Macabros 5: Rha-Ta-N'mys Totenstadt
Mit dem fünften MACABROS Sammelband bestehend aus jeweils zwei Teilromanen schließt der Zaubermond- Verlag den ersten Handlungsabschnitt der neuen Macabros Inkarnation ab. Der Stammautor der ersten Hardcover Christian Montillon führt im Impressum anscheinend nur noch als Lektor geführt. Daher stellt sich die Frage, ob er den vorliegenden Roman auch geschrieben hat. Ein anderer Autor wird nirgendwo expliziert aufgeführt. Stilistisch lässt sich kein Unterschied feststellen. Schon in den Auftaktromanen hat Christian Montillon Dan Shockers prägnanten Stil vorsichtig modernisiert, aber in seiner Struktur sehr gut für die alten Fans wie auch eine neue Lesergeneration erhalten.
Mit dem vorliegenden Doppelabenteuer werden die einzelnen Handlungsebenen sowohl in der Gegenwart der Erde als auch auf der Parallelwelt Itaron zusammengeführt und im zweiten Teil schließlich in der Totenstadt abgeschlossen. Dazu muss insbesondere im ersten Band hektisch und teilweise unnötig alternierend zwischen den einzelnen Spannungsbögen hin und her gesprungen werden. Blickt man über den Tellerrand des vorliegenden Bandes hinaus hätten die Autoren insbesondere im dritten und vierten Abenteuer der Macabros Serie Komponenten der Gesamthandlung, die aufgrund des Zyklusabschlusses beendet werden müssen, sehr viel sanfter und eleganter auflösen können. Wie manche gegenwärtig laufende Miniserie hat der erste Subzyklus manchmal zu unentschlossen gewirkt, in dem gute Komponenten bis zum letzten Band gestreckt und Nicht als kleine Zwischenhöhepunkte abgearbeitet worden sind. Damit soll auf keinen Fall angedeutet werden, das diese Ideen an sich langweilig oder schwach sind, das Tempo und die Strukturierung sind im vorliegenden ersten Spannungsbogen nicht optimal strukturiert.
Wie sich schon in den Vorgängerbänden andeutete, gerät die Welt des Augenblicks Itaron in höchste Gefahr. Die Strukturen drohen sich aufzulösen. Das Wiedererstarken Rha-ta-N´my, einer Feindin aus der alten Heftromanserie, hat Macabros den Umfang der Bedrohung, der von Itaron auch der Erde droht, vor Augen geführt. Auf der Erde wird Danielle de Barteauliee tödlich verletzt. Wie der Leser in der schwächsten Nebenhandlung des vorliegenden Buches ahnt, kann ihr nur in der Totenstadt der Rabendämonin und damit im Zentrum der Macht der Feindin geholfen werden. Björn Hellmann bzw. sein Doppelgängerpart Macabros versuchen in die Totenstadt einzudringen. Dort hat Mascada mit der Beschwörungsformel begonnen, die sie dank der insgesamt sieben Augen des weißen Manjas zur neuen Göttin der Dämonen machen wird. Es ist klar, dass alle Protagonisten sich letzt endlich für den Showdown an diesem Ort versammeln. Auch wenn es für einen Augenblick so aussieht, als kämen einige der Helden zu spät.
Der Anfang und das Ende des fünfbändigen und damit zehnteiligen Zykluses wird dem Leser rückblickend am ehesten in Erinnerung bleiben. Sehr geschickt mit einer überzeugenden Prämisse wird Björn Hellmann alias Macabros reaktiviert. Dabei begegnet der Leser sehr vielen vertrauten Gestalten aus der Heftromanserie. Gleichzeitig wird der Bogen zu potentiellen neuen Lesergenerationen geschlagen. Genauso das sehr komprimiert beschriebene Ende, das in erster Linie vom Hintergrund der Totenstadt lebt. Die Atmosphäre ist sehr dunkel, nihilistisch. Die Beschreibungen originell und für das Macabros Universum sehr passend.
Die Schwäche des vorliegenden Bandes ist eine fehlende Weiterentwicklung der einzelnen Figuren. Der Erzschurke hat gegen Ende des Buches ein oder zwei eindrucksvolle Szenen, die aber eher folgerichtig und konsequent als wirklich überzeugend wie auch überraschend abgeschlossen werden. Durch die plottechnische Enge reagieren die einzelnen Figuren immer stärker auf die Ereignisse und werden im leider nicht selten konstruiert erscheinenden Plot mitgerissen als das sie wirklich eigene Entscheidungen treffen können. Es ist schade, das die Sorgfalt hinsichtlich der nuancierten und dreidimensionalen Zeichnung der Figuren der ersten Romane im vorliegenden Band nicht fortgesetzt wird.
Insbesondere Anhänger von Dan Shockers selbst im reichhaltigen und vielschichtigen Mystery- Universum seltener Schöpfung mit einem sehr umfangreichen Kosmos werden durch den ersten Minizyklus zufrieden gestellt. Handlungstechnisch zwar konstruiert, aber folgerichtig und konsequent wird die Serie zu Ende geführt. Der Verzicht auf lockere Enden und eher zweideutige Epiloge gleicht einige Schwächen des vorliegenden Romans aus. Dan Shockers Figuren und vor allem seine zahlreichen, farbenprächtigen Handlungsorte sind mit viel Respekt und Liebe zum Detail modernisiert worden. Auf der negativen Seite hätte Dan Shocker die gleiche Geschichte genauso intensiv wie spannend mit der halben Seitenzahl erzählt. Insbesondere im Mittelteil und im vorliegenden Roman in der hektischen und sprunghaften, viel zu wenig stringenten ersten Hälfte zeigt sich exemplarisch, wie viel meisterhafter und routinierter die MAcabros- Heftromanabenteuer konstruiert worden sind.
Zusammengefasst stellt Rha-Ta-N'mys Totenstadt einen soliden, aber nicht immer wirklich inspirierten Abschluss eines der besten Hardcover Debüts im Rahmen des Zaubermond- Verlages innerhalb der letzten Jahre dar. Insbesondere die abweichend von den anderen Hardcovern liebevollere Ausstattung mit Innenillustrationen von Sandra Giel gleich die teilweise qualitativ uneinheitlichen Titelbilder mehr als aus. Auch die Zweiteilung der Hardcover auf zwei eng verbundene Geschichten - siehe auch Coco Zamis - gibt den Plots etwas mehr Dynamik. Macabros ist weiterhin eine der Glanzserien im Rahmen des Zaubermond- Verlages und eine uneingeschränkt empfehlenswerte und gelungene Hommage an das von vielen Lesern immer noch zu Recht verehrte Original.
02. Jan. 2010 - Thomas Harbach
Der Rezensent
Thomas Harbach

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