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Anonymus


Nachdem Roland Emmerich in „2012“ die Welt untergehen ließ, kehrt er nach „Der Patriot“ mit „Anonymus“ ein zweites Mal zum verklärten Historienfilm zurück, der aus Geschichte Geschichtchen macht. Der Film mit einem sehr niedrigen und ausgesprochen effektiv eingesetzten Budget von 30 Millionen Dollar wurde teilweise in den Filmstudios Babelsberg gedreht. Das Drehbuch aus der Feder John Orloff stammt schon aus den späten neunziger Jahren. Im Gegensatz zur Shakespeare in Würde parodierenden „Shakespeare in Love“ Komödie handelt es sich um einen klassischen „Verschwörungsthriller“, der neben der Frage, ob der Engländer die Dramen auch wirklich geschrieben hat, sich mit den Nachfolgekonflikten um den bald verwaisten Thron der ältlichen wie kränklichen Elizabeth der Ersten auseinandersetzt. „Anonymus“ ist aber viel mehr. Das Drehbuch geht der Frage nach, welche Macht manipulierend eingesetzt Literatur im Allgemeinen und das Theater im Besonderen haben kann. Von einem ersten agitatorischen Propagandaakt zu sprechen, wäre vielleicht zu viel des Guten, aber dieser insbesondere während des Showdowns wichtigste Punkt wird vom clever, vielleicht sogar zu clever aufgebauten Drehbuch ein wenig vernachlässigt, während die Inzesttragödie den Stoff in die Nähe von Alexandre Dumas Abenteuergeschichten rückt.
Roland Emmerich versucht sich in diesem anfänglich zu verschachtelten Kammerspiel in zweifacher Hinsicht von seinem Publikum zu entfernen. Der doppelte Rahmen ist gewöhnungsbedürftig, fordert das Publikum vielleicht zu sehr heraus. Die Geschichte beginnt in der Gegenwart. Ein Theater in einer großen, offensichtlich amerikanischen Stadt. Ein Ein- Personenstück namens „Anonymus“, das den Vorhang in die Vergangenheit eröffnet.
Eine rasante Verfolgungsjagd endet im Globe, Shakespeares Theater. Zu Beginn des Films der einzige Erkennungspunkt des Publikums. Offensichtlich ist, dass ein Mann mit für ihn wertvollen Schriftstücken unter dem Arm von der örtlichen Polizei gesucht wird. Rücksichtslos stecken die Soldaten das Theater in Brand. In letzter Sekunde versteckt der Mann die Manuskripte in einer Truhe unter dem Fußboden und muss sich schließlich, um nicht bei lebendigem Leibe verbrannt zu werden, ergeben. Er wird in ein Verließ geworfen und unter der Androhung von Folter verhört. Wieder springt die Handlung nicht zum letzten Mal weiter in die Vergangenheit.
Im Gegensatz zu Emmerich bislang ausschließlich chronologisch erzählten Geschichten springt der Regisseur wahrscheinlich der Intention des Drehbuchs folgend zwischen einer Vielzahl für den Zuschauer noch nicht klar erkennbarer Protagonisten und einer anspruchsvoll verschachtelten, die Vergangenheit mit der Gegenwart verbindenden Geschichte hin und her. Es ziehen sich zwei rote Fäden durch die Handlung, von denen keiner letzt endlich historisch zu beweisen ist.
Beginnt man eine kritische Betrachtung des Streifen mit der so genannten „Prinz Tudor“ Theorie, dann suggeriert das Drehbuch, dass die junge Elizabeth neben vielen anderen Affären von Edward de Vere - dargestellt von einem wirklich herausragenden Rhys Ifans - ein Kind erwartet hat. De Vere war zu diesem Zeitpunkt schon mit der Tochter des fast allmächtigen Ratgebers der Königin verheiratet. Das Kind wurde weg gebracht und de Vere sollte niemals seine Identität erfahren. Später sollte er als Henry Wriothesley, der 3. Earl von Southampton in die Essex Rebellion eingreifen. De Vere selbst ist ebenfalls ein unehelicher Sohn Elizabeth, der Ersten, so dass Orloffs Drehbuch einen doppelten Inzest implizierte. Unabhängig von den politischen Verwicklungen. Bis diese intimen Zusammenhänge sich vor den Augen der Zuschauer öffnen, vergeht ausgesprochen viel Handlungszeit und im Grunde nutzt sie Orloff als pointierte Spitze während der blutigen Niederschlagung des Aufstandes einer Handvoll England getreuer gegen die Möglichkeit, das ein Schotte den englischen Thorn besteigen könnte.

Die zweite Frage ist, wer wirklich die William Shakespeare zugeschriebenen Dramen verfasst hat. In der Oxford Theorie sind aufgrund mangelnder Handschriften Shakespeares und der allgemeinen Volksmeinung, dass er im Grunde ein Analphabet gewesen ist, die Forscher überzeugt, dass Edward de Vere diese Dramen geschrieben hat. Orloffs Drehbuch und Emmerichs Film gehen noch einen Schritt weiter. Nicht Skakespeare sollte diese Stücke als die Eigenen aufführen, sondern ein heute eher unbekannter Dichter, den de Vere sich ausgesucht hat. Shakespeare trat nur als Schauspieler in den anfänglich anonym gespielten Stücken auf. Erst als die Popularität der Aufführungen förmlich auf der Bühne nach einem Autor schrieen, hat sich der dummdreiste wie arrogante Shakespeare die Gunst des Augenblicks zu Eigen gemacht und sich als Autor der Stücke den Massen gezeigt. Als er durch einen Zufall die wahre Identität des Autoren erfahren hat, begann Shakespeare ihn zu erpressen, um ironischerweise das heute noch weltbekannte Globe Theater errichten zu können. Anstatt diese Frage offenen auf einem zufrieden stellenden Niveau zu diskutieren, geht die Diskreditierung Shakespeare wahrscheinlich zu weit. Ein Prallhans, ein Angeber, ein Alkoholiker, ein Erpresser und schließlich sogar ein Mörder soll er gewesen sein. Orloff versucht die Zuschauer zu überzeugen, dass trotzdem nachdem sich Shakespeare ins Exil in die Provinz zurückgezogen hat, sein literarisches Ruhm ungebrochen fortgeschrieben werden konnte, da der Earl ausreichend „neue“ Stücke zurückgelassen hat, welche der Nachlaßverwalter im Grunde im zweiten Anlauf dem einfachen Volk vorstellen konnte. Die Grundidee mag faszinierend gewesen sein, die Ausführung ist es nicht. Zu leicht hätte Shakespeare nach seinem ersten Auftritt auch auf Befehl des Earls, der seinen sehr langfristig angelegten Plan durchkreuzt und nicht mehr zu kontrollierende Nebenfronten eingeführt gesehen hat. Schnell hätte man den bekannten Trinker Shakespeare als Lügner denunzieren und den „wahren“ Autor - ein unauffälliger, aber grundehrlicher Dichter mit wenig Esprit, aber sehr viel Fleiß - preis geben können. Diese konstruierte Prämisse muss der Leser akzeptieren, damit der Rest dieses modernen Mantel- und Degenfilms, der sehr viel unterhaltsamer als Andersons letzte „Musketiere“ Verfilmung ist, funktionieren kann. Hinzu kommen die historischen Ungenauigkeiten, die weder Orloff noch Emmerich angesichts ihrer Plotkonstruktion beheben konnten. Den „Mitsommernachtstraum“ hätte ein jugendlicher Knabe von neun Jahren verfasst und aufgrund des emotionalen Eindrucks, den das Stück auf die jugendliche Königin hinterlassen hat, auch gleich ein Kind gezeugt. Andere Stücke hätte ein Toter schreiben müssen, da die offensichtlichen politischen Anspielungen sich auf Ereignisse beziehen, die eindeutig nach dem Tod des anonymen Verfassers stattgefunden haben. Orloff und Emmerich lösen das Problem, in dem sie zeigen, das die meisten angeblichen Shakepearedramen wie in einem Warenhaus in überfüllten Regalen liegen und vom wahren Verfasser je nach Bedarf gezogen werden. Künstlerische Freiheit in der Tradition Hollywoods.
Geschickt und letzt endlich den Zuschauer auf der emotionalen Ebene überzeugend manipulierend schafft es das Drehbuch, das Publikum trotz oder gerade wegen einiger anderer historischer eher verbürgter Kniffe in seinen Bann zu schlagen. Neben der schon angesprochenen persönlichen „Hinrichtung“ Shakespeares wirkt die politische Intrige ein wenig zu stark konstruiert. Es prallen zwei unterschiedliche Glaubensrichtungen aufeinander. Der Freigeist de Vere, der seine Phantasien in seine Theaterstücke packt, aber auch als Mensch aufgrund seiner Lebenserfahrung niemals wirklich unsympathisch erscheint und auf der anderen Seite die Familie Cecil und die Tradition, dass sie insbesondere schwachen Königinnen und Königen als „neutraler“ Berater zur Verfügung gestanden und die eigene Macht gestärkt haben. Die Kontraste werden absichtlich mit einem sehr groben Pinsel gemalt, um Sympathien und Antipathien - teilweise auch durch körperliche Gebrechen visuell ausgedrückt - zu erwecken. Beiden Parteien geht es um Machterhalten. Während de Vere neben seiner aufrichtigen Liebe zu einer jungen Elizabeth, der Ersten, Englands Thron erhalten möchte, geht es den Ratgebern um den Machterhalt an der Seite eines potentiell schwachen Königs. Dabei spielen für sie Namen im Grunde keine Rolle. Von der Struktur her erinnert vieles an die von Alexander Drumas so exzellent geschriebenen Geschichten um die bekannten Musketiere. Die einzelnen Figuren sind relativ gut austauschbar, wobei sich sowohl der junge als auch der altersgereifte und vom Schicksal hart geschlagene de Vere sich irgendwo zwischen den drei einen Bengel vom Lande erziehenden Musketieren hin und her bewegt. Die Intrige ist vergleichbar, die Auflösung genauso tragisch. Der obligatorische Verrat erfolgt weniger aus Habgier denn aus Neid und ob die Konsequenzen für England letzt endlich genauso tragisch gewesen wären wie das Drehbuch suggeriert, muss sich jeder Zuschauer selbst beantworten. Es ist wie schon angesprochen kein schlechtes Drehbuch, es ist aber eine schwierige Thematik, die bei kritischer Betrachtung weder den Forschungen der verschiedenen „Glaubensrichtungen“ standhält noch über die emotionale Ebene hinaus zufrieden stellend behandelt worden ist.

In technischer Hinsicht gehört Emmerichs Streifen aber ohne Frage zu seinen besten Arbeiten. Die Kamerafahrten in die Geschichte hinein negieren die Idee, dass der 30 Millionen Dollar teure Streifen ein Low Budget Film gewesen sein könnte. Emmerich gelingen insbesondere ohne Schauspieler eine Reihe von Bildfolgen fast grenzenloser Schönheit mit einem unter einer dicken Eisschicht liegenden und zumindest vordergründig ruhenden London. Emmerich bemüht sich, seine Bilder mit Leben zu erfüllen, auch wenn er hinsichtlich der Theateraufführungen in den für die damalige Zeit so typischen Rundbauten eher Hollywood einen Gefallen tut und der subjektiven Kameraführung ein wenig zu stark unterliegt. Die Kostümbildnerin Lisy Christl erhielt zurecht eine Oscarnominierung. Optisch ist „Anonymus“ vor allem im Kino ein visuelles Sehvergnügen, eine konsequente Ablichtung der nicht selten unter anderem auch in „Shakespeare in Love“ verklärten Vergangenheit.

Die Schauspielerleistungen sind durchgehend trotz mancher Einschränkung hinsichtlich der Charakterisierung der Grundfiguren mindestens zufrieden stellend und überraschen insbesondere für einen Roland Emmerich Film mit seinem Schwerpunkt auf Spektakel und Tricktechnik doch hinsichtlich ihrer Qualität.
Vanessa Redgrave als ältliche Königjn Elizabeth, die Erste überzeugt mit ihrer pointierten Exzentrik. Inzwischen weltfremd und leicht zu manipulieren ist sie in ihrer eigenen Vergangenheit gefangen. Joely Richardson als jugendliche Königin Elizabeth, die Erste in den zahlreichen Rückblenden rundet diese historisch dominierende Figur mit ihrer impulsiven, aber auch erotischen Darstellung sehr gut ab.
David Thewllis als William Cecil ist ein klassischer Opportunist. Der Film zeigt im Grunde sein Leben im Schatten des Earl von Oxford, den er zu seinem Schwiegersohn macht und trotzdem nicht bändigen kann. Mit einem aus seiner Sicht nicht nur wegen seines körperlichen Gebrechens minderwertigen Sohn gesegnet versucht er mit List und Tücke die Macht für seine Familie zu erhalten. Es ist eine ironische Spitze, dass sein Sohn Robert Cecil – gespielt von Edward Hogg – gegen „Shakespeares“ Phantasie nur verlieren kann. Thewllis spielt den älteren Cecil sehr zurückhaltend. Mit seiner auf den ersten Blick fast devoten Art und säuselnden Stimme ist er eine Schlange am Busen Englands. Über persönliche Motive hinaus scheint er aber keine echten Ambitionen zu haben. Eine Ränkeschmied, der aufgrund seiner fast ein Leben lang andauernden Geduld zu einem sehr gefährlichen Gegner werden kann. Xavier Samuel spielt den Earl of Southampton, der zu einem unfreiwilligen Spielball politischer Intrigen wird. Ein Hitzkopf, aber auch ein kalt berechnender Feldherr. Seine Figur bleibt allerdings unterentwickelt und erinnert am meisten an die schon angesprochenen Musketiere. Jamie Campbell Bower spielt den de Vere bzw. Earl of Oxford, der mit seiner von ihm geschriebenen Aufführung des „Mitsommernachtstraums“ das Herz der jungen Königin Elizabeth erobert und der sie schwängert. Wie schon angesprochen spielt Rhys Ifans den erwachsenen Earl, der Zeit seines Lebens als Politiker unter der Verbannung vom Königshof zu leiden hat, als Dichter anonym bleiben muss. Diese innere Zerrissenheit, die er erst überwinden kann, als das Leben seines Sohns in Gefahr ist, wird von Ifans ausgesprochen brillant dargestellt. Ein Lebemann, für den Englands Glanz und Glorie alles darstellt. Der mit den Cecils verwandt ist, sie aber abgrundtief hasst. Dessen Leben nur aus Konflikten besteht und der zwischen allen Fronten zermahlen werden könnte. Auf der anderen Seite ist er ein klassischer Stehaufmännchen, das nur ein einziges Mal aufgrund eines Verrats die Beherrschung verliert. Er ist überdurchschnittlich intelligent und so wird zumindest impliziert ein glänzender Propagandist, dessen Stück „Richard, der Dritte“ die Massen gegen die Diktatur der Cecils mobilisieren soll.

Shakespeare – dargestellt von Rafe Spall – ist wie schon angesprochen ein wandelndes Klischee, das der historischen Figur nicht unbedingt gerecht wird. Das Drehbuch muss diesen wichtigsten Autor der britischen Geschichte im Grunde auf ein Nichts reduzieren, damit die anderen Versatzstücke der Handlung zusammenfallen. Spall macht das Beste aus seiner eindimensionalen Rolle und verleiht Shakespeare zumindest einen einzigen Augenblick wahren Ruhms, als er sich fälschlich als Verfasser der Dramen zu erkennen gibt. Ben Johnson – eine wundervolle Darstellung von Sebastian Arnesto, welcher dieser tragischen Figur eine unglaubliche Präsenz, Emotionalität und vor allem Nibelungentreue verleiht – ist dagegen der große Verlierer dieser Geschichte. Selbst ein begnadeter und modern denkender Bühnenautor wird er vom Earl von Oxford zu seinem literarisch verlängerten Arm ernannt, der die Stücke unter das einfache Volk bringen soll. Er scheitert, da Shakespeare frecher und schneller ist. Später wird er zu seinem treuen Nachlassverwalter der Stücke des Earls, die alle unter dem Namen Shakespeare erscheinen müssen. Als Mittler bestimmt er den zweiten, unmittelbar nach dem Rücksturz in 17. Jahrhundert einsetzenden Rahmen und erweist sich hier als mutig, geistig gewandt und einfallsreich. Ihm ist es zu verdanken, dass zumindest die meistens Stücke des Earl von Oxford weiter auf den Bühnen der Welt aufgeführt werden. Johnson überzeugt in dieser nicht einfachen, im Grunde im Schatten aller stehenden Rolle. Er ist Held und Verräter zugleich. Sein Handeln leitet nicht nur die politische Katastrophe ein, sein Stehvermögen ist ein Pyrrhussieg für die Cecils.

Im Verlaufe der abenteuerlichen Handlung geht vielleicht das entscheidenste Element des Plots verloren. Die Bühnen wurden im 17. Jahrhundert genauso kontrolliert und zensiert wie heute das Kino oder das Fernsehen in diktatorischen Mächten. Der Earl von Oxford unterläuft die gängigen Gesetze mit einer neuartigen, bislang unbekannten Art von Dramaturgie, in dem er aus der Gegenwart in die britische Vergangenheit flieht und seine mahnenden, subversiven, aber auch manipulierenden Botschaften längst verstorbenen historischen oder fiktiven Figuren in den Mund legt. Die Frage und die Effektivität dieser so unterschiedlichen Shakespeare Stücke wird leider als eine der Schwächen des vorliegenden Films nicht weiter diskutiert. Ansonsten ist „Anonymus“ sicherlich eine Provokation der Shakespeare Fans, die zahlreiche Fragen ambitioniert bis zum Rande der Unübersichtlichkeit erzählt aufwirft, sie aber konsequenterweise weder beantworten noch belegen will. These und Antithese stehen im Mittelpunkt dieser tragischen Liebgeschichte, die Shakespeares Themen nicht ganz adäquat, aber zumindest zufrieden stellend in einen modern strukturierten und solide erzählten historischen Politthriller überträgt. Sensible Aspekte wie die mehrfache Inzestthematik werden erstaunlich sachlich abgehandelt, wobei es keine klassischen Täter und Opfer gibt, sondern alleine der alte Cecil einen Überblick über den Aufenthaltsort und die Namen von Elizabeths zahllosen unehelich geborenen Kinder zu haben scheint. Emmerich wollte in erster Linie Fragen aufwerfen und trotzdem auf einem ansprechenden Niveau unterhalten. Das ist ihm gut gelungen, wobei vor allem die zahllosen Tricksequenzen und die Authentizität, mit der das historische wie schmutzige London vor den Augen der Zuschauer aufersteht, verblüffen. Mit Anna Foester hinter der Kamera hat Emmerichs schon von Anbeginn seiner Karriere visueller Stil eine gute Partnerin gefunden, die ein Auge für ungewöhnliche, aber nicht auf sich selbst zurückwerfende Perspektiven hat. Es ist natürlich kein historisch akkurater Film, aber ein interessantes Drama, vielleicht sogar Emmerichs bester Film seit vielen Jahren. Der Regisseur war von Orloffs Drehbuch so sehr überzeugt, das er den Film aus eigenen Mittel produziert hat.
Sony Pictures hat den Film im anamorphen 2,35: 1 Format auf DVD veröffentlicht. Die Farben sind ausgesprochen realistisch und selbst vor dem unbestechlichen digitalen Auge integrieren sich die zahlreichen Computertricks nahtlos in die Setaufnahmen. Emmerich hat sich entschieden, den Streifen in erster Linie in leichten Erdfarben zu inszenieren und auf Knalliges zu verzichten. Das Bild ist gestochen scharf, die Konturen selbst in den dunklen Nachtszenen überzeugend. Als Tonspuren werden in Dolby Digital 5.1 deutsch und englisch angeboten. Emmerich hat die meisten Rollen mit britischen Shakespeareschauspielern besetzt, so dass selbst die von starken Akzenten unterlegte Originalfassung gut zu verstehen ist. Die deutsche Synchronisation hebt sich positiv von den zahlreichen distanzierten Studioübersetzungen ab. Es empfiehlt sich trotzdem wegen der realistischeren Atmosphäre auf die Originalspur auszuweichen. Die Extras bestehen aus entfallenen Szenen, welche aber die eigentliche Handlung nicht weiter extrapolieren sowie der in einem Feature nur spärlich zu beantwortenden Frage, wer denn Shakespeare wirklich gewesen ist. Hörenswert ist der sehr ausführliche und teilweiseminutiös in die Details gehende Audiokommentar, in dem Regisseur Emmerich und Drehbuchautor Orloff alle Facetten dieser ungewöhnliche Produktion abhandeln und ihre Theorie weiterspinnen. Hinzu kommen eine Reihe von sehr guten Informationen zum Geschehen auf der Leinwand.

CINE TRASH & TREASURY
Beitrag Anonymus von Thomas Harbach
vom 10. Dez. 2012


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