Leserbriefe zur Rezension

Hiobs Kinder

Wie sich Alfred Döblin für das Christentum entschied

Von Ursula Homann


Prof. Dr. Hans Otto Horch schrieb uns am 10.06.2007
Thema: Ursula Homann: Hiobs Kinder

Die Nachzeichnung von Döblins Weg zum Christentum ist insofern problematisch, als nicht erwähnt (erkannt?) wird, wie lange das Judentum in seinem Werk - sei es als religiöses Konzept, sei es als Identifikation mit einer verfolgten Minderheit, der in der Bewegung des Neoterritorialismus ein Ausweg eröffnet werden sollte - den Autor beschäftigt hat. Es ist jedenfalls kurzschlüssig, nur die Stellen in Döblins Werk zu erwähnen, die sich auf das Christentum beziehen. Noch wenige Jahre vor seiner Taufe hat sich Döblin darum bemüht, sich das religiöse Schrifttum in der Originalsprache anzueignen. In der Schrift "Flucht und Sammlung des Judenvolks" (1935), einer Art Summe seines jüdischen Engagements,  propagierte Döblin einen gewandelten 'Zionismus', der über die bloße Besiedlung Palästinas hinaus auf eine utopische Dimension jüdischer Erneuerung abzielen sollte, eine Dimension, die als 'neues Menschentum', als 'neue weltliche Religiosität' oder plakativ als 'Neues Juda' bezeichnet wird. Erst als sein bewunderter religiöser Gesprächspartner Nathan Birnbaum 1937 starb, löste sich Döblin religiös endgültig vom Judentum, ohne allerdings seine politische Unterstützung für die Rettung der Juden je zu revozieren. In dem von mir herausgegebenen und einem Nachwort versehenen Band der Gesamtausgabe "Schriften zu jüdischen Fragen" (1995, dtv 1997) lässt sich der komplexe Prozess der Auseinandersetzung Döblins mit Juden und Judentum leicht nachvollziehen.


Dr. Johanna Willmann schrieb uns am 28.06.2007
Thema: Ursula Homann: Hiobs Kinder

Sehr geehrte Damen und Herren,
den Weg Döblins zum Christentum hat bereits sehr behutsam und anregend Christian Heidrich in seiner Studie "Die Konvertiten" (Hanser, 2002) geschildert. Wer sich mit dieser Thematik beschäftigt, ist gut beraten dieses unaufgeregte, stilistisch glänzend verfertigte Werk zu konsultieren.
Beste Grüße
Dr. Johanna Willmann, z.Zt. Glasgow