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DeadpoolOhne Frage war es im Rahmen der Comicwelle nicht verwunderlich, dass ein absoluter Nebencharakter im Gegensatz zum paranoiden Punisher wie Deadpool seinen eigenen Film erhalten sollte. Lange Zeit galt der 1991 im Comicheft New Mutants debütierende Dead Pool wie Wolverine als ein Mann ohne Vergangenheit, da er an Amnesie litt. Einige Jahre trat Deadpool als Nebenfigur in den X Factor, einer Nebenserie der X-Men auf. Erst 1997 konnte sein geistiger Vater Joe Kelly Deadpool eine eigene Serie auf den rotschwarz kostümierten Leib schneidern. Die Verfilmung hat einige Aspekte dieser ersten von inzwischen mehreren Deadpool Comic Serien übernommen. So kommentierte der Protagonist wie bislang nur Spiderman die Superheldengeschehnisse auf eine ironische Art und Weise. Neben Parodien auf laufende Comicserien, Kinofilme oder TV Abenteuer durchbrach Joe Kelly wie in der opulenten Verfilmung die vierte Wand. Deadpool sprach direkt zu seinen Lesern. Eine Idee, die John Byrne vor allem in den ersten She Hulk Abenteuern aus seiner Feder einige Jahre vorher aufgenommen hat. Nicht exakt übernommen worden sind für die Comicverfilmung Deadpools Helfer. Das feige Genie Weasel wäre noch passend gewesen, aber die zynische und blinde Greisin Blind AI passte nicht zu der eher seichten Liebesgeschichte. Blind Ai war Deadpools Butlerin/ Aufpasserin und vielleicht auch Geisel. Sie führte Deadpools Haushalt, hatte aber auch keine Angst vor ihm. So sperrte er sie öfter in einen Raum mit spitzen Gegenständen und spielte mit ihrer Geiselhaft, während sie ihm kindisch Abführmittel in das von ihr gekochte Essen schüttet. Weasel ist in der Verfilmung ein Barkeeper und für dessen Namen verantwortlich Blind Ai ist eine ältere Farbige, keine weiße Frau. Auch quält Dead Pool sie nicht wirklich, die beiden haben in ihrer Wohngemeinschaft eher mit alltäglichen Sorgen wie Sauberkeit oder Einkaufen zu tun. Seine Freundin Vanessa ist zwar in der Verfilmung eine Animierdame, aber nicht wie in den Comics eine Mutantin. In X-Men: Originines trat Deadpool das erste Mal von Ryan Reynolds gespielt auf. Die eigene Verfilmung greift auf die Legende aus einigen, aber nicht allen der Comics zurück. Allerdings erzählt der Streifen sie absichtlich nicht chronologisch, sondern fängt mit einer zu einem Stillleben gewordenen Actionszene an, die in ihrer Dreidimensionalität unglaublich überzeugend erscheint. Der früh verwaiste Wade Wilson meldet sich zur Armee, wobei er anscheinend als Kanadier die Grenze in die USA überschritten hat. Er diente als Söldner. In den Comics wird bei ihm ein lebensbedrohlicher Krebs diagnostiziert, als er noch als Söldner in allen Herren Ländern aktiv gewesen ist. In der Verfilmung hat er erstens gerade seine wahre Liebe gefunden und zweitens arbeitet er eher als eine Art Straßensuperheld, in dem er teilweise übertrieben ein junges Mädchen von ihrem Stalker befreit. In den Comics meldet er sich bei der paramilitärischen Organisation WEAPON X, die auch früher Wolverine rekrutiert hat. Während die Comics den Handlungsbogen über einen längeren Zeitraum in Ruhe aufgebaut haben, versucht das Drehbuch Rhett Reeses und Paul Wernicks zu viele Ideen in einen zu kleinen cineastischen Zeitraum zu packen. Profan gesagt ist es eine fast typische Geschichte. Schurke verwandelt Mann in Superhelden; Superheld rächt sich an dem nicht aufrichtigen Schöpfer, die Freundin wird entführt und schließlich während der finalen Auseinandersetzung befreit. Am Ende gibt es ein Happy End. So unansehnlich ist der Film natürlich nicht, aber wenn ich beginnend mit dem Vorspann, in dem keine Namen genannt, sondern die Produzenten / Filmemacher/ Drehbuchautoren als unwichtig oder überbezahlt verhöhnt werden, dann muss auch überdurchschnittlich geliefert werden. Es ist schade, dass insbesondere die schwierigen Hintergründe dieser Figur simplifiziert worden sind. Im Gegensatz zu den ambivalenten Charakteren wie The Punisher wird der paranoide, offensichtlich auch ein wenig sadistisch veranlagte Dead Pool deutlich eindimensionaler dargestellt. Da hilft es auch nicht, dass er sich seines Status als Superheld bewusst ist und dadurch anders erscheint als Superman oder Batman. Aber sehr nahe an den bekannten Spiderman herangerückt, der mit seiner Rolle als Superheld wider Willen kokettierte. Während Spiderman aber zumindest diese Heldenrolle annimmt und gegen andere Superschurken kämpft, interessieren Dead Pool diese Konflikte nicht. Die Grundlage seines Rachefeldzugs ist persönlicher Natur. Spätestens mit der Entführung seiner Freundin. Bis dahin ist es für den Zuschauer schwierig, Dead Pools Intention überzeugend zu folgen. Grundsätzlich ist er an einem unheilbaren Krebs erkrankt und hätte nur noch eine kurze Lebensdauer, wenn er nicht zum geheimen Versuchslabor unter Leitung Francis Freeman/ Ajaxs gegangen wäre. Ajax hat inzwischen übermenschliche Kräfte, empfindet aber im Gegenzug auch keine Schmerzen mehr. Die Heilung besteht auch der Injektion einer ambivalenten Substanz und anschließend eine brutale Folter, da in Verbindung mit der Adrenalinausschüttung des Mutantenkräfte erwachen sollen und ihm in diesem Fall sagenhafte Selbstheilungskräfte geben, mit denen er nicht nur den Krebs besiegen kann, sondern auf eine ebenfalls eher ambivalente Art und Weise unverletzlich wird. Dabei reichen diese Kräfte sogar soweit, dass ganze Gliedmaßen wie eine Hand innerhalb sehr kurzer Zeit nachwachsen können. Wilsons Körper wird entsprechend entstellt. Zusätzlich erfährt er, dass diese brachiale Therapie nichts mit Nächstenliebe zu tun hat, sondern die wenigen Überlebenden nach einer eingebauten Gehirnwäsche an den Meistbietenden als moderne Sklaven verkauft werden. Interessant ist, dass Wilson gegen diese Vorgehensweise ist, obwohl er sich als wahrscheinlich Söldner mit einem Gewissen vorher immer selbst an den Meistbietenden verkauft hat. Während der ersten, natürlich nicht finalen Auseinandersetzung im Labor bezwingt Alex ihn und lässt ihn im Flammeninferno zurück. Grundsätzlich eine schlechte Idee, wie Antihelden in der Tradition eines Darkman, eines Spawn hier gibt es eine herrliche verbale Anspielung oder selbst Brandon Lees Thr Crow beweisen. Warum Alex angesichts der Forschungen einen Erfolg quasi liegen lässt, anstatt sein Experiment zu vollenden und Wilsons Willen körperlich geschwächt zu brechen, kann das Drehbuch leider nicht beantworten. Wilson beschließt sich Dead Pool nach dem perfiden Wettspiel in Weasels Kneipe zu nennen, seine Verlobte aufgrund seines entstellten Gesichts nur noch schmachtend aus der Ferne zu beobachten und sich an Francis zu rächen. Während eines wichtigen Abschnitts dieser Vendetta setzt die Gegenwartshandlung wieder ein und eine Actionszene reiht sich an die nächste Situation. Dead Pool kann sich unabhängig vom durchaus vorhandenen Unterhaltungswert und den herausragenden Tricks nicht wirklich entscheiden, ob zuerst eine eigenständige Geschichte oder eine Parodie im Mittelpunkt der Planung gestanden hat. Dabei reichen die Anspielungen über Green Lantern Ryan Reynolds hat auch diesen echten Superhelden verkörpert über die angesprochenen Spawn, mehrere Hinweise auf Wolverine bzw. Hugh Jackman zu den beiden Schauspielern, welche Professor X in den anderen Filmen verkörpert haben. Hinweise gibt es zusätzlich auf Rob Liefeld oder ein Cameo von Stan Lee. In seinem Verhalten ist sich Dead Pool klar, dass es in dieser Welt Superhelden gibt, wobei nur zwei X- Men in dieser Welt gibt und die anderen Superhelden eher in den Bereich des Hörensagens gehören, wobei sich neben der fortlaufenden Handlung Dead Pool aber in der fiktiven Welt der Comics sehr gut auskennt und sowohl gegen Green Lantern als DC Charaktere, als auch Spawn aus dem Haus McFarlane ordentlich austeilt. Zumindest literarisch sind die beiden Marvel Konkurrenten existent. Hugh Jackman steht auch mittelbar für eine der emotional ansprechendsten Szenen des ganzen Films, die wie eine Mischung aus Phantom of the Opera und ohne Herunterhängen Spiderman erinnert. Im Gegensatz zu psychopathischen Darkman, aber ohne Cape auch Spawn findet Deadpool verdientermaßen zu seiner wahren Liebe zurück. Das könnte kitschig wirken, aber rührt auch irgendwie. In diesem Punkt haben die Drehbuchautoren und der Regisseur eine interessante Balance zwischen Pathetik und Selbstironie erschaffen. Auch wenn die grundlegende Handlung vielleicht ein wenig zu einfach gestrickt worden ist und eher als Sprungbrett zur inzwischen angekündigten Fortsetzung dient, überzeugt Deadpool durch die Originalität der zugrundeliegenden Actionszenen. Der Kampf inklusiv des Flammeninfernos in der ersten Hälfte des Buches ist sehr spannend und gut inszeniert. Der finale Showdown an Bord eines still gelegten Flugzeugträgers im Hafen inklusiv des Kenterns des gigantischen überzeugend tricktechnisch entwickelten Schiffes wirkt selbst auf DVD sehr überzeugend. Unabhängig von den Klischees und den obligatorischen Auseinandersetzungen mit den alltäglichen Sorgen des Superheldenlebens, immer deutlich ironisch auf die Spitze getrieben, hat Debütant Tim Miller im Regiestuhl auch viel von Edgar Wright bei Scott Pilgrim gegen den Rest der Welt gelernt. Die Verfolgungsjagd und Auseinandersetzung auf der Brücke - sie bildet den Auftakt des Films, wird durch den Rückblick unterbrochen und dann nahtlos bis zum Finale fortgeführt - ist vielschichtig aufgebaut. Da Deadpool kontinuierlich mit dem Zuschauer spricht und dieser dessen Problem mit nur noch zwölf Kugeln in Waffen kennt, wird über das Klischee des Krimis/ Westerns Spannung initiiert. Dazu kommt, dass der Zuschauer zwar Deadpool vor allem aufgrund seines Kostüms als Superhelden identifizieren kann, der Gegner aber noch im Hintergrund agiert und nur von seinem Kanonenfutter vertreten wird. Zusätzlich kommt als Idee hinzu, dass Deadpool deutlich brutaler als Superman oder Batman ist. So fließt das CGI Blut in Strömen. Hinzu kommen die vielen kleinen Jokes, beginnend mit dem Hinweis, dass man sich am besten ein rotes Kostüm anschafft, wenn man viel mit Blut zu tun hat oder die alltäglichen Probleme eines Superhelden/ Söldners mit Taxifahrern und Kleingeld. Dazu kommt erstaunlicherweise eine Liebesgeschichte, die unabhängig von den teilweise peinlichen erotischen Szenen durch die minutiöse Zeichnung der Protagonisten sogar funktioniert. Der Humor ist nicht kindisch oder kindlich, sondern irgendwo zwischen zynisch und provokativ. Deadpool hat immer einen nicht immer passenden Spruch auf Lager, aber im direkten Vergleich zu vielen anderen Helden ist er nicht selten selbst Opfer dieser Sprüche. Und nicht nur aus Sicht der ihn natürlich unterschätzenden Schurken. Seine Witze basieren auf seinen nicht immer schönen Erlebnissen und Deadpool soll ja nicht als Stand Up Entertainer die Reihen in irgendwelchen Theatersälen füllen, sondern auf der Leinwand progressiv humorvoll agieren soll. In diesem Punkt überzeugt Deadpool auch durch seine rasante wie unabhängig von der Chronologie stringente Inszenierung, die sich wohltuend von Christopher Nolans getragener Batman Trilogie oder Zack Synders opulenten Superheldenepen unterscheidet. Nicht nur Deadpool liebt es im Grunde dreckig und hart. Tim Miller liebt es, den Film schräg, vielleicht ein wenig zu schräg zu inszenieren. Immer wieder agiert er mit seiner fast fliegenden Kamera gegen die Erwartung der Zuschauer, hebt positiv in den Actionszenen die Schwerkraft auf, zeigt sich aber negativ in den wichtigen emotionalen Sequenzen zu selbstverliebt, als wenn er jedem Zuschauer deutlich machen will, dass es sich um einen Film handelt. Eine Aufgabe, die Deadpool schon selbst übernommen hat. Die exzentrischen Figuren sind unabhängig von den Unterschieden zu den Comics sehr überzeugend, sehr dreidimensional und auf eine seltsame Art und Weise liebenswert gezeichnet worden. Wie der manchmal tollpatschige, dann wieder brutale Deadpool durchlaufen sie verschiedene Entwicklungsstadion, aber wen als Parodie auf die Italo Western Deadpool mit seinen beiden Verbündeten X- Men auf das gigantische Versteck des Schurken zumarschiert, martialische Musik und einen langen Kameraschwenk, dann fühlt man sich in einem Superheldenfilm zu Hause. Bis Deadpool merkt, dass er seine Tasche mit allen verfügbaren Handfeuerwaffen im wegfahrenden und nicht mehr zu erreichenden Taxi vergessen hat. Es sind diese Kontraste, welche Deadpool wie vielleicht nur noch leider Antman aus der Masse der zu glatten Superheldenfilme herausheben und zeigen, dass es mehr Leben neben Superman, Batman und Wonder Woman gibt. Black Panther ist auch ein Schritt in diese Richtung, aber das anarchistische Chaos erlebt in diesem trotz der angesprochenen inhaltlichen Schwächen sehenswerten Streifen einen ersten Höhepunkt. Aus Deadpools Perspektive in mehrfacher Hinsicht. ![]() CINE TRASH & TREASURY
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