Am Scheitelpunkt eines bewegten Lebens
Max Webers Briefe um die Jahrhundertwende sind vorbildlich ediert worden
Von Dirk Kaesler
Anzuzeigen ist ein neu erschienener Band mit Briefen von Max Weber aus den Jahren 1895 bis 1902. Herausgegeben werden die zwei Halbbände von Rita Aldenhoff-Hübinger, Professorin für Neuere und Neueste Geschichte an der Europa-Universität Viadrina Frankfurt (Oder), in Zusammenarbeit mit Uta Hinz, Historikerin an der Max-Weber-Arbeitsstelle der Universität Düsseldorf. Wie bereits mehrfach an dieser Stelle vermerkt, ist es besonders verdienstvoll, wenn das monumentale Unternehmen der Max-Weber-Gesamtausgabe und allen voran die seit Jahrzehnten angekündigten elf Briefbände sich auf bislang nicht allgemein zugänglichen Schriften konzentrieren. Durch den nunmehr vorgelegten Band, der unmittelbar vor den an dieser Stelle zuletzt besprochenen Band der Briefe aus den Jahren von 1903 bis 1905 gehört, fehlen nur noch die beiden Bände der frühen Briefe bis zum Jahr 1894.
Anhand von über vierhundert Briefen wird die wahrscheinlich entscheidendste Phase des Lebens Webers dokumentiert. Sie beginnt mit einem Brief des 31-jährigen Ordinarius für Nationalökonomie und Finanzwissenschaft an der Großherzoglich Badischen Albert-Ludwigs-Universität in Freiburg im Breisgau an seinen Bruder Alfred Weber vom 2. Januar 1895 und endet mit einer Postkarte an Marianne Weber aus Genua vom 31. Dezember 1902. Auf den über 1.000 Seiten dieses Bandes kann der schwere Weg des für die junge Disziplin der Nationalökonomie leidenschaftlich engagierten Hochschullehrers in Freiburg und Heidelberg bis zum von seinen Universitätsdiensten immer noch nicht endgültig entpflichteten Kranken nachvollzogen werden. Die Briefe vermitteln das Bild eines Gelehrten mit einflussreichen und vielfach rezipierten Veröffentlichungen zur Geschichte des Altertums, diversen Arbeiten zur Börsengesetzgebung und zu den Agrarverhältnissen im deutschen Kaiserreich. Als führender Herausgeber einer Badischen Hochschulschriftenreihe, die im Verlag J.C.B. Mohr erschien, legte er den Grundstein für seine lebenslange Zusammenarbeit mit diesem Tübinger Verlag in persönlicher und freundschaftlicher Verbundenheit mit dessen Verleger Paul Siebeck.
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Aus der Sonderausgabe von Dirk Kaesler: Über Max Weber. Beiträge in literaturkritik.de 2006 – 2020 (Verlag LiteraturWissenschaft.de)