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Duisburger Autoren: Ein Interview mit Irene ScharenbergIrene Scharenberg![]()
Irene Scharenberg ist in Duisburg aufgewachsen und hat hier Chemie und Theologie für das Lehramt studiert. Vor einigen Jahren hat sie die Leidenschaft fürs Schreiben entdeckt. Seit 2004 sind zahlreiche ihrer Kurzgeschichten in Anthologien und Zeitschriften erschienen und in Wettbewerben ausgezeichnet worden. Kennengelernt habe ich Irene Scharenberg während einer Lesung in einer Duisburger Buchhandlung. Sie war die Erste, die mein Interesse am Regionalkrimi und an Duisburger Autoren zu neuem Leben erweckte, nachdem ich, es ist bestimmt 10 Jahre her, auf Niklaus Schmid und seinen Ermittler Elmar Mogge gestoßen war. Damals fand ich es ganz erstaunlich, dass überhaupt jemand einen Detektiv in Duisburg ermitteln ließ, und wunderte mich wenig über den Mogges Ausflug nach Ibiza – wer würde schon in Duisburg bleiben, wenn ihn das Schicksal in interessantere und vor allem ferne Gefilde führt? Scharenbergs Kommissar Pielkötter stammt aus dem wenig exotischen Münster und wirft im ersten Band Die Sünderinnen noch den Blick von Außen auf Duisburger bzw. Ruhrpotteigenheiten und auf die knappe, stark verkürzte Sprache der Region. Der Dialog „Und?“ „Muss!“ erschien mir in seiner Einsilbigkeit nie merkwürdig, bis ich ihn tatsächlich Schwarz auf Weiß niedergeschrieben in einem Pielkötter-Krimi las. Genau das ist es, was Regionalkrimis ausmachen sollte: Sie werfen im besten Fall einen liebevollen bis überspitzten Blick auf die Eigenheiten einer Region, ohne in allzu vielen Klischees zu waten. Die Grenzen zwischen zu viel und zu wenig Lokalkolorit sind fließend, denn immerhin sollen die Bücher auch in anderen Regionen der Republik gelesen werden, selbst wenn der Fokus auf der „Operationsbasis“ des Ermittlers liegt. Bereits im zweiten Pielkötter-Krimi werden Ruhrpottslang und lokale Eigenheiten etwas reduziert, was ich sehr angenehm fand, denn ich war ja bereits mit Pielkötter, seiner Gattin und Bernhard Barnowski bekannt. Irene Scharenberg findet hier eine ausgewogene Balance, ohne beliebig zu werden. Viele Regionalkrimis erschöpfen sich im gelegentlichen Einstreuen bekannter Örtlichkeiten (danke, Google Earth!), statt den Leser tatsächlich mitten ins Herz der jeweiligen Stadt zu führen. An der Hand Pielkötters spaziert – oder besser, wenn man sich als Leser dem zügigen Tempo des Hauptkommissars anpasst, marschiert man durch verschiedene Landschaften und Milieus der Stadt Duisburg. Die Fälle Pielkötters werden im Laufe der drei bisher erschienenen Titel komplexer und spannender, es lohnt sich also, dem Kommissar eine Chance zu geben, selbst wenn man normalerweise nichts mit Regionalkrimis am Hut hat. Denn zähe und hartnäckige Ermittler gibt es, ebenso wie fanatische Serienmörder, nicht nur in New York oder in London. Irene Scharenberg war bereit, einige Fragen zu Ihren Büchern und zum Schreiben zu beantworten. G.P.: Würden Sie uns ein wenig über Ihren Kommissar erzählen? Was sind seine hervorstechendsten Eigenschaften, und wie ist die Idee zu seiner Figur entstanden? I.S.: Kommissar Pielkötter hat schon einige Ecken und Kanten. Er ist eher der brummige Typ, der viel von seinen Mitarbeitern verlangt, seiner Frau eine Menge Toleranz abfordert und Gefühle nicht gerne offen zeigt. Hinter der Mauer, die ihn meist zu umgeben scheint, steckt allerdings ein sehr verletzlicher und grundanständiger Mensch. Dabei ist er sehr gewissenhaft. Anfangs hatte ich nur eine grobe Struktur seiner Charakterzüge im Kopf. Vieles hat sich dann einfach von selbst entwickelt. Ich habe ich das Gefühl, die Figur führt ein gewisses Eigenleben. Zu meinem Leidwesen gibt sich Pielkötter zuweilen recht konservativ. G.P.: Sie als Moerser Autorin schreiben über einen Kommissar, der in Duisburg ermittelt. Was hat Sie dazu bewogen, Duisburg als Schauplatz auszuwählen? I.S.: Ich weiß nicht, ob ich mich wirklich als Moerser Autorin bezeichnen sollte. Okay, ich lebe in Moers, sehr gerne sogar, aber ich würde den Begriff „Autorin“ nicht an eine bestimmte Stadt koppeln. Dazu habe ich an zu vielen unterschiedlichen Orten gelebt, beispielsweise in Münster, weshalb wohl Pielkötter auch diesen für das Revier komischen Namen trägt. Meine Kindheit und Jugend habe ich übrigens in Duisburg verbracht. Deshalb fühle ich mich dieser Stadt besonders verbunden. Seit damals hat sich hier einiges positiv verändert. Auch darauf möchte ich mit meinen Krimis aufmerksam machen. Die City mit den neuen Einkaufszentren ist viel attraktiver geworden, der Innenhafen wurde restauriert, der Landschaftspark Duisburg-Nord und etliche Wanderwege wurden geschaffen, um nur einige Beispiele zu nennen. Zudem gibt es meiner Meinung nach nur wenige Städte, wo Natur und imposante Industriekulisse sich so hautnah begegnen. Das fasziniert mich ebenso wir Kommissar Pielkötter. G.P.: Was bedeutet das Schreiben für Sie, und warum haben Sie sich für den Kriminalroman entschieden? I.S.:Schreiben ist für mich eine Form, sich in eine andere Welt zu versenken, sich in Menschen hineinzuversetzen, mit deren Problemen ich mich zum Glück im realen Leben nicht auseinandersetzen muss. Dabei stecken im Kriminalroman natürlich die unterschiedlichsten Probleme. In allen bisher erschienenen Krimis trete ich nicht als Ich-Erzähler auf. Weil ich die einzelnen Kapitel aus unterschiedlichen Perspektiven schreibe, bin ich gezwungen, die jeweilige Persönlichkeit psychologisch tief auszuleuchten. Psychologie hat mich schon während der Studienzeit ungeheuer interessiert. G.P.: Kommissar Pielkötter ermittelt mittlerweile in seinem dritten Fall – woher bekommen Sie die Ideen für Ihre Romane? Wie intensiv recherchieren Sie Handlungsorte und Personen? I.S.: Zum Glück bin ich mit einer gehörigen Portion Fantasie gesegnet. Irgendwelche Ideen kursieren immer in meinem Kopf. Allerdings ist mit einer guten Idee die Arbeit längst nicht getan. Aus allen Ideen schließlich ein logisches Ganzes werden zu lassen, erfordert eine Menge Anstrengung wie auch Disziplin. Hinzu kommt mehr oder weniger umfangreiche Recherche. Obwohl ich die meisten Handlungsorte im Vorfeld kenne, suche ich sie noch einmal auf und halte Details in meinem Notizheft fest. Als Autor von regionalen Krimis ist man da sicher in einer besonderen Pflicht. Trotzdem sind mir natürlich schon Fehler passiert. Eine große Hilfe bei der Recherche allgemein ist natürlich auch das Internet. Ansonsten Frage ich bei Fachleuten nach. Für „Gefährliches Doppel“ zum Beispiel habe ich etliche Geburtskliniken angerufen. Zum Glück lassen sich die meisten Fragen schnell klären. Einer meiner Nachbarn arbeitet bei der Polizei. Zudem gibt es auch noch eine Mailingliste der Vereinigung deutschsprachiger Kriminalautoren, auf die ich zurückgreifen kann. G.P.: Wie sieht Ihr Alltag als Krimiautorin aus? I.S.: Leider komme ich nicht regelmäßig zum Schreiben und es gibt sicher etliche Tage, an denen sich mein Alltag nicht von dem vieler anderer Menschen unterscheidet. Natürlich gibt es auch Phasen, in denen die Ideen auf mich einströmen, und ich notfalls die Nächte nutze, um alles festzuhalten. Daneben setzen Lesungen natürlich gewisse Akzente, besonders die im Rahmen von Krimifestivals. Beispielsweise habe ich im April auf der Criminale in Bern zum ersten Mal vor internationalem Publikum gelesen. G.P.: Haben Sie Tipps für angehende Autoren, die gerade an ihrem ersten Buch sitzen? I.S.: Über die Tipps könnte man wahrscheinlich ein eigenes Buch verfassen, trotzdem möchte ich hier zwei wichtige Dinge nennen: 1.) Spannen Sie eine vertraute Person als Testleser und Lektor ein, da nicht immer alles so verständlich ist wie der Autor es glaubt! 2.) Lassen Sie sich durch Absagen von Verlagen auf keinen Fall entmutigen und versuchen Sie es erneut! I.S.: Ich hoffe doch, dass es noch weitere Fälle für Kommissar Pielkötter geben wird, immerhin ist die Figur mir und vielleicht auch einigen Lesern inzwischen richtig ans Herz gewachsen. Zudem befindet sich seine familiäre Situation in einer Art Schwebezustand, in dem für mich noch nicht das letzte Wort gesprochen ist. Womit Pielkötter in dem vierten Krimi beruflich zu kämpfen hat, möchte ich an dieser Stelle noch nicht verraten. Nur soviel: Alles ist anders, als es zunächst den Anschein hat und es wird sehr spannend, wie ich hoffe. ![]() LITERRA[i]tour[/i]
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