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Zack and Miri make a PornoKevin Smith ist auch heute noch ein Medienphänomen, wo er sich auf den Lorbeeren seiner ersten frechen Filme ausruht, während er minimalistische Komödien oder Urban Horror Filme dreht, während Fortsetzungen zu Clerks oder Mallrats scheitern. Wer Kevin Smiths zwei Bücher über teilweise seine Zeit in Hollywood gelesen hat, wird erkennen, dass ein wichtiger Bruch die Arbeit mit Bruce Willis an CopOut gewesen ist. Willis hat Smith niemals für voll als Regisseur genommen und sich vor allem auf sich selbst konzentriert, während Kevin Smith seine künstlerischen Grenzen erkannt hat. Viel interessanter aus heutiger Sicht ist, dass ohne einen direkten Bezug Kevin Smith eine Art emotionale Variation seines zitierfähigen Chasing Amy mit Zack and Mirri make a Porno 2008 gedreht hat. Der Titel ist ohne Frage auch eine Provokation an die prüde Gesellschaft, aber vor allem geht Kevin Smith den notwendigen Schritt weiter, welcher er seinen Protagonisten in Chasing Amy auf der Suche nach ihrem Platz im Gefühlsleben noch nicht zugetraut hat. In Chasing Amy haben die beiden Comickünstler sehr viel. Eine gemeinsame sehr erfolgreiche Serie, deren Verfilmung ansteht. Eine tolle Wohnung und anscheinend ausreichend Geld. Bei den Freunden Miri Elizabeth Banks und Zack Seth Rogers ist fast alles anders. Sie leben zwar auch in einer gemeinsamen Wohnung, aber sie haben hohe Schulden und zahllose unbezahlte Rechnungen. Zack lernt auf einem seiner Klassentreffen einen ehemaligen Mitschüler besser kennen, der inzwischen als Schauspieler in Schwulen Pornos mitarbeitet und gutes Geld verdient. Da am gleichen Abend Wasser und Strom in ihrer Wohnung abgestellt worden sind, denken sie in einer nahe gelegenen Bar über ihre Situation nach. Zack schlägt vor, einen Pornofilm zu drehen und ihn über das Internet zu verbreiten. Miri ist anfänglich von dieser Idee schockiert, willigt aber schließlich ein, eine Rolle zu übernehmen. Der Film soll Star Whores als erotische Parodie auf Star Wars heißen, auch wenn aus Kostengründen keine Szene vor den Kulissen der George Lucas Produktionen spielt. Sie veranstalten ein Casting und heuern schließlich mit der Aussicht auf Gewinnbeteiligung vier weitere Schauspieler - darunter auch Kevin Smiths besten Freund Jason Mewes in der Rolle des Lester an. Dazu einen Kameramann mit schräger Vergangenheit und einen Produzenten, ein guter Freund von Zack. In einer weiteren Hommage an Clerks wird der geplante Drehort plötzlich und ohne Vorwarnung abgerissen, so dass sie auf ein Cafe ausweichen müssen. Als Zack und Miri eine gemeinsame Sexszene vor der Kamera spielen sollen, kommt es zu einer ungewöhnlichen, für den Zuschauer aber erwarteten Eskalation. Kevin Smith hat extreme Probleme mit dem Wort Porno im Titel gehabt. Das ging so weit, als das die amerikanischen Studios sogar um das R Rating kämpfen mussten und der Film nicht ordnungsgemäß vertrieben werden konnte. Dabei wird übersehen, dass es sich um eine der besten Kevin Smith Komödien handelt. Kevin Smith zeigt die Suche nach dem wahren Partner fürs Leben aus einer ungewöhnlich lebhaften, teilweise selbstironischen Perspektive, welche verschiedene Generationen anspricht. Zusammen mit Jersey Girl in diesem Streifen stimmt die Balance zwischen den romantischen Szenen und den platten Kevin Smith Provokationen am besten und nachhaltigsten - und Chasing Amy hat Kevin Smith seine Zuschauer darauf vorbereitet, dass es um Sex geht. Natürlich in seiner Phantasie um schmutzigen und wilden Sex. In der Realität sind seine Protagonisten in erster Linie Realtäter, denn die gestellten Pornoszenen kann kein Zuschauer ernst nehmen. Am Ende des Films wird die mögliche Liebesnacht schamhaft zu den Endcredits überleitet und auch in Chasing Amy staunt Banky Edwards, als er seinen Freund Holden eng umschlungen mit der nackten Alyssa Jones im gemeinsamen Wohnzimmer findet. Ansonsten wird in Kevin Smith Filmen sehr viel in erster Linie über Sex gesprochen. Auch hier hat der Amerikaner mit der abschließenden Trennungsszene und dem naiven Versuch, mittels eines Dreiers zwischen Banky, Amy und ihm selbst eine neue Gemeinschaft herbeizuführen gezeigt, dass Sex in erster Linie auch eine Suche nach neuen Erfahrungen ist, an denen manche Menschen wachsen, während andere durch das eigene Scheuklappendenken in ihrer Entwicklung zurückstehen und sich selbst damit schaden. Da Kevin Smith immer ein Feuerwerk von doppeldeutigen Dialogen abfeuern muss, was zu einer unrealistischen Übersättigung führen kann. Jeder zweite Witz trifft allerdings ins Schwarze und in dieser Beziehung überzeugt die hohe Trefferquote von Kevin Smith sehr viel mehr als das er daneben zielt. Natürlich ist es wichtig, dass ein vordergründig frivoler Film auch eine entsprechende Anzahl von Anspielungen und Seitenhieben beinhalten muss. Dabei geht Kevin Smith an die Grenzen des R Rating und könnte die entsprechenden Behörden provozieren. Aber kaum droht die implizierte Erotik zu sehr zu dominieren, entzieht er dem Kunstwerk des Pornos seinen Boden, in dem wieder eine Katastrophe passiert und die eher theoretische erotische Spannung sich gänzlich in Luft auflöst. Mit den Dreharbeiten und den zahllosen chaotischen Szenen, welche diesen Dreh begleiten, unterstreicht er auch seine Liebe für Guerillafilme, die er am Beginn seiner Karriere ja selbst inszeniert hat. Aus der persönlichen Perspektive zeigte er überdeutlich auf, dass Filme machen und Filme sehen immer noch zwei sehr unterschiedliche Paar Schuhe sind. Die ganze im Grunde wie im Porno gefälschte sexuelle Anziehungskraft hat Kevin Smith im Gegensatz zu einigen Ideen seiner neuen Low Budget Streifen sehr gut unter Kontrolle. Immer wenn es zu schlüpfrig im ernsteren Sinne des Wortes werden könnte, schlägt sich Kevin Smith auf die romantische Seite und zeigt gänzlich andere Seite. Miri und Zack lieben sich trotz allerdings Unterschiede, auch wenn sie es sich wie Harry und Sally nicht eingestehen wollen oder können. In einigen Punkten scheint Kevin Smith auf eine sehr bestimmte Art auch den Boden für die erfolgreiche Sitcom How I meet your mother geebnet zu haben, in denen es von der erste bis zur letzten Folge auch rückblickend nur um das endgültige Zusammenkommen von Robin und Ted geht. Kevin Smith geht ausgesprochen sensibel und ungewöhnlich nicht nur mit dem Thema Liebe inklusiv lange Zeit nur theoretischen Sex um, sondern zeigt auf, dass alles drum herum irgendwo zwischen sensitiv bis nicht komfortabel angesiedelt worden ist. Natürlich erfindet Kevin Smith in dieser Hinsicht das Rad nicht neu, aber er spricht nicht nur eine andere Generationen überwiegend bis zur Übertreibung extrapoliert mit ihren eigenen Worten an, er ist mutig und willig genug sich einzugestehen, dass wahre Liebe schwer zu finden und noch schwerer zu halten ist. Dabei zeigt er nicht nur eine ungewöhnliche Sensibilität, sondern in einem direkten Vergleich mit seinen ersten Filmen einen spürbaren Reifegrad zeigen. Vor allem zeichnen den Film die auf der einen Seite liebenswerten, sich aber auf der anderen Seite immer wieder im Weg stehenden Charaktere aus. Das Rogen und Banks wirklich ein Paar werden, entspricht ein wenig mehr den Wendungen des Drehbuchs als der Realität. In Chasing Amy wirkte Holden attraktiv, wenn auch ein wenig selbstverliebt und eingebildet, aber anziehend. Rogen agiert wie ein liebenswerter Chaot, mit dem man Pferde stehlen kann, mit dem aber ein Zusammenleben nicht wirklich möglich erscheint. Mit seinem im Grunde fast naiven Optimismus und seinem Hang zu unrealistischen Ideen, die nur im Film umgesetzt werden, agiert er wie eine Art armer Sunnyboy auf der Suche nach den Höhepunkten des nächsten Tagen. In diese Konstellation passt, dass seine ab Ende des Films seine Schulden nicht reduziert haben, der Porno als plötzlich fallen gelassene Idee niemals fertiggestellt worden ist und er trotzdem das Mädchen bekommt. Natürlich gilt diese auf ein Happy End zusteuernde Lebensweisheit für viele romantische Komödien, aber in diesem Punkt hat Kevin Smith in einigen seiner Filme auch nachhaltig bewiesen, dass er seine Geschichten sehr viel konsequenter zu Ende denkt und sich nicht nur wie im vorliegenden Streifen positiv wie negativ von seinen Figuren an einer langen Leitplanke entlang ziehen lässt. Banks als Miri ist auf eine bewundernswerte Art und Weise erotisch und kumpelhaft zu gleich. Sie verkörpert eine junge Frau, mit welcher Mann gerne Sex haben möchte, mit der man aber auch Pferde stehlen kann. Fast ein wenig zu gut um real zu sein. Vor allem schafft es die Schauspielerin, in Kombination mit Roger ein perfektes Timing für von den Dialogen getriebene Situationskomik zu entwickeln. Um diese beiden Hauptfiguren herum hat Kevin Smith eine Reihe von interessanten Nebenfiguren platziert. Traci Lords hat einen kleinen Auftritt, wobei ihr Talent für das Pornobusiness beschieden wird. Jason Mewes dominiert jede Szene, in welcher er auftritt. Ohne zu sehr auf seine Jay Persönlichkeit auszuweichen gilt es ihm, ein wenig eigenständig zu erscheinen und trotzdem Kevin Smith Fans heimisch fühlen zu lassen. Vor allem aber Craig Robinson dominiert die Leinwand. Seine Argumentation gegen oder für Rassismus erinnert nicht nur von der Qualität her an eine entsprechende Szene in Chasing Amy, in der es um die tausende von Arbeitern geht, die bei der Vernichtung des Todessterns unschuldig ums Leben gekommen sind. Dann spricht er über seine Frau und leitet gleichzeitig das Casting der potentiellen zukünftigen Pornostars. Ohne albern oder kitschig zu erscheinen brilliert er angesichts der auch sehr gut geschriebenen Dialoge, während der ehemalige Klassenkamerad Justin Long so stolz auf seine Homosexualität ist. Ein ungewöhnliches Zeichen in einem Kevin Smith Film, in dem im Grunde nur Amy ihre Bisexualität relativ offen zeigen durfte, während ansonsten Homosexualität auf der gleichen Stufe wie Verklemmtheit steht. Hinsichtlich seiner Figuren macht Kevin Smith sehr viel richtig. Wer gerne die Struktur des Films anschaut wird eine gewisse Doppelung feststellen. Banks und Rogen bilden das eine Doppel, ansonsten treten oft Mewes und Robinson gemeinsam unter natürlich anderen Vorzeichen auf. Von einem vulgären Gegenstück zu Harry and Sally zu sprechen ist wahrscheinlich ein wenig zu frech, aber Kevin Smith hat sich intensiv zwischen den Zeilen mit dieser Möglichkeit auseinander gesetzt und bei der inzwischen als Klassiker zu bezeichnenden Komödie wissen die Zuschauer schon lange vorher, dass die Beiden zusammengehören und sie sich im Grunde nur immer wieder im Wege stehen. Aber Kevin Smith erreicht nicht die emotionale Tiefe dieser über im Grunde Jahre angelegten Figuren, sondern konzentriert sich auf subversiven, provokativen und manchmal auch ein wenig kindischen Humor. Der Titel sollte Zuschauer nicht davon abschrecken lassen, den Film zu sehen. Natürlich steht die Komödie ein wenig im Schatten des deutlich exzentrischeren und besser strukturierten Chasing Amy, der mit einer Reihe von wahnsinnigen Monologen - Holden erklärt Amy seine unsterbliche Liebe aus der Masse der guten Kevin Smith Komödien sehr positiv herausragt, aber in diesem Schatten zeigt der stringente, auf einer verrückten Ideen basierende Plot, wie Menschen sich mit ihrer allerdings zivilisatorischen / monetären Klemme beschäftigen und welche Lösungsmöglichkeiten sie suchen. In dieser Hinsicht schließt sich der Kreis zu Kevin Smith, der ja auch mit ein wenig mehr als Taschengeld, einem guten Drehbuch und viel Improvisation vor langer Zeit ausgezogen ist, um mit Clerks irgendwann und irgendwie Hollywood zumindest für einen Augenblick zu erobern. Und in einer Hinsicht erweckt Zack and Miri make a Porno im Zuschauer nostalgische Gefühle. Solche Filme macht Kevin Smith heute leider nicht mehr. ![]() CINE TRASH & TREASURY
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