max Webers Vorlesungen über „Praktische Nationalökonomie“ wurde seine Gesamtausgabe abgeschlossen. Ein Rückblick auf das virtuelle Weber-Happening 2020 und meine eigene Rezensionsarbeit

DANKE!

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Karl-Josef Müller schrieb uns am 16.10.2020
Thema: Verena Brunschweiger: Wie penetranter Pronatalismus ein gutes Buch erodieren kann
In ihrem Werk „Sexismus“ zeigt Susan Arndt die Omnipräsenz dieser Diskriminierungsform auf

In Deutschland wird niemand gezwungen, Kinder in die Welt zu setzen. In ganz Europa und überhaupt in demokratischen Ländern ist es wohl ebenso. Wer einem Satz  wie dem folgenden widerspricht, kann nach Meinung der Rezensentin dennoch nur auf der falschen Seite stehen:

„Oder indem man die Zwangsmutterschaft ganz explizit als solche enttarnt und sich ihr verweigert, denn schließlich ist das Gebären der patriarchale Imperativ schlechthin.“
Eine apodiktische Aussage, hinter der sich eine unumstößliche Wahrheit kaum verbergen kann.
Was die Autorin der Rezension dem zu besprechenden Buch vorwirft, ist - horribile dictu – dass dort von einer vierfachen Mutterschaft  die Rede
ist:    


„Aber gerade das ist die allergrößte Schwäche dieses Buchs, das sonst so viel Wichtiges und Richtiges beinhaltet, denn die Autorin schwelgt auf eine Art und Weise in ihrer eigenen vierfachen(!) Mutterschaft, die einem die Lektüre profund und wieder und wieder verleidet: ‚Noch nie hatte ich etwas Schöneres erlebt. Diese Magie der ersten Begegnung durfte ich vier Mal erleben, und es waren die glücklichsten Momente meines Lebens. […] Einerseits ist meine Mutterschaft das Schönste, was mir im Leben passiert ist.‘ Das hat in einem Buch, das sich wissenschaftlich gibt, nichts verloren – das ist reinste pronatalistische Propaganda, die man überhaupt nicht sollte lesen müssen.“
Schweres Geschütz gegenüber einer Frau, die vier Kinder in die Welt gesetzt hat. Für die Autorin der Rezension erweckt dies Gefühle nah am Ekel.
Weiter geht‘s im absolutistischen Ton der Rezensentin, die – wissenschaftlich fundiert und daher unumstößlich – weiß, worum es geht, zum Beispiel um die „provozierender Selbstverständlichkeit“ mit der „sich Eltern nicht nur alle Privilegien nehmen, sondern immer noch mehr fordern“.

„Arndt beklagt: ‚Fehlendes Verständnis für meine Mutterschaft von Frauen* gehört zu meinem täglichen Brot‘ – ja, vielleicht weil es kinderfreien und kinderlosen Frauen reicht, ständig diskriminiert zu werden, nur weil sie nicht den ausgelatschtesten aller Pfade trampeln und sich reproduzieren? Weil sie es satthaben, mit welch provozierender Selbstverständlichkeit sich Eltern nicht nur alle Privilegien nehmen, sondern immer noch mehr fordern?
In einer Zeit, in welcher eine Million Tier- und Pflanzenarten vom Aussterben bedroht ist, weil sich eine exponentiell wachsende Bevölkerung das Recht herausnimmt, nichtmenschliche Tiere so zu verdrängen, dass künftig noch viel mehr und ganz andere Viren von diesen auf uns überspringen werden, kann man die nonchalante Anmaßung von Menschen mit Kindern nicht mehr unterstützen. Vor allem dann nicht, wenn das replacement level bereits um zwei überschritten wurde.“
Entschuldigung, wir haben zwei Kinder in die Welt gesetzt, tut uns leid, sie sind auch ganz unglücklich, Opfer unserer pronatalistischen Haltung, äh, Propaganda, geworden zu sein. Und ja, wir bekennen, wir hätten gerne Enkel, hat sich leider, ach nein: Gott sei Dank, noch nicht ergeben.

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Dany Laferrière schrieb uns am 10.10.2020
Thema: Martina Kopf: Die Idee war gut
Dany Laferrières vielversprechender Roman „Ich bin ein japanischer Schriftsteller“ entpuppt sich als Schaumschlägerei

Liebe Martina Kopf,
es gibt Schriftsteller, die angeblich Kritiken nicht lesen, aber zu denen gehöre ich nicht. Ich glaube sogar, dass die Kritiken untrennbar ein Bestandteil des Buches sind. Wenn man Jahre später an die Zeit zurückdenkt, meint man eine kleine Gemeinschaft von Lesehungrigen habe sich in verschiedenen Sprachen unterhalten, während sie um ein großes Feuer herum saß, das von dem Buch gespeist wurde. Ihr Artikel hat mein Interesse geweckt, weil er das genaue Gegenteil von allem ist, was ich mit dem Buch ausdrücken wollte, und bekanntlich berühren sich die Extreme. Als Sie den Titel (Ich bin ein japanischer Schriftsteller) lasen, waren Sie sofort begeistert, daher die große Enttäuschung. Was für ein tolle
Idee! Ihre Intelligenz war in Fahrt. Mir ging es genauso, als mir die Erleuchtung des Titels kam, wollte ich unbedingt daraus ein Buch machen. Klar, im Vergleich zum Titel ist das Buch zweitrangig. Deshalb steht er in Großbuchstaben vorne auf dem Einband. Dennoch habe ich mir die Mühe gemacht, um den Titel herum ein Buch zu verfassen, und Sie daraufhin, ausgehend von dem Titel, einen Artikel! Tolle Idee! Das gleiche wurde schon beim Titel meines ersten Romans gesagt (Comment faire l´amour avec un nègre sans se fatiguer; dt Die Kunst einen Schwarzen zu lieben ohne zu ermüden), und doch wurde er fast überall zensiert – vor allem der des Films. Eigentlich haben Sie Ihren Artikel zur Verteidigung des Buches geschrieben, das dieser Titel Ihnen eingegeben hatte. Bei Ihnen war es womöglich ein anderes Wort als „japanisch“, darüber könnten wir uns einmal austauschen. Sie wissen sicher, wer liest, wird auch selbst gelesen, und ich lese Sie wie ein offenes Buch. Wie konnte ich eine so gute Idee derart verfehlen? Ich kenne das schon. Nach dem Erdbeben von Port-au-Prince, wo ich das Buch Tout bouge autour de moi (The world is moving around me/Alles ist um mich ist in Bewegung) geschrieben hatte, meinte ein amerikanischer Kritiker, „es sei erstaunlich, ein so gewöhnliches Buch zu lesen, bei einem so außergewöhnlichen Thema.“ Verrückt, wie viele hervorragende Ideen ich in den Sand setze, etwa wenn ich ausgerechnet in Port-au-Prince bin während jenes schrecklichen Erdbebens, das 300 000 Leute das Leben gekostet hat. Oder dass ich mich als Schwarzer für einen japanischen Schriftsteller halte, anstatt über die Sklaverei zu schreiben, oder dass ich Haitianer bin, aber nicht auf Elend und Diktatur eingehe – ich weiß, das haben Sie weder erwähnt noch angedeutet, aber andere schon. Sie möchten lieber, dass ich der Nationalliteratur an den Kragen gehe. Ihnen ist klar, dass ich genau das getan habe, aber dann haben zu viele Abschweifungen, zu viele Phantasien und andere Irritationen (noch dazu machistische) Sie am Ende entnervt. Sie hatten ein bisschen recherchiert und hätten danach mehr von mir erwartet. Ein schwarzer Exilant aus Haiti, in Kanada lebend, dazu Franzose, die Sterne standen so günstig. Aber unglücklicherweise bin ich zu leichtfertig, zu individualistisch, zu sinnlich, um einen Essay zu schreiben, das heißt, jemand zu überzeugen außer bei einer Tasse Kaffee. Ich bin ein so schlechter Jäger, dass ich einen Elefanten sogar in einem Flur verfehlen würde. Sie haben ein Wort verwendet, das mir allerdings gut gefällt: Amateur. Ich füge hinzu, dass mich nicht etwa Borges (mein Lieblingsautor), Bukowsky, Diderot oder Hemingway am meisten beeinflusst haben, sondern die naiven Künstler in Haiti. Wo wir schon dabei sind, meine Lieblingsfarbe ist gelb, ich liebe den April und den violetten Abendhimmel. Jetzt wissen Sie alles. Ich würde mich über ein längeres freundschaftliches Gespräch freuen, in Paris, Berlin, Port-au-Prince, Montréal, Tokio oder wo immer es uns hin verschlägt,
herzliche Grüße
Dany Laferrière
de l’Académie française

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Klaus Müller-Salget schrieb uns am 29.09.2020
Thema: Günter Helmes: Viel Licht, kurze Schatten
Monika Maron bedenkt in „Artur Lanz“ den ‚Postheroismus‘ und dessen individuelle und kollektive Gefahren

Selten habe ich eine so verschwurbelte selbstbezogene Rezension gelesen.

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Dr. Ulrich Dittmann schrieb uns am 18.08.2020
Thema: Rez. zu Gomringer

Herr Fuchs verfehlt den Sinn und die Pointe von Nora Gomringers "Sie saßen . . .", nachdem er bedauerlicherweise nicht die Heine-Vorlage aus dem BdL kennt.
Man muss die nachlesen! Brush up your Heine! MfG! U. D.

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Alfred Schlicht schrieb uns am 26.07.2020
Thema: Torsten Gellner: "Man isst hier sehr gut!"
Über das lange unterschätzte Phänomen der Kulinarik im dramatischen Werk Vicco von Bülows, der am 12. 11. seinen 80. Geburtstag feiert

Stilfragen, so glaubte ich, seien bei Loriot gut aufgehoben. Und dann wurde ich ausgerechnet in der 'Benimmschule' herb enttäuscht. Dort wurde ein Château Lafite serviert. Allerdings aus einer Flasche, die grundsätzlich nie zur Verwendung kommt für einen Bordeaux, der immer in der typischen 'Bordelaise' kommt. Nun ist der Château Lafite kein besonders elitaerer Wein - es gibt ihn auch bereits in deutschen Supermaerkten. Deshalb hätte man wissen können, dass die verwendete Flasche ein Stilbruch ist. Die deutschen Spiesser, Schickimickis und Schnoesel wissen das natuerlich nicht [Ich persönlich kann und will mir aber nicht vorstellen, dass Loriot so etwas nicht wusste]. Ich darf dies mit einem Loriotzitat kommentieren: "So etwas kann vorkommen, aber es darf nicht vorkommen."
Dr. Schlicht

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