Main Logo
LITERRA - Die Welt der Literatur
Home Autoren und ihre Werke Künstler und ihre Werke Hörbücher / Hörspiele Neuerscheinungen Vorschau Musik Filme Kurzgeschichten Magazine Verlage Specials Rezensionen Interviews Kolumnen Übersicht
Neu hinzugefügt Artikel Partner Das Team
PDF
Startseite > Kolumnen > Jennifer Schreiner > VAMPIRSCHLAMPEN > Erotische Fantasien - II
emperor-miniature

Erotische Fantasien - II


Sex-Bomb-Boogie oder „Ich bin immer noch schlecht“

Vorgeschichte
Nachdem ich zusammen mit einigen anderen Autorinnen „Die Vampirschlampen“ gegründet hatte, hoffte ich, meine Umwelt würde lachen, uns Humor bescheinigen und alles würde sich ändern.
(Da zeigt sich wieder einmal, wie naiv ich im Grunde meines Herzens doch bin. Kein Wunder also, dass ich Liebesromane schreibe.)
Natürlich änderte sich …. gar nichts. Die Leute und Leser die vorher schon wussten, dass ich nicht vorne halbnackt auf meinem eigenen Buchcover rumturne, wussten es immer noch und die anderen…denen war es einfach egal. Und die mich für „schlecht“, „verdorben“ und „frustriert“ hielten… , sahen sich durch „Die Vampirschlampen“ schlicht und ergreifend in ihrer Meinung bestätigt – und griffen einfach zu den nächsten Urteilen und Vorurteilen.

Aussehen
Es wäre absolut falsch und gelogen zu behaupten, ich hätte keine Vorurteile.
Mein erster Satz, als ich hörte, dass eine meiner Lieblingsautorinnen zur Liebesromanmesse nach Deutschland kam, war damals: „Hoffentlich ist die halbwegs hübsch, sonst will ich von der keine Liebesromane mehr lesen.“
Nach einem extrem bösen Blick meiner Freundin und Mit-Vampirschlampe Nina Behrmann tröstete ich mich damit (Ein dickes Danke an mein Studium, mit dessen Hilfe ich mein Verhalten tatsächlich „harmlos“ erklären kann), dass sich jeder Gedanken um seine Mitmenschen macht und sie in Schubladen einordnet.
So sind wir alle irgendwie ein Opfer unserer eigenen Fantasie und Vorstellungskraft. Denn ständig visualisieren wir Frauen und Männer, die wir noch nie gesehen haben, gerade nicht sehen können und wahrscheinlich auch nie sehen werden.
Als Beispiel seien hier Gesprächspartner am Telefon genannt (Heute schon bei einem Kundendienst angerufen?), Radiomoderatoren oder eben auch Autoren.
Anhand der Stimme stellen wir uns vor: hübsch oder hässlich, alt oder jung, selbst Sympathiefaktoren spielen dabei eine Rolle.
Und bei Autoren…? Na, da spielt ganz klar das Genre eine Rolle. (Jaja, ich könnte das alles viel detaillierter und wissenschaftlicher erklären, aber so macht es doch viel mehr Spaß, oder?)
Also denken die Leser: Jemand der einen Krimi schreibt, ist selber vielleicht ein bisschen wie ein Ermittler – oder eben das Gegenteil und verrucht.
Frauen, die witzige Frauenromane schreiben, zeichnen sich durch einen pfiffigen Haarschnitt aus und sind auch sonst lustig und aufgeschlossen.
Über Horror- und Fantasyautoren …naja…schließen Sie einfach die Augen.

Die Liebesromanautorinnen?!
Da gibt es mehrere Unterscheidungen:
- Sie darf ein wenig „historisch“ sein, wenn sie in dieser Sparte schreibt. Hier darf sie auch gerne ein wenig füllig sein, solange es nicht zu füllig ist und auch mal altertümliche Kleidung tragen.
- Sie darf ein wenig „Gothic“ sein, wenn es zu dem passt, was sie schreibt
- Pfiffig, wenn sie witzige Frauenromane schreibt
- Lustig, wenn sie Chic Lit schreibt
- Emanzipiert … uh! oh…Pech gehabt
- Die Erotikautorin? Entweder eine Sexbombe oder eine frustrierte und hässliche Hausfrauenziege. Wobei Sexbombe gerne auch mal mit „Billig“ gleichgesetzt wird.

Die Grenzen der oben genannten Unterscheidungen sind fließend.

Generell:
Wir sind gelangweilte Hausfrau – oder wie es auf einem Forum bezeichnenderweise heißt „Gefrustete Hausfrauen“. Weswegen wir alle gefrustet sind, wird nicht näher erklärt, ich nehme an, die Autorin dieser Behauptung glaubt, wir seien einfach sexuell nicht ausgelastet und aus diesem Grunde würde unsere Fantasie Amok laufen.
Ich kann nicht für die anderen Erotik-Autorinnen reden, aber ich hatte bisher nicht das Gefühl, dass irgendeine von uns gelangweilt ist – oder gefrustet.
Ich weiß auch nicht so ganz, wie ich mir das „gefrustet“ vorzustellen habe, wenn es um die Geringfügigkeit meiner Arbeit als Hausfrau geht: Ist Hausarbeit weniger anstrengend, weniger anerkannt und weniger wert? Haben Hausfrauen zuviel Zeit und schreiben weil sie nicht ausgelastet sind? Oder haben sie beim Putzen, Waschen, Bügeln, Aufräumen, Einkaufen und Kochen… zu wenig Abwechslung?
Ehrlich?! Ich habe keine Ahnung! Ich bin seit der Geburt meines Sohnes tatsächlich zu Hause, aber ich kann nicht behaupten, dass mir langweilig wäre, Hausarbeit doof und weniger anstrengend, oder ich einfach zuviel Zeit hätte.
Aber was weiß ich denn schon? Ich bin ja „nur“ eine Hausfrau. Wie es ein Forumnutzer es schafft, nicht nur Schriftstellerinnen zu beleidigen, sondern im selben Satz auch Hausfrauen und die von ihnen gewählte Aufgabe herabzusetzen, ist ein Wunder und wahrscheinlich ist hier entweder ein genialer Autor am Werke, der noch nicht entdeckt wurde, oder … (manchmal denkt mein Gehirn wahrlich gemeine Dinge)
Auf jeden Fall liegt hier eine bösartige Abwertung der Hausfrau vor und ist schon allein deswegen einfach lächerlich.

Das Billig-Image:
Genau genommen gehörte schon das „typische gelangweilte und frustrierte Hausfrau“ dazu. Aber es kommt noch besser: Ausgefressene Haare, schnoddriges Äußeres (wahrscheinlich vom vielen Putzen selber Schmutzig geworden?) und schreckliches Make up (zerfließt, vermutlich weil man beim Bügeln schwitzt?)

Oder genau das Gegenteil:
Egal wie die gängige Liebesautorin ausschaut und oder ob ihr es steht. Sie trägt Dessous in allen passenden und unpassenden Lagen (zum Beispiel beim Putzen). Auch wenn sie einmal ihre vier Wände verlassen darf, hat sie möglichst wenig an. Aus diesem Grund ist Deutschland das perfekte Land für die Liebesromanautorinnen. (Wir lieben es auch, nackt zu bügeln.)
Aber im Grunde ist das ja nur eine andere Variante der Marke „Billig“.

Alter
Wie enttäuscht sind viele, wenn sich die Autorin – ach Du Schreck! – als Fünfzigplus erweist?
Und – Sakrileg! – vielleicht schon Enkel hat?
Anscheinend darf man ab einem bestimmten Alter nicht mehr von Lust und Liebe träumen? Und erst recht nicht diese Fantasien in Texten einfangen. (Scheiß was auf die Lebenserfahrung, die man benötigt, um Erotik, Sex und Liebe anständig und ehrlich rüberzubringen.)
Man fühlt sich selbst so herrlich aufgeklärt und verlockend, wenn man diese Bücher liest – aber bitteschön! Alles hat jawohl seine Grenzen! Und hässlich und/oder alt geht da nun mal gar nicht! Sex im Alter ist Tabu.
(Wenigstens für Frauen.)
Keiner will lesen, wie eine alte Fünfzigjährige Frau von Sex schreibt. Märchen will man von der!

Schönheit und das Gegenteil
Nehmen wir das andere Extrem: Die echte Erotikautorin muss erotisch sein, basta!
(Eventuell reicht gerade eben noch hübsch und lustig!)
Die Leserfantasien projizieren sich gerade in diesem Genre oft auf den Autor. Wahrscheinlich, weil es einfach soviel Spaß macht (Wer stellt sich bei sexuellen Fantasien schon eine hässliche Person vor?)
Und keiner will erotische Fantasie von hässlichen und dicken und alten Leuten lesen – oder von ungepflegten.

So dürfen Männer mit abgekauten, schmutzigen Fingernägeln Fantasy schreiben und vorlesen. Keiner mokiert sich. Wenn dieselben Männer Erotik schreiben sind sie gleich „schmutzige alte Männer mit Altmännerfantasien“.
Die Frauen in solch einem Falle - oder wenn sie schon älter oder eben nicht ganz so schön sind – gelten als frustriert, weil sie „keinen abbekommen haben“.
Fazit:
1. Die Autorinnen nutzen Liebes- und Sexträume als Therapie, weil sie nur als Pärchen glücklich werden können. Schließlich ist doch jemand, der alleine ist kein vollständiger Mensch!?
2. Bist du alt und nicht perfekt, bist du allein und frustriert?!

Alles hübsch oder was?!
Jetzt sollte man meinen, wenn die Autorin gut ausschaut und womöglich auch noch jung ist, sei alles ein Zuckerschlecken.
Doch Mitnichten!
„Bist du das auf dem Cover?“ ist noch harmlos.
„Machst du so was auch?“
„In welchen Swingerclub gehst du denn so?“
Bei Lesungen immer (wirklich immer!): „Bist du die Hauptfigur?“
Oder etwas harmloser: „Wie viel von der Hauptfigur steckt in deiner Protagonistin?“
Gemeint ist aber immer (wirklich immer): „Wie viel von dem in deinem Buch machst du in deinem Privatleben?“

Also hier noch einmal eine eindringliche Warnung für alle potentiellen Leser: (Ich kann nicht für alle Liebesromanautorinnen sprechen, aber es trifft auf sehr viele auch zu)
Ich bringe Leute um, esse kleine Kinder, verfasse religiöse und politische Hetzkampagnen und arbeite am Untergang der Welt.
Mit Zettel und Stift.

PS. Sherrilyn Kenyon, alias Kinley MacGregor sah auf der Liebesromanmesse toll aus, hat drei Kinder und war wesentlich älter als ich gedacht hatte. – Ich lese ihre Bücher trotzdem noch.

Wer mehr über die Autorin Jennifer Schreiner oder ihr aktuelles, erotisches Vampirbuch „Zwillingsbuch“ erfahren möchte, kann ihre Homepage www.JenniferSchreiner.com besuchen.
Und auch die www.Vampirschlampen.de ist eine gute Anlaufstelle für „frustrierte“ Autoren. Dort und auf LITERRA wird künftig in mehr oder weniger regelmäßigen Abständen eine satirische Vampirschlampenkolumne veröffentlicht.
http://www.vampirschlampen.de
© http://www.vampirschlampen.de

VAMPIRSCHLAMPEN
Beitrag Erotische Fantasien - II von Jennifer Schreiner
vom 25. Nov. 2007


Weitere Beiträge

BuCon 2008 – irgendwie anders BuCon 2008 – irgendwie anders
Tanya Carpenter
30. Okt. 2008
Vampirschlampen - Bucon 2008 Vampirschlampen - Bucon 2008
Jennifer Schreiner
27. Okt. 2008
Ein ganz normaler Tag – Heute mit der Disziplin meiner persönlichen Muse Ein ganz normaler Tag – Heute mit der Disziplin meiner persönlichen Muse
Jennifer Schreiner
03. Sep. 2008
Edition Vampirschlampen - Band 2 Edition Vampirschlampen - Band 2
Ulrike Stegemann
15. Apr. 2008
Die Vampirschlampen - Band 2 Die Vampirschlampen - Band 2
Ulrike Stegemann
10. Apr. 2008
[Seite 1] [Seite 2]

[Zurück zur Übersicht]

Manuskripte

BITTE KEINE MANUS­KRIP­TE EIN­SENDEN!
Auf unverlangt ein­ge­sandte Texte erfolgt keine Antwort.

Über LITERRA

News-Archiv

Special Info

Batmans ewiger Kampf gegen den Joker erreicht eine neue Dimension. Gezeichnet im düsteren Noir-Stil erzählt Enrico Marini in cineastischen Bildern eine Geschichte voller Action und Dramatik. BATMAN: DER DUNKLE PRINZ ist ein Muss für alle Fans des Dunklen Ritters.

Heutige Updates

LITERRA - Die Welt der Literatur Facebook-Profil
Signierte Bücher
Die neueste Rattus Libri-Ausgabe
Home | Impressum | News-Archiv | RSS-Feeds Alle RSS-Feeds | Facebook-Seite Facebook LITERRA Literaturportal
Copyright © 2007 - 2018 literra.info