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MINDNAPPING ist eine Marktlücke, die bedient werden möchteInterview mit Patrick Holtheuer, geführt von Florian Hilleberg am 28. Dez. 2011.Hallo Patrick, vielen Dank, dass du dir Zeit nimmst meine Fragen zu beantworten. Gleich vorneweg. Was fasziniert dich als Hörer, Rezensent und Produzent am Medium Hörspiel? Hallo Florian. Tja, was fasziniert mich am Medium Hörspiel? Ich könnte jetzt Phrasen dreschen, dies ich um das Kino im Kopf drehen, aber darauf haben wir sicherlich beide keine Lust. Ich höre Hörspiele seit meiner Kindheit, für mich ist es auch das, ein Stück Kindheit, aber im Prinzip auch mein Leben. Ich habe lediglich mit 12 eine Pause eingelegt und mit 18 bin ich der Sucht wieder erlegen und die hält bis heute an. Wir können das auch gerne alles einzeln beleuchten. Als einfacher Hörer hat mir an Hörspielen immer gefallen, dass man in fremde Welten entführt wurde, sich fallen lassen und die Geschichten genießen konnte, jedenfalls war das früher für mich so, da hat man sich noch nicht so sehr für die Technik dahinter interessiert. Man hat einfach nur den tollen Stimmen gelauscht und Spaß daran gehabt. Irgendwann war das aber nicht mehr genug, das einfache Konsumieren reichte mir nicht mehr, ich habe dann angefangen Hörspiele genauer unter die Lupe zu nehmen, mich für die diversen Sprecher/innen zu interessieren, die Regisseure und vieles mehr und so ging es dann mit den Rezensionen los, bis ich im Juli 2001 meine eigene Seite http://www.hoerspielhoelle.de ins Leben rief. Da fing es dann an, dass man nicht mehr mit „normalen“ Ohren hört. Als Macher reizt mich einfach das, was einen im Prinzip ja auch schon als Kind an Hörspielen gereizt hat, man möchte die auch mal selber machen. Natürlich läuft das heute bei mir auch unter dem Aspekt, auch davon leben zu wollen. Der kommerzielle Aspekt ist natürlich etwas, was man leider nicht unter den Tisch fallen lassen kann, im Leben dreht sich halt so ziemlich alles um das liebe Geld, wenn man aber davon mal absieht, dann geht es natürlich wirklich nur darum, dass man auch selber produzieren und Hörspiele machen möchte. Was in der Hinsicht aber die Hauptmotivation ist, das lassen wir mal dahin gestellt. Der eine sagt „Na klar, der will allen zeigen, dass er es besser kann!“, der andere sagt „Selbstverwirklichung!“, die Wahrheit liegt vermutlich irgendwo in der Mitte. Im Endeffekt geht es mir darum, packende Geschichten zu erzählen bzw. diese so hochwertig wie möglich umzusetzen und am besten welche, die es so noch nicht gegeben hat. Als Macher fasziniert mich jedenfalls, dass man beim Hörspiel Dinge so umsetzen und präsentieren kann, wie es im Film halt nicht unbedingt möglich ist bzw. man sehr viel mehr Geld braucht, um es zu realisieren. Außerdem beweisen Hörspiele auch, dass man nicht unbedingt immer ein Bild dazu braucht, um das Publikum zu fesseln und zu unterhalten. © http://www.audionarchie.de/">
![]() © http://www.audionarchie.de/ Das hatte einen eher unschönen Grund, im Februar 2010 verlor ich meinen Job, dann suchte ich ein halbes Jahr lang nach einer neuen Anstellung, fragte mich aber die ganze Zeit, ob ich überhaupt nochmal als Angestellter arbeiten möchte. Davon hatte ich eigentlich auch die Nase voll und dann fragte ich mich natürlich, ob es nicht Sinn macht, sich selbständig zu machen. Aber mit was? Hörspiele und Hörbücher sind mein Leben und mir wurde immer wieder von diversen Freunden und Bekannten geraten „Mach dich doch selbständig, Du hast doch so viele, tolle Kontakte, nutze sie doch endlich mal!“ und es standen mehrere Möglichkeiten im Raum. Soll ich mir eine Art Agentur für Hörspiel und Hörbuch aufbauen, soll ich als Berater für existierende Labels auftreten oder soll ich in die Vollen gehen und gleich mein eigenes Label gründen? Die Idee dazu hatte ich schon länger und ich habe immer sehr gerne mit Marcus Görner rumgesponnen, dass man doch mal Thriller mit zahlreichen Wendungen erzählen sollte, Stories mit Kniffen und Überraschungen und die Idee ist es dann letztendlich auch geworden. Die Audionarchie war geboren! Dein Label Audionarchie startete sein Programm als viele andere Labels begannen kürzer zu treten und viele Serien bereits eingestellt worden waren. Inwieweit bist du von der derzeitigen Marktsituation betroffen? Ich bin genau wie alle anderen auch von der aktuellen Marktlage betroffen, aber ich dachte mir, dass es Sinn macht, genau zu diesem Zeitpunkt zu starten, ein Zeichen zu setzen und Hörspiele zu präsentieren, die es in der Form noch nicht auf dem Markt gibt. Ich bin mir sicher, dass sich meine Produktionen bei einem Start passend zum Boom am Anfang der 2000er Jahre, noch besser verkauft hätten und ich eine gute Position am Markt hätte. Das ist aber alles nur graue Theorie, das Hier und Jetzt zählt und das sieht gar nicht so schlecht aus und wenn man die Kritiken zu den bisherigen Folgen betrachtet, dann habe ich fast alles richtig gemacht. Die aktuelle Marktlage betrifft mich also genau wie alle anderen auch, aber ich denke, dass der Zeitpunkt des Starts trotzdem genau richtig war. Warum ausgerechnet Thriller-Hörspiele? Das hat mehrere Gründe, warum ich mich beim Labelstart für Psychothriller entschieden habe. Es gibt schlicht und ergreifend nicht genug davon, jedenfalls nicht in Hörspielform und ich wollte auch was anderes erzählen als die x-te Geschichte mit einem Psychopathen, der nach einem bestimmten Schema mordet oder halt eine besondere Vorgehensweise hat. Der Markt ist voll von dieser Sorte Thriller bzw. es gibt meiner Meinung nach sogar zu viele davon. Jeder Autor fühlt sich dazu berufen, einen Psychothriller zu schreiben, weil sich damit leichtes und schnelles Geld zu machen scheint. Auf der einen Seite möchte ich also Psychothriller der anderen Art erzählen und umsetzen, auf der anderen ist es meiner Meinung nach eine Marktlücke, die bedient werden möchte. © http://www.audionarchie.de/">
![]() © http://www.audionarchie.de/ Die Kontakte sind entweder schon seit Jahren vorhanden, weil ich mit den Autoren befreundet bin, sie durch meine Tätigkeit als Administrator der Hörspiel-Freunde kenne, weil ich ihre Produktionen in der Hörspielhölle besprochen habe oder sie beim Ohrkanus schon den einen oder anderen Preis abgeräumt haben und man sich auf einer der Veranstaltungen kennengelernt hat. Haben die Autoren vollkommen freie Hand oder gibt es von deiner Seite aus irgendwelche Vorgaben? Vollkommen freie Hand nicht, aber sie bekommen von mir schon sehr große Freiheiten, das kriege ich von ihnen auch immer wieder mal als positives Feedback zu hören und die Autoren können sich größtenteils schon ziemlich bei mir austoben. Ein paar Vorgaben gibt es, aber die behalte ich für mich bzw. teile sie nur den Autoren mit. Mittlerweile sind die ersten fünf Folgen der Serie MINDNAPPING erschienen. Wie sieht die erste Bilanz aus? Die erste Bilanz aus künstlerischer Sicht ist sehr gut, 4 der 5 Folgen haben es unter die ersten 5 Plätze im jeweiligen Monat beim Hör:Tipp der Hörspiel-Freunde geschafft, was für mich bedeutet, dass die Kritiker die Reihe sehr positiv aufgenommen haben und die Richtung stimmt, ausruhen werde ich mich deshalb aber noch lange nicht und ich kann versprechen, dass dies erst der Anfang ist. Ich bin mit MINDNAPPING auf dem richtigen Weg, jedenfalls in kreativer und handwerklicher Hinsicht, zu Verkaufszahlen oder derartigen Belangen werde ich mich aber nicht äußern, da bitte ich auch um Verständnis. © http://www.audionarchie.de/e">
![]() © http://www.audionarchie.de/e Geplant sind einige Projekte, aber solange da nichts spruchreif ist, werde ich auch noch nichts verraten. Es kann nämlich immer mal sein, dass ein Projekt dann doch noch scheitert, weil die eine oder andere Sache nicht passt oder jemand, den man fest eingeplant hat, aus diversen Gründen wegfällt. Deshalb bin ich da vorsichtig. Geplant ist aber einiges, sowohl direkt über mein eigenes Label Audionarchie, aber auch in Sachen Auftragsarbeiten. Da habe ich gerade meine erste fertiggestellt und ich hoffe, dass weitere Folgen werden. Es sieht aktuell aber ganz gut aus, jedenfalls für beide Sachen, eigene Projekte und Auftragsarbeiten. Dazu kann ich aber erst zu einem späteren Zeitpunkt mehr sagen. Momentan ist erst mal MINDNAPPING an der Reihe, da habe ich bis einschließlich Folge 9 aufgenommen, die Folge 10 ist teilweise bereits aufgenommen, da kommt also noch einiges. Beschreibe doch einmal bitte kurz Dein genaues Tätigkeitsprofil. Wie sieht ein Arbeitstag im Leben von Patrick Holtheuer aus? Nachdem am Vorabend immer wild gefeiert wurde, man muss ja die Labelreichtümer irgendwie unters Volk bringen, wache ich dann so gegen 14 Uhr auf. Nein, das ist natürlich alles Quatsch. Das ist ganz unterschiedlich, einen festen Tagesablauf habe ich eigentlich nicht, das kann man eigentlich gar nicht mehr so genau beschreiben. Wenn eine Auftragsarbeit ansteht, dann arbeite ich mehr oder weniger von morgens bis abends bzw. spät in die Nacht daran. Produziere ich für mein Label was, dann meistens in Hamburg und da dauert ein Aufnahmetag auch gerne mal um die 12 Stunden, von 9 bis 21 Uhr, das ist keine Seltenheit. Wenn ich zu Hause bin, dann hänge ich entweder den ganzen Tag am Telefon oder kümmere mich um ein Forum, meine Rezensionsseite, mein Label, was halt so ansteht. Langweilig wird es jedenfalls nie, das ist jedenfalls die einzige Konstante. Was ist dem Menschen Patrick Holtheuer wichtig und was mag er gar nicht? Mir ist Gerechtigkeit sehr wichtig, ich bin ein kleiner Gerechtigkeitsfanatiker und was ich nicht mag ist Dummheit. Dumme Menschen treiben mich auf die Palme. Ab und zu ist mir Freizeit auch mal wichtig, aber wenn man sein ursprüngliches Hobby zum Beruf macht, dann geht das auch gerne mal Hand in Hand, dann wird die Arbeit zum Spaß. Das ist mir auch sehr wichtig, dass man Spaß an der Arbeit hat und an dem was man macht, denn ohne funktioniert das alles überhaupt nicht. Es gibt sicherlich noch viele weitere Dinge, die mir wichtig sind und die ich nicht mag, aber das würde hier wohl den Rahmen sprengen. Ansonsten bleibt mir nur noch zu sagen: Unterstützt die Audionarchie, kauft MINDNAPPING und bleibt gesund! Danke für das Interview. Weitere Interviews mit Patrick Holtheuer
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